Das Haus der katholischen Kirche an der Königstraße steht vor einem Umbruch. Foto: HdkK

Mitarbeiter im Haus der katholischen Kirche kritisieren die Kommerzialisierung durch die Ausweitung des Cafés und der Handelsfläche. Der Leiter des Hauses widerspricht: „Wir sind ein offenes, gastfreundliches Haus mitten in Stuttgart und werden es bleiben.“

Stuttgart - Über die Zukunft des Hauses der katholischen Kirche wird heftig diskutiert. Im Grund seit Hochland im April dieses Jahres erklärt hatte, dass man den auslaufenden Vertrag zum Jahresende nicht verlängern werde. Birgit Krauße von Hochland bestätigte bereits im April dieses Jahres gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“, „dass viele Gäste kamen, die nicht genug konsumiert haben, um ein Café dieser Größe auskömmlich betreiben zu können“.

„Schon da herrschte bei allen Beschäftigten große Unruhe“, sagt eine Mitarbeiterin des Buchhandels, „und wir sind lange hingehalten worden.“ Jetzt, da das neue Konzept klar sei und neue Tarifverträge gelten, herrsche bei der Belegschaft Unmut. Man könne das neue Konzept nicht nachvollziehen, sagt die Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Roland Weeger, der Leiter des Hauses, zeigt Verständnis: „Wir verstehen, dass die anstehenden Veränderungen bei den betroffenen Mitarbeitern zu Verunsicherungen führen. Das weiß jeder aus der eigenen Erfahrung, Neues bringt viele Chancen, aber zunächst auch Ängste mit sich. Wir sind dennoch davon überzeugt, dass mit dem Atrium 7 etwas Neues entsteht, das gut zum Haus der Katholischen Kirche passt.“

Handel auf 420 Quadratmeter

Im Grunde geht es darum, an der Königstraße 7 auf 420 Quadratmetern dem Handel und der Gastronomie einen marktgerechten Raum zu geben. Denn weder Hochland noch die Buchhandlung konnten unter diesen Bedingungen einkömmlich wirtschaften. Bisher frequentierten im Schnitt 800 Gäste am Tag das Haus. Um wirtschaftlich zu arbeiten, sind das zu wenig. Daher proklamiert Ulrich Peters, der Vorstand der Schwabenverlag AG: „Wir brauchen deutlich mehr Traffic auf der Fläche. Wir werden das Potenzial aller Partner voll ausschöpfen.“ Klar ist auch: Die Kosten für Heizung und Strom sind enorm. Sowohl für die katholische Kirche als Vermieter als auch die Mieter in der Umlage. Die katholische Kirche in Stuttgart bezuschusst das Haus jedes Jahr mit gut 340 000 Euro. Das soll auch in Zukunft so bleiben.

Auch die Buchhandlung konnte auf 60 Quadratmetern Fläche kaum Gewinne machen, so die Mitarbeiterin. Aber jeder Versuch, die Waren attraktiv zu inszenieren, sei mit dem Hinweis auf die Brandschutzauflagen zu Nichte gemacht worden. „Und jetzt heißt es“, so die Mitarbeiterin, „das mit dem Brandschutz sehen wir nicht mehr so eng.“ Dem widersprechen die Betreiber: Tatsächlich werde das Café zwar künftig mehr Raum einnehmen, auch werden die angebotenen Bücher, Klosterwaren und die Taschen der Caritas im Atrium präsenter sein und es wird im Erdgeschoss auch mehr Auslagen geben, aber der Raum werde sich dadurch nicht verändern. Selbst die prägenden Elemente, wie etwa die Natursteinwand zu St. Eberhard hin, werde nicht, wie angedacht, mit Regalen zugestellt. Weeger: „Außer Frage steht, dass im Atrium alle gesetzlichen Vorgaben, etwa zum Brandschutz, eingehalten werden. Uns kommt es darauf an, das Atrium zusammen mit den Partnern noch attraktiver zu machen und stärker zu beleben.“

„Die Seele des Hauses wird verschachert“

Das sieht die Mitarbeiterin allerdings ganz anders. Aus ihrer Sicht werde nun „die Seele des Hauses verschachert“. Es werde nur noch betriebswirtschaftlich gedacht: „Jetzt wird ein Kaufhaus oder ein Café mit Läden daraus.“ Doch das entspreche nicht mehr dem Charakter des Hauses der katholischen Kirche, das eine Anlaufstation mitten in der Stadt ist. Schon bei der Präsentation des neuen Konzeptes, das unter dem Namen Atrium 7 läuft, betonte Gastronomie-Chef Ralf Kampf vom Kronen Hotel: Das Haus dürfe seinen Charakter der Offenheit und des zwanglosen Aufenthalts nicht verlieren. Daher gebe es an den Café-Tischen sowie im ganzen Haus kein Verzehrzwang. Das Haus der Katholischen Kirche solle auch weiterhin eine „gute Stube“ sein, die Gastlichkeit, Information, Bildung, Kultur und Seelsorge vereint, wie Stadtdekan Christian Hermes bekräftigte: „Man soll sich weiterhin einfach niederlassen können und da sein.“ Roland Weeger ergänzt: „Das alles macht unser Haus bisher aus und wird es weiter prägen. Das alles war und ist unsere Seele; nicht Steine oder der Standort eines Tisches. Wir sind ein offenes, gastfreundliches Haus mitten in Stuttgart und werden es bleiben.“