Kristiyan Borisov hat alles im Blick beim SV Fellbach. Foto: Maximilian Hamm

Kristiyan Borisov, 34, ist seit dieser Saison Jugendkoordinator bei den Basketballern des SV Fellbach und zugleich Assistent des Cheftrainers Iakovos Peidis bei den Männern in der ersten Regionalliga. Basketball ist sein Leben.

Die 27 Kinder lauschen an diesem Montagabend gebannt den Worten von Kristiyan Borisov. Anschließend schnappen sie sich nacheinander den Basketball, dribbeln zum Korb und werfen ihn in die Höhe; sie führen die Übungen ganz nach Vorgabe ihres Trainers aus. Einmal hatte der 34-Jährige gar bis zu 40 Nachwuchsspieler in der Gäuäckerhalle I in Fellbach, dann musste er zwei Trainingsgruppen bilden. Es ist ziemlich viel los bei den Jugendbasketballern des SV Fellbach, und das hat unbedingt etwas mit Kristiyan Borisov zu tun. Mit seiner ruhigen, aber bestimmten Art vermittelt er den Kindern die technischen und auch taktischen Grundlagen. „Die individuelle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen macht mir so viel Spaß, viel mehr noch, als selbst auf dem Feld zu stehen“, sagt Kristiyan Borisov, der seit diesem Sommer als Jugendkoordinator beim SV Fellbach tätig ist.

Kristiyan Borisov spielte mit Balkan Botevgrad in der ersten Liga Bulgariens

Auf dem Feld kann Kristiyan Borisov auf eine hochklassige, wenn auch recht kurze Basketballvita zurückblicken. Er hatte zwar erst im Alter von zwölf Jahren im Schulsport in Vidin in seinem Heimatland Bulgarien angefangen, doch schnell empfahl er sich für die Jugend-Nationalteams seines Landes. Bei Balkan Botevgrad spielte er dort in der ersten Liga. Dann führte ihn sein Weg im Jahr 2012 nach Deutschland, wo er in Schwenningen seine erste Station fand. Damals wusste er noch nicht, dass dies zugleich seine letzte als Spieler sein sollte. Nach drei Jahren in der ersten und zweiten Regionalliga, in der Kristiyan Borisov auch auf die Mannschaft des SV Fellbach getroffen ist, pausierte er zunächst und beendete schließlich seine Laufbahn. Aus familiären Gründen. Seine Tochter Emma Joy war auf die Welt gekommen.

Anschließend suchte er eine neue Aufgabe, was zunächst gar nicht so einfach war. „Basketball ist alles, was ich kann, alles, was ich will“, sagt Kristiyan Borisov rückblickend. Und so begann er die verschiedenen Trainerlizenzen in Deutschland zu erwerben. Seine erste Trainerstation war dann beim SV 03 Tübingen, bei dessen Bundesliga-Junioren er zunächst als Assistent fungiert hatte. Später übernahm er die Hauptverantwortung und führte das Team in der Saison 2019/2020 in die Finalrunde. Dann kam Corona und ein Jahr später der Abschied aus Tübingen.

Als Jugendkoordinator möchte der 34-Jährige „frischen Wind reinbringen“

Kristiyan Borisov suchte eine neue Herausforderung und fand sie bei den ArvatoCollege Wizards in Karlsruhe – als Cheftrainer in der zweithöchsten deutschen Spielklasse Pro A. Doch nach Meinungsverschiedenheiten mit den Verantwortlichen dort endete dieser Job bereits im Dezember des vergangenen Jahres. Selbstverständlich hat dies auch Andreas Tsiminos, der Abteilungsleiter des SV Fellbach, mitbekommen und nahm Kontakt mit Kristiyan Borisov auf. So begann also das jüngste Kapitel im Leben des 34-Jährigen. Seit Sommer ist er Jugendkoordinator und zugleich Assistent des Cheftrainers Iakovos Peidis („Ich bin seine rechte Hand“) bei den Männern des SV Fellbach in der ersten Regionalliga.

Als Verantwortlicher der Kinder und Jugendlichen möchte er nach eigener Aussage „frischen Wind reinbringen“ und betreut in erster Linie die U-14-Junioren. „Aber ich habe meine Augen überall“, sagt Kristiyan Borisov. Bei den Männern ist er ein wichtiger Baustein des Trainerteams. Andreas Tsiminos nennt ihn „einen Glücksfall“. Die Spieler Zaire Thompson, Marin Marinov und Nikola Alexander Jekov hat er mit nach Fellbach gebracht. „Mit diesen Spielern kann das Ziel nur der Aufstieg sein“, sagt er.

Manchmal blickt Kristiyan Borisov auch noch auf seine eigene Spielerkarriere zurück. Mit ein bisschen Wehmut. „Wenn ich nicht auf die falschen Leute gehört und die falschen Entscheidungen getroffen hätte, ich hätte bestimmt noch höherklassig spielen können.“ Das möchte er jetzt gemeinsam mit Iakovos Peidis und den Basketballern des SV Fellbach erreichen. „Ich bin überzeugt, dass wir am Ende der Saison ganz oben stehen werden“, sagt Kristiyan Borisov.