Wo die Kapitäne Philip Bez (32) und Emrah Akpolat (36 Jahre) nach den Trainerwechseln die neuen Stärken in ihren Teams sehen vor dem Abstiegsgipfel am Sonntag.
Philipp Bez (FC Marbach) und Emrah Akpolat (SV Pattonville) spielen – mit kurzen Unterbrechungen – seit 2015 für ihre Clubs und zählen zu den Urgesteinen bei ihren Vereinen. Am Sonntag (15 Uhr) treffen sich die jeweiligen Kapitäne der punktgleichen Teams zum Abstiegsgipfel in der Bezirksliga Enz/ Murr. Im Kampf um die Punkte werfen die Pattonviller ihren großen Zusammenhalt als Stärke in den Ring, die Marbacher setzten auf ihr neues Trainer-Duo.
Herr Bez, ist der FC Marbach eine schwer erziehbare Gruppe? In eineinhalb Jahren führt jetzt der vierte Coach das Team an.
Philipp Bez: Der Eindruck drängt sich auf, wenn man so viele Trainer verschleißt wie wir, aber da muss man mehrere Seiten beleuchten. Jeder, also das Team, die Vereinsführung und auch die jeweiligen Trainer haben dazu beigetragen. Entwicklungen, die nicht passen, wurden gar nicht oder zu spät angegangen, und es wurde zu viel im stillen Kämmerlein oder gar nicht kommuniziert. In Summe haben viele Kleinigkeiten nicht gepasst. Deshalb sind wir mal wieder im Abstiegskampf. Wir müssen jetzt alle daraus lernen. Der Club muss klarer agieren – auch was die künftige Ausrichtung angeht. Außerdem müssen wir den Generationenwechsel hinbekommen und nach und nach junge Spieler integrieren. Ich bin auch schon 32 und werde wie der eine oder andere auch nicht ewig zur Verfügung stehen.
Herr Akpolat, der SV Pattonville stand lange für Kontinuität auf der Trainerposition. Dennoch hat sich der Club im Dezember von Marc Bachhuber getrennt. Ein nachvollziehbarer Schritt?
Akpolat: Wir waren schon überrascht, als der Coach gehen musste. Und zugegeben waren einige Spieler – auch ich – skeptisch, ob der neue Trainer Michael Felix das mit einem neuen System in so kurzer Zeit hinbekommt. Aber wir kommen langsam rein, auch wenn es sich in den zwei heftigen Niederlagen noch nicht widergespiegelt hat.
Knackpunkt waren ja auch zuletzt beim 0:4 gegen Aldingen diverse, individuelle Fehler, die auch Marc Bachhuber in der Hinserie nicht abstellen konnte.
Akpolat: Das stimmt. Und auch daran arbeiten wir. Aber man muss auch sehen, dass uns mit dem etatmäßigen Kapitän Ibrahim Nar, Jannik Hoffmann, Philipp Mandic, Güney Cömert sowie Johannes Vetter fünf wichtige Stützen verletzt weggebrochen sind. Das steckt man nicht einfach weg. Aber zumindest Johannes ist jetzt wieder im Training. Aber wir haben gute junge Spieler, die eine große Laufbereitschaft und viel Engagement mitbringen. Vier haben wir inzwischen hochgezogen und zwei davon können uns schon richtig weiterhelfen. Die Winterzugänge passen auch und wir bringen als Team auch genügend Geschwindigkeit mit, um die Vorgaben des Trainers umzusetzen. Und natürlich ist da auch dieser große Zusammenhalt im Club und in der Mannschaft. Das ist unsere ganz große Stärke und fällt jedem auf, der zu uns kommt. Und deshalb achtet der Verein bei der Verpflichtung von Spielern auch immer darauf, dass es auch menschlich passt.
Bez: Was das angeht, können wir uns in Marbach schon noch was abschauen von Pattonville, beziehungsweise müssen uns das wieder erarbeiten. Unsere Schwäche ist, dass wir uns zu oft als Wundertüte zeigen und quasi der Inbegriff der Tagesform sind. An guten Tagen können wir jede Mannschaft schlagen. Aber unsere ganz große Schwachstelle sind die frühen Gegentore. Da sind wir dann nicht so gefestigt, dann fehlt der Glaube an die Wende und das Ganze kippt ins Negative. Manche müssen auch noch verinnerlichen. dass sie nicht für sich selbst, sondern für den Verein spielen. Aber das wurde besprochen und wird jetzt hoffentlich umgesetzt.
Was spricht für den Klassenverbleib?
Bez: Das muss ich eine alte Floskel bemühen: Wir müssen das jetzt als Team hinbekommen. Wir haben eigentlich einen gut besetzten Kader und müssen aus den tollen Voraussetzungen mehr machen: tolles Stadion, optimale Trainingsmöglichkeiten und auch die Nachwuchsarbeit fruchtet langsam.
Und wie sehen Sie Ihre Rolle?
Bez: Ich muss mich mehr als zuvor als Sprachorgan auf dem Platz einbringen. Kommandos geben, die jungen Spieler führen, sehen, dass wir uns auf die einfachen Ding konzentrieren, die Basics hinbekommen. Dabei können wir die Taktik erst einmal hinten anstellen.
Herr Akpolat, ihre Mannschaft hat zuletzt zehn Gegentore kassiert in zwei Spielen, aber nur eines geschossen. Wie soll es ausgerechnet beim Nervenspiel in Marbach besser werden?
Akpolat: Ich habe ein gutes Gefühl. Man spürt bei jeder Trainingseinheit, wie sich das Team immer besser findet. Und trotz der schwierigen Situation herrscht keine Unruhe im Verein. Weil gewisse Dinge sich vielleicht zu sehr verfestigt haben, probiert der Coach die Spieler auch mal auf anderen Positionen aus. Das bringt frischen Wind rein. Diesen Schub hat sich ja auch der Vorstand von dem Trainerwechsel versprochen. Im Hinspiel haben wir uns Remis getrennt. Aktuell helfen uns aber nur drei Punkte richtig weiter.
Bez: Das gilt auch für uns. Aber wir haben ja am vergangenen Sonntag beim 1:0-Sieg in Renningen gezeigt, wie es gehen kann. Das war kämpferisch unser bestes Spiel in dieser Runde, und so müssen wir jetzt auch daheim gegen Pattonville auftreten.
Die Vereinsführung setzt am Sonntag weiter auf die Co-Trainer Toni Carneiro und Steffen Leibold. Bevorzugt die Mannschaft eher eine externe Lösung?
Bez: Nein. Wir finden die Lösung mit dem Trainer-Duo sehr gut. Toni Carneiro kennt die Jungs seit Jahren und hat nach dem Abschied von Matteo Battista für ein wenig mehr Lockerheit gesorgt. Denn man muss immer sehen – wir spielen in der Bezirksliga, das ist ein Hobby, dass bei allem Ehrgeiz vor allem auch Spaß machen soll. Doch zurück zur Frage. Ich denke, dass ein Feuerwehrmann von außen in der aktuellen Situation wenig ausrichten kann, weil es ja wieder dauern würde, bis er die Mannschaft kennt. Dafür haben wir aber keine Zeit . Das haben wir als Spielerrat auch in Richtung Vorstand kommuniziert und gilt zumindest für den Moment. Sollten wir – was ich nicht glaube- weiter keine Punkte liefern, könnte man die Situation dann noch einmal neu bewerten.
Jetzt ist das Duell am Sonntag trotz der regionalen Nähe kein klassisches Derby. Was macht die Brisanz der Partie aus?
Akpolat: Sie haben recht, das kann man nicht mit den Duellen wie gegen den SV Kornwestheim oder den TV Aldingen vergleichen. Die Emotionalität wird die Partie aus der Tabellenkonstellation ziehen. Wir sind punktgleich, haben inzwischen kein Polster mehr auf die Abstiegsplätze und wollen jetzt alles auf dem Platz lassen in Marbach.
Bez: Das haben wir natürlich auch vor. Und klar hat das Spiel nicht die Note wie etwa gegen den TSV 1899 Benningen. Ich wünsche euch trotz unserer gemeinsamen prekären Lage viel Erfolg am Sonntag, und hoffe, dass wir am Ende beide unten rauskommen.
Akpolat: Das kann ich nur zurückgeben.