Die Karstadt-Filiale in der Stuttgarter Königstraße. Foto: Leif Piechowski

Die Stuttgarter Karstadt-Filiale galt lange als eine der umsatzstarken Häuser der Kette. Jetzt aber droht laut dem Fachblatt „Textilwirtschaft“ die Schließung. Bestätigen will Karstadt dies nicht, ein Bekenntnis zum Standort gibt es aber auch nicht.

Stuttgart - Die Meldung schreckt auf. „Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen greift bei dem Warenhaus-Konzern hart durch“, heißt es im Fachblatt „Textilwirtschaft“ am Dienstag. „Zuverlässigen Quellen zufolge soll das Stuttgarter Flaggschiff in der Königstraße komplett geschlossen werden.“ Berggruen wolle die zum Teil hohen Verluste nicht länger hinnehmen. Breuninger sei in Stuttgart immer stärker geworden, Karstadt habe dagegen keine Chance, wird ein Experte anonym zitiert.

Für den Leonberger Ex-Hertie-Manager und Buchautor Gerhart Sauter passt die Nachricht ins Bild eines Unternehmens, das sich seit Jahren in der Dauerkrise befindet. Bereits im Januar sagte er im Interview mit unserer Zeitung das Ende der Stuttgarter Filiale voraus. „Die Entscheidung, aus zwei Hertie-Filialen eine Karstadt-Filiale mit neuem Konzept zu machen, war zum Scheitern verurteilt“, sagt Sauter. Im Jahr 1996 wurde das Hertie-Haus in der oberen Königstraße von Karstadt übernommen.

Eine verlässliche Einschätzung der Lage ist am Dienstag nicht zu erhalten. Die Unsicherheit an der Spitze der gebeutelten Kaufhauskette ist förmlich greifbar. Nicht einmal der Pressesprecher ist in der Essener Konzernzentrale ans Telefon zu bekommen. Am Ende steht eine dürre Aussage, schriftlich übermittelt. „Karstadt evaluiert sein Filial-Portfolio in Deutschland permanent, um Produktivität und Profitabilität zu erhöhen. Dies ist Teil unserer Strategie. Das Management hat zu diesem Zeitpunkt keine Entscheidung getroffen, irgendeine Filiale zu schließen.“ Keine Bestätigung. Aber ein klares Dementi sieht anders aus. Nirgendwo ein Satz darüber, dass die Zukunft des Stuttgarter Standorts gesichert ist.

Mitarbeiter wissen noch nichts

Im Jahr 2010 hatte Investor Nicolas Berggruen Karstadt vorläufig vor der Insolvenz gerettet. Er wollte die Kette wieder konkurrenzfähig machen. Doch versprochene Investitionen blieben aus, stattdessen verkaufte Berggruen Mitte September für 300 Millionen Euro Teile von Karstadt an den Österreicher René Benko und seine Signa-Holding. Dazu zählt neben den Luxus- und Sporthäusern auch die Filiale in Stuttgart.

Bei den Mitarbeitern in Stuttgart ist die schlechte Nachricht offenbar noch nicht angekommen. „Ich habe die Meldung ebenfalls gelesen, weiß selbst aber von nichts“, sagt Geschäftsführerin Gabriele Post.

Dabei planen nach Angaben des Fachblatts „Textilwirtschaft“ bereits Immobilienspezialisten eine Vermarktung des Hauses in Toplage von Stuttgart. Gar von einem möglichen Nachmieter, der irischen Billigkette Primark, ist die Rede. Auch hier führt die Spur jedoch nicht weiter. Das in Düsseldorf ansässige Unternehmen Storescouts hat zwar in der Vergangenheit schon Adressen in der Stuttgarter Königstraße vermittelt, will sich zu Karstadt aber nicht äußern.

Bleibt als Quelle noch der Investor im Hintergrund, die Signa in Innsbruck, der auch diese Stuttgarter Immobilie inzwischen gehört. Ein versprochener Rückruf ist bis zum Redaktionsschluss nicht erfolgt.

Wie es mit den Filialen in Leonberg und Esslingen weitergeht, ist völlig offen. „Wir machen Tagesgeschäft und gehen davon aus, dass dies auch so bleibt“, heißt es dort aus beiden Geschäftsleitungen.