SPD-Chefin Nahles geht in die Offensive Foto: dpa

Von dem Gemurmel und den Gerüchten hinter ihrem Rücken hat Andrea Nahles genug. Sie stellt in der SPD-Bundestagsfraktion nun die Vertrauensfrage. Das ist riskant, aber notwendig, kommentiert Jan Dörner.

Berlin - Von dem Gemurmel und den Gerüchten hinter ihrem Rücken hat Andrea Nahles genug. Sie geht in die Offensive und stellt in der SPD-Bundestagsfraktion die Vertrauensfrage. Nach dem Wahldebakel von Sonntag will sie Klarheit schaffen, ob die sozialdemokratischen Parlamentarier ihr als Fraktionsvorsitzender noch folgen. Damit beugt sie sich dem enormen Druck, der sich in den vergangenen Monaten aufgebaut hat. Die Abstimmung um den Fraktionsvorsitz stand eigentlich erst im September an. Verliert Nahles jetzt, wird sie sich auch als SPD-Vorsitzende kaum halten können.

Mit Personaldebatten gewinnt die SPD keine Wähler zurück

Der Schritt ist also riskant, aber notwendig. Die Alternative wäre, dass die Kritiker und die Unzufriedenen in der Fraktion das schon seit Wochen aus dem Verborgenen auf Andrea Nahles gerichtete Störfeuer fortsetzen. Die Unruhe in der Partei nähme kein Ende. Durch ihre überraschend angekündigte Bereitschaft zu der Abstimmung hat sich Nahles zudem geschickt einen Vorteil verschafft. Denn jetzt müssen ihre Gegner Farbe bekennen und innerhalb weniger Tage einen Kandidaten finden, der eine Mehrheit der SPD-Abgeordneten hinter sich versammeln kann. Gelingt ihnen das nicht, muss die Personaldebatte ein Ende haben. Denn dadurch gewinnen die Sozialdemokraten keine Wähler zurück.