Zerknirscht: Der Schalker Manager Christian Heidel. Foto: dpa

Der FC Schalke steckt in der Krise – was Christian Heidel unter Druck setzt. Der neue Manager wollte alles umkrempeln und droht mit seiner Politik zu scheitern, meint unser Redakteur Marco Seliger.

Stuttgart - Als Christian Heidel im Sommer beim FC Schalke 04 anfing, wollte er keinen Stein mehr auf dem anderen lassen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn so fiel Heidels Urteil über die Infrastruktur für Spieler und Trainer doch recht eindeutig aus: „Nicht Bundesliga-tauglich“, meinte der neue Manager dazu nur. Heidel riss in Gelsenkirchen Wände ein – und beschränkte sich dabei nicht nur auf Kabinen und Trainerbüros. Heidel wollte das ganze Haus auf Schalke neu aufbauen. Der neue starke Mann wollte eine neue Philosophie beim Traditionsclub durchsetzen.

Dem permanenten Hang zu Nebenkriegsschauplätzen, die stete Unruhe im Club, der berühmte Schalker Hang zur ja zur Selbstzerstörung, all das sollte endlich ein Ende haben. Und sportlich, da sollte es unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl, der aus dem kleinen FC Augsburg mit bescheidenen Mitteln eine gewachsene Bundesligamannschaft formte, endlich aufwärts gehen. Mit neuen Spielern, mit frischem Wind.

Nun, nach der fünften Niederlage im fünften Bundesligaspiel, schrillen auf Schalke schon wieder die Alarmglocken. Königsblau hat die Rote Laterne. Und Heidel den Salat. Nach dem ernüchternden 1:2 bei 1899 Hoffenheim holte der Manager zu seiner ersten Brandrede gegen die Spieler aus und zweifelte den Charakter der Profis an. Dass Heidel selbst die neue Schalker Mannschaft zusammengestellt hat, erwähnte er nicht. Auch dass der Trainer Markus Weinzierl an der Seitenlinie das Treiben auf dem Platz in der Sinsheimer Arena lethargisch und fast schon resigniert verfolgte, blieb unerwähnt.

Bisher war Heidel ja trotz des Fehlstarts darauf bedacht gewesen, ganz nach seinem Duktus die Ruhe zu bewahren und die Mannschaft in Schutz zu nehmen. Nun kommt die Wohlfühloase als Bumerang zurück – denn auf dem Platz stand auch in Hoffenheim ein Team, das nicht kämpft, nicht ackert und sich seinem Schicksal fügt. Und hinterher keine Erklärung parat hat für das pomadige Auftreten. Nun haute Heidel auf den Tisch und attackierte die Mannschaft. Gefühlt war das in der Krise schon so etwas wie seine letzte Patrone.

Heidel wollte Schalke nach seinen Vorstellungen umkrempeln. Nun, nach dem Fehlstart, fühlt er die ganze Wucht dieses bebenden Traditionsvereins. Schalke ist nicht Mainz. Schalke ist Schalke. Und lässt sich offenbar nicht innerhalb von ein paar Wochen in einen geordneten, ruhigen Club umwandeln, der obendrein noch sportlich erfolgreich ist.

Noch kann der neue Manager zusammen mit dem neuen Trainer die Wende schaffen. Nur sollte sie bald kommen. Ansonsten ist der neue starke Mann auf Schalke gescheitert, bevor überhaupt ein paar Mauern seines neuen Hauses stehen.