Tim Walter will es mit dem VfB in Hamburg noch einmal versuchen Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart steckt nach drei Niederlagen in Folge in der Krise. Trainer Tim Walter denkt aber gar nicht daran, Grundsätzliches zu ändern. Er sagt: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Stuttgart - Von Krise ist in Tim Walters Gesicht nichts zu sehen. Sorgenfalten, ein mürrischer Blick, schlecht gelaunte Antworten? Nichts dergleichen. Stattdessen strahlt der Trainer des VfB Stuttgart wie eine angeknipste Glühbirne, als ihm auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel beim Hamburger SV (18.30 Uhr) die ersten Fragen gestellt werden. Der 43-Jährige drückt den Rücken durch und stellt klar: „Ich habe in meiner Karriere genug Krisen durchlebt. Ich kann damit umgehen und gut schlafen.“

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Das Wort Krise immerhin negiert er nicht. Wie soll man es auch anders nennen, was seine Mannschaft gerade erlebt? Zwei Heimniederlagen gegen Abstiegskandidaten, jetzt der Sechserpack beim HSV. Der anfangs so zielstrebig durch die Zweitligasaison marschierende Aufstiegsanwärter ist gehörig aus dem Tritt geraten. „Dass in Hamburg nicht alles optimal gelaufen ist, müssen wir nicht diskutieren“, stellt der Fußballlehrer klar. Eklatante Abwehrfehler gepaart mit wieder einmal zu vielen vergebenen Torchancen ergab in der Summe die höchste Zweitliga-Niederlage seit dem 0:5 in Dresden vor drei Jahren. Damals bekam die Mannschaft schnell wieder die Kurve. Und diesmal?

„Einfach zu viele Fehler“

Der VfB-Coach betont, nicht an seiner Grundidee rütteln und das große Ganze in Frage stellen zu wollen: Sein inzwischen auch bei immer mehr Fans umstrittenes System mit stets offensiv ausgerichtetem Ballbesitzfußball – egal wie der Gegner heißt. Walter würde wohl selbst gegen Liverpool und Barcelona seine Innenverteidiger weit aufrücken lassen, um in der gegnerischen Hälfte das Spiel zu gestalten. „Die Niederlagen haben nichts mit dem System zu tun“, wiederholte Walter am Montag. „Am Samstag haben wir einfach zu viele eklatante Fehler gemacht.“

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Auf die Frage, was ihn so sicher mache, dass sich dies im zweiten Aufeinandertreffen mit dem HSV binnen vier Tagen nicht wiederholt, lieferte Walter eine simple Antwort: „So viele Fehler in einem Spiel kannst du gar nicht nochmal machte.“

Für den Bruchsaler ist auch ein im Moment ziemlich leeres Glas noch immer eher voll. Also hebt er die positiven Momente hervor. Dass seine Mannschaft in Hamburg nie aufgesteckt und auch nach drei Toren Rückstand pausenlos nach vorne gespielt habe. „Das zeugt von Moral und Charakter. Meine Mannschaft spielt weiter so, wie ich es gerne hätte.“

Sein Verhältnis zum Team sieht der Chef als absolut intakt an. Für ihn zähle immer der Umgang mit Menschen. „Wenn man gut mit mit ihnen umgeht, und das versuche ich jeden Tag, dann haben wir auch Erfolg.“ Wieder Erfolg, müsste es nach drei Pleiten mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben in Hamburg und am Sonntag (13.30 Uhr) zu Hause gegen Dynamo Dresden heißen.

Walter wird einen Teufel tun

Walters Marschroute ist klar. Er wird einen Teufel tun und sich vom Ballbesitz verabschieden. Allenfalls Veränderungen innerhalb des Kaders dürfte es geben. So ist in der weniger bedeutsamen Pokalpartie beim HSV davon auszugehen, dass Mario Gomez wieder mal eine Chance und Silas Wamangituka eine Pause bekommt. In der Abwehr könnte Gonzalo Castro den zuletzt indisponierten Emiliano Insua verdrängen. Auch im Mittelfeld sind Wechsel denkbar.

„Ich bin eigentlich kein Rotationsfreund“, stellt Walter klar und erklärt die vielen Wechsel wie folgt: „Unser Kader ist breit genug, außerdem hatten wir in dieser Saison schon viele Verletzungen und Sperren. Jeder kann sich bei mir im Training zeigen.“ Der ständige Konkurrenzkampf, glaubt Walter, „beflügelt die Spieler zu besseren Leistungen.“

Nur ist davon im Moment eher wenig zu sehen.