Die Nachfolgerin: Ursula Schleicher-Fahrion ist die neue Vorsitzende der Sillenbucher CDU. Sie löst Hendrik Warda ab. Foto: Horst Rudel

Die Krise der Südwest-CDU ist auch in der zweitgrößten Bezirksgruppe Stuttgarts zu spüren.

Sillenbuch - Es gab schon bessere Zeiten. Zeiten, in denen die CDU Sillenbuch einen größeren Zulauf vermelden konnte. In denen bei den Parteiveranstaltungen im stattlichen Augustinum nicht so viele Plätze frei geblieben sind. Doch die Krise der Südwest-CDU macht auch vor den Parteihochburgen keinen Halt. Sillenbuch ist mit 300 Mitgliedern nach Bad Cannstatt die zweitgrößte Bezirksgruppe Stuttgarts. Das schützt sie aber nicht vor Gegenwind.

Am heutigen Mittwoch treffen sich die Sillenbucher Christdemokraten zu ihrer ersten Sitzung in neuer Formation. Seit zwei Wochen hat die Sillenbucher Bezirksgruppe nämlich einen neuen Vorstand, auch der Vorsitzende hat gewechselt. Hendrik Warda hat nach zwei Jahren an Ursula Schleicher-Fahrion abgegeben. „Ich hatte gewisse Vorstellungen“, sagt Warda. „Und die konnte ich nicht erfüllen.“ Es sei ihm nicht gelungen, die Menschen in großer Zahl bei CDU-Veranstaltungen zu begrüßen. Er konnte nicht anknüpfen an das, was ihm sein Vorgänger, der Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann, hinterlassen hat. Daher hat sich Warda entschieden, das Feld einem anderen zu überlassen und ist nicht mehr zur Wahl angetreten.

Deutliche Spuren hinterlassen

Hendrik Warda und Ursula Schleicher-Fahrion sind überzeugt, dass vieles zusammengekommen ist, was es der CDU in den vergangen zwei, drei Jahren schwer gemacht hat. Die Landtagswahl war der Machtverlust für die Christdemokraten. Und die Vorbereitung zur Volksabstimmung wegen Stuttgart 21 war ebenfalls eine aufreibende Zeit. Das hat deutliche Spuren hinterlassen. „Eine gewisse Politikverdrossenheit ist eingetreten“, sagt Schleicher-Fahrion.

Einen Dämpfer hat die CDU Sillenbuch zudem erfahren, als Stefan Kaufmann im Jahr 2009 den Bezirksbeirats- gegen einen Bundestagssitz eingetauscht hat. Die Bezirksgruppe hat damit ihre Leitfigur verloren. Warda und Schleicher-Fahrion sprechen hochachtungsvoll von Kaufmann. Er habe die Mitgliederzahl in der Bezirksgruppe von 200 auf 300 erhöht. „Das war sein Verdienst“, sagt Warda.

Das kommt bei anderen Parteien auch vor

Kaufmann selbst äußert sich eher verhalten zur Lage seiner Bezirksgruppe. Dass der Zulauf weniger geworden sei, „ist natürlich schade, aber auch nicht ungewöhnlich“, sagt er. Das komme bei anderen Parteien und Gruppierungen ebenfalls vor.

Bei ihrer ersten Sitzung am heutigen Mittwoch will die Bezirksgruppe über die Zukunft beraten. „Wir müssen viele Mitglieder wieder für politische Themen gewinnen“, sagt die neue Vorsitzende Schleicher-Fahrion. Wie dies gelingen kann, „werden wir alles besprechen“.

Über das Standardprogramm hinaus

Fest steht: Die Christdemokraten wollen nicht auf ihre hochkarätigen Veranstaltungen verzichten, wie Warda und Schleicher-Fahrion es nennen. „Die Mitglieder erwarten etwas“, sagt Warda. „Etwas, das über das Standardprogramm einer Partei hinausgeht.“ Doch das Augustinum zu mieten, „das ist eine finanzielle Herausforderung“, sagt er. Die Bezirksgruppe hat kein eigenes Budget, sie lebt von Spenden. „Wenn nur 120 Leute kommen, stehen die Ausgaben und Spenden in keinem Verhältnis“, sagt Warda.

Ursula Schleicher-Fahrion glaubt an die CDU Sillenbuch. Immerhin mischt sie bereits seit vier Jahren bei dieser Bezirksgruppe mit, obwohl sie in Rohracker wohnt. „Ich wollte mich kulturell engagieren“, sagt sie. Und das schien ihr bei den Sillenbucher Christdemokraten offenbar am besten möglich zu sein. Für ihren neuen Job als Bezirksgruppenchefin „habe ich schon Ideen“, sagt Ursula Schleicher-Fahrion, „aber ich will den Mitgliedern nicht vorgreifen“.