Die Mitarbeiter des Bosch-Werks hatten für ihre Zukunft demonstriert. (Archivbild) Foto: dpa/Nicolas Armer

Bamberg ist in der Bosch-Welt ein Leitwerk für die Dieseltechnologie. Entsprechend dunkel waren die Wolken über dem Standort. Aber während in den Werken im Südwesten Stellen gestrichen werden, geht es dort ohne Kündigungen.

Stuttgart/Bamberg - Nach monatelanger Unsicherheit ist die Zukunft des größten deutschen Produktionsstandorts von Bosch in Bamberg geklärt. Die Beschäftigten des Autozulieferers reduzieren für die kommenden sechs Jahre ihre Arbeitszeit und müssen auf einen Teil ihres Geldes verzichten. Im Gegenzug schließt das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen bis ins Jahr 2026 aus und investiert in eine Neuausrichtung des Werks, das komplett am Verbrennungsmotor hängt. Werkleitung und Betriebsrat haben eine entsprechende Vereinbarung zur Standortsicherung ausgehandelt, wie sie am Donnerstag mitteilten. Zuvor waren die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung darüber informiert worden.

„Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagte Betriebsratschef Mario Gutmann der Deutschen Presse-Agentur. „Ich bin erleichtert, dass wir damit eine Neuausrichtung und Sicherheit bekommen. Vor allem die Sicherheit ist heute unbezahlbar“, betonte er. Mit der Vereinbarung gewinne man die nötige Zeit, um die Transformation des Standorts zu schaffen, und könne viele Arbeitsplätze erhalten.

Bosch hält alle 7000 Beschäftigten in Bamberg

Bamberg ist im Verbund der Bosch-Standorte ein Leitwerk für Dieseltechnologie und der größte Produktionsstandort in Deutschland. Mehr als 7000 Menschen sind dort beschäftigt. Entsprechend stark bekommt das Werk schon seit längerer Zeit den Wandel in der Autobranche zur Elektromobilität und den damit verbundenen Rückgang der Nachfrage nach Verbrenner-Technologie zu spüren. Für einige andere Standorte hatte Bosch kürzlich schon Stellenstreichungen angekündigt. Andere Zulieferer wollen ebenfalls sparen und dafür die Zahl ihrer Mitarbeiter verringern.

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Bosch Bamberg soll nun zu einem Standort für die Produktion von Brennstoffzellen ausgebaut werden. Eine Vorserienfertigung gibt es dort bereits. Auch in Verbrenner wird aber weiter investiert. „Wir können uns nun auf die Industrialisierung der mobilen und stationären Brennstoffzelle konzentrieren und zugleich die Verbrennungstechnologie weiterentwickeln – denn auch die Mobilität der Zukunft kommt ohne den modernen Verbrenner nicht aus“, betonte Gutmann.

Die meisten Beschäftigten werden 32 Stunden arbeiten

Ein Großteil der Beschäftigten arbeitet bisher 35 Stunden pro Woche. Vom 1. April 2020 an sollen es dann sechs Jahre lang drei Stunden weniger sein - mit entsprechend sinkender Bezahlung. Wer bisher 40 Stunden arbeitet, muss um vier Stunden reduzieren. „Dies ist eine für das Werk Bamberg maßgeschneiderte Lösung, die in dieser Form neu bei Bosch ist“, sagte der kaufmännische Werkleiter Martin Schultz. Rund 6200 Tarifbeschäftigte sind davon betroffen, für den Rest gelten andere Regelungen.

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Die Vereinbarung baue dem Standort Bamberg eine Brücke in die Zukunft, die man gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern geschlagen habe, sagte Bosch-Arbeitsdirektor Christoph Kübel. „Sie gibt uns und unseren Mitarbeitern dort über einen langen Zeitraum Planungssicherheit“, betonte er. Das könne, trotz jeweils unterschiedlicher Bedingungen, auch ein Beispiel für andere Standorte sein. Wo immer möglich, sei es besser, die Arbeitszeit zu reduzieren, als Stellen abzubauen.