Eine Krippe mit närrischen Figuren hat Franz Pitzal in Weil der Stadt aufgebaut. Foto: Jürgen Bach

Der ehemalige Renninger Pfarrer Franz Pitzal gestaltet mit den Figuren von Hildegard Buchhalter einen „Krippenweg im Ländle“ – von Heilbronn über Calw bis Ulm.

Die Renninger Krippe ist passé. Ihr „Vater“ Franz Pitzal, einst Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde, ist in den Ruhestand gegangen – und mit ihm jenes weithin bekannte Großereignis, das jedes Jahr zahlreiche Menschen in die Stadt am Rankbach gelockt hat. Doch aus dem Ende der Renninger Krippe ist nun ein neues Projekt geboren worden, das in dieser Form einzigartig ist: Franz Pitzal schickt die Renninger Krippenfiguren auf Reisen und verteilt sie über das ganze „Ländle“. So entsteht der erste Renninger Krippenweg mit 20 Stationen – von Heilbronn über Calw bis nach Ulm.

Dass er es mit dem Begriff „Ruhestand“ nicht ganz genau nimmt, hat Franz Pitzal in diesem Jahr deutlich gezeigt: Unter anderem gestaltete er eine Sonderausstellung im Renninger Krippenmuseum und veröffentlichte ein Buch in deutscher und ukrainischer Sprache, um Spenden für Menschen in Not zu sammeln. Nun organisiert er den „Krippenweg im Ländle“.

Der Wunsch nach mehr Menschlichkeit

„Hinter der Idee stand zum einen der Gedanke, dass wir, also die Stiftung Renninger Krippe, die Figuren und Bauwerke nicht irgendwo einstauben lassen wollten, nachdem die Krippe vorbei war“, erklärt der Pfarrer im Ruhestand. Die größte Motivation für ihn selbst war aber der Gedanke, der bereits hinter der Sonderausstellung im Krippenmuseum gesteckt hat: der Wunsch nach mehr Menschlichkeit.

„Dies ist ein sehr außergewöhnliches Weihnachtsfest“, sagt er. „Die Menschen beschäftigen drei große Themen: Corona, der Krieg in der Ukraine und jetzt auch noch die Energiekrise.“ Mit dem Krippenweg wolle er den Menschen etwas Frohes und Hoffnungsvolles bringen, über Religionen und Konfessionen hinweg. Entsprechend befinden sich die Krippenstationen nicht nur in katholischen, sondern auch in evangelischen Kirchen oder an anderen Standorten. „Ich möchte mit der Krippe das Menschliche vermitteln, damit wir das weitergeben. Denn Menschlichkeit ist die Voraussetzung für Frieden.“ Sein Wunsch sei es, dass die Menschen in der Familie oder mit Freunden gemeinsam zu den Krippen gehen. „Unsere Gesellschaft lebt von der Gemeinschaft, dazu wollen wir beitragen.“

Keine Konkurrenz zu bestehenden Krippen

Er begann daher, die Dekanate sowie persönliche Bekannte in der Region anzuschreiben und sein Vorhaben zu erklären: An einem von der Gemeinde ausgesuchten Standort wolle er einen Bereich mit den Renninger Krippenfiguren gestalten. Das Thema konnten die Angeschriebenen aus einer Liste selbst auswählen. „Wichtig war mir, dass dieses Vorhaben keine Konkurrenz zu den eigenen Krippen der Gemeinden werden sollte“, betont Pitzal. Für das Bereitstellen schwerer Gegenstände bittet er um Hilfe. Um alles andere kümmert er sich ganz alleine. „Die Menschen haben mich schon gefragt: Warum machst du das eigentlich alles?“, erzählt er. „Aber das ist einfach mein Naturell.“

Neben Kirchen und Kapellen finden sich auch einige außergewöhnliche Stationen auf dem Krippenweg: In Winnenden stehen die Krippenfiguren im Paulinen-Stift, in Lorch im Kloster und in Gschwend sogar mitten im Wald. So individuell wie die Standorte sind wie gewohnt auch die Szenerien: Sie zeigen Menschen aus aller Welt, Aspekte des Glaubens und der Gemeinschaft, Heilige und mehr. In der Weiler Heiligkreuzkapelle stehen sogar „närrische“ Figuren. An der Martinuskirche in Malmsheim, wo die Krippe über Jahre hinweg stand, wird auch eine kleine Station aufgebaut. Am 3. Advent soll es eine kleine Krippenfeier geben. Ob Veranstaltungen an den anderen Standorten geplant sind, hängt von den dortigen Gemeinden ab.

Aus der Aktion soll auch für andere Menschen in der Welt Gutes entstehen: An jeder Krippe wird eine Spendenkasse aufgestellt. Das Geld soll vor allem in die Ukraine, aber auch an andere Bedürftige gehen. In der Ukraine pflegt Franz Pitzal engen Kontakt zum Bischof von Odessa, Stanislav Shyrokoradiuk, der 400 Binnenflüchtlinge betreut.

Krippenweg im Ländle

Die Figuren
Die handgemachten Figuren der Renningerin Hildegard Buchhalter bilden das Herz der Renninger Krippe. Sie starb bereits 2001, zuvor hatte sie aber unzählige Puppen gefertigt, die Menschen aus unterschiedlichen Ländern, in unterschiedlichen Berufen und Lebenssituationen und sogar ein paar berühmte Persönlichkeiten abbilden. Unterm Jahr sind die Figuren im Renninger Krippenmuseum ausgestellt. Das Museum kann auf Anfrage besucht werden, während des Krippenwegs ist eine Besichtigung aber nicht möglich.

Krippenweg
 An folgenden Orten machen die Figuren der Renninger Krippe Station. Die angegebenen Starttermine sind die spätestmöglichen, zum Teil stehen sie schon früher. Sie bleiben alle bis zum 2. Februar 2023 aufgebaut, Ausnahme ist Winnenden. Der Eintritt ist grundsätzlich frei.

Backnang
 Kirche Christus König (Seelacher Weg 33), ab 11. Dezember. Thema: Christliches Afrika

Calw-Heumaden
Evangelische Versöhnungskirche (Christian-Barth-Straße 1), seit 27. November. Thema: Ökumene verbindet

Döffingen
Kirche Johannes der Täufer (Meisenweg 25), ab 11. Dezember. Thema: Flüchtlinge

Ellwangen
Heilig-Geist-Kirche (Dresdener Straße 19), ab 11. Dezember. Thema: Mit Pater Philipp zur Krippe

Gschwend
Der Krippenweg startet am Waldrand beim Mühläckerle (Parkplätze am Badsee), seit 27. November. Thema: Krippenweg im Wald

Heidenheim
Marienkirche (Stadtmitte), ab 11. Dezember. Thema: Asien an der Krippe

Heilbronn-Böckingen
Evangelische Stadtkirche (Kirchsteige 10), seit 26. November. Thema: Die Orgel gehört zur Krippe

Heimsheim
Heilig-Geist-Kirche (Mozartstraße 22), ab 11. Dezember. Thema: Indien in seiner Vielfalt

Leonberg-Höfingen
Kirche St. Michael (Ulmenstraße 7), ab 4. Dezember. Thema: Menschlichkeit

Lorch
Kloster Lorch (Klosterstraße), seit 27. November. Thema: Europa kommt zur Krippe

Renningen-Malmsheim
Martinuskirche (Westerfeldstraße 19), ab 11. Dezember. Thema: Engel verkünden den Frieden

Neuhausen im Enzkreis
Wendelinskapelle (Furtstraße), seit 27. November. Thema: Mit Wendelin zur Krippe

Schwäbisch Gmünd-Rechberg
Bruder-Klaus-Kapelle (Hohenstaufenstraße 48), ab 16. Dezember. Thema: Sieben Berge machen Geschichte

Ulm-Gögglingen
Heilig-Kreuz-Kirche (Abt-Ulrich-Straße 2), ab 11. Dezember. Thema: Farbenfrohes in Südamerika

Waiblingen
Kirche St. Antonius (Fuggerstraße 31), ab 18. Dezember. Thema: Musik gehört zur Weihnacht

Waldenbuch
St.-Martinus-Kirche (Breslauer Straße 1), seit 27. November. Thema: St. Martin

Weil der Stadt
Heiligkreuzkapelle (Kreuzung Grabenstraße/Merklinger Straße), seit 27. November. Thema: Auch die Narren sind an der Krippe

Weil im Schönbuch
Kirche St. Johannes Baptist (Furtbrunnen 4), seit 26. November. Thema: Für alle da sein

Winnenden
Paulinenpflege (Degenhoferstraße 99–101), von 1. Dezember bis 20. Januar. Thema: Alle kommen zur Krippe

Wurmberg
Katholische Kirche (Uhlandstraße 32), ab 4. Dezember. Thema: Glaubenszeugen unseres Landes

Besichtigung
Einige Standorte sind frei zugänglich, andere werden nur nach Anmeldung geöffnet. Die Informationen und Kontaktdaten dazu sollen bald auf der Homepage der Renninger Krippe unter www.renninger-krippe.de veröffentlicht werden. Aktuell ist die Seite nicht abrufbar. Bis dort alles wieder funktioniert, können die Infos per E-Mail an fp-stiftung-renningen@web.de angefragt werden.