Beeindruckende Ausstellung „8. Mai 1945 – 80 Jahre danach“ im Krippenmuseum zum Kriegsende. Foto: Simon Granville

Das Krippenmuseum zeigt eine facettenreiche Ausstellung zu den Schrecken und Folgen des Krieges.

Wie wandelbar die Krippenfiguren von Hildegard Buchhalter sind, demonstriert Franz Pitzal in der aktuellen Ausstellung im Krippenmuseum in Renningen. Haben sie viele Jahre immer wieder in verschiedenen Themenstellungen die große Weihnachtskrippe in der Martinuskirche zum Leben erweckt, so zeigen sie jetzt das Ende des Krieges und die schrecklichen Folgen für die betroffenen Menschen. „8. Mai 1945 – 80 Jahre danach“ lautet der Titel einer Sonderausstellung, die in acht Darstellungen zurückschaut auf die damaligen Ereignisse.

 

„Wir dürfen nicht vergessen, was geschehen ist“, mahnte Franz Pitzal, der frühere Renninger Pfarrer im Ruhestand. Der 89-Jährige kümmert sich mit der nach ihm benannten Stiftung um das umfangreiche Erbe der Krippe. Zur feierlichen Eröffnung der Ausstellung, die wegen der beengten Verhältnisse im Krippenmuseum im Haus am Rankbach stattfand, kamen etwa zwei Dutzend Gäste, während die benachbarte Petruskirche bei einem zeitgleich stattfindenden klassischen Konzert gut gefüllt war.

Die Sonderausstellung zum Kriegsende vor 80 Jahren zeigt im ersten Stock des alten Gebäudes an der Hauptstraße eindrücklich gestaltete Szenen zu den Themen Hunger und Kriegsgefangenschaft, Lager und Konzentrationslager, Flucht und Vertreibung.

„Deutschland lag am Kriegsende nicht nur in Schutt und Asche, sondern es kamen auch noch Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen ins Land“, sagte Pitzal, der selbst aus Iglau in Mähren stammt und 1946 als Heimatvertriebener nach Deutschland kam.

Er erinnerte an das Durchgangslager in Malmsheim, das über die Zeit wohl insgesamt 100 000 Menschen beherbergte.

Auch der Widerstand in Deutschland gegen die Nazi-Diktatur wird dargestellt, die handelnden Personen benannt. Da sind die Geschwister Scholl ebenso zu sehen wie kirchliche Glaubenszeugen, beispielsweise Dietrich Bonhoeffer oder Maximilian Kolbe. An einer Wand im Flur blicken die Besucher in die Gesichter der bekanntesten Widerstandskämpfer wie Georg Elser, Eugen Bolz und Claus Graf von Stauffenberg. „Es gab nicht sehr viel Widerstand in Deutschland, zumindest der bekannt wurde, aber es gab ihn“, so Franz Pitzal dazu.

Die Ausstellung zeigt aber nicht nur in szenischen Darstellungen die Schrecken von Gewaltherrschaft und Krieg, sondern setzt zwei weitere künstlerische Akzente. Da begegnet den Besuchern gleich im Erdgeschoss des Krippenmuseums eine Skulptur, die einen menschlichen Kopf darstellt, die Augen geschlossen, der Mund weit geöffnet. Der Renninger Steinmetz Wolfgang Steudle hat sie aus schwarzem Granit aus dem Schwarzwald geschaffen und ihr den Titel „Der Schrei“ gegeben.

„Es ist der Schrei nach Frieden“, erklärt der Bildhauer. Der sei heute noch genauso aktuell wie damals. „Wir müssen aufpassen, dass sich das nicht wiederholt in Deutschland und Europa. Wir dürfen nicht verstummen, wir müssen schreien“, so Steudle. Dieser „Rufer“ soll am 8. Mai seinen Platz neben der vor 40 Jahren gepflanzten Friedenslinde zwischen Schulzentrum und Rankbach finden.

Krieg ist unweigerlich mit vielfachem Leid und Tod verbunden. Bei diesem Thema kommt der Künstler Dieter Groß ins Spiel, der im Museum rund 40 seiner Werke aus seinem Zyklus „Ein Totentanz“ zeigt. „Der Tod gehört zum Leben, ein sehr unbequemes Thema“, so der langjährige frühere Professor an der Kunstakademie Stuttgart. Er selbst habe in den 1980er-Jahren den fast gleichzeitigen Tod seiner Eltern auf diese Weise künstlerisch verarbeitet. „Der Totentanz stellt in vielen verschiedenen Motiven die Vergänglichkeit des Lebens dar, kein Mensch kann ihm entrinnen.“ Eines der Werke zeigt eine Gruppe von fröhlich tanzenden Menschen, der Tod steht davor und spielt ihnen auf.

Die Sonderausstellung ist bis nach den Sommerferien zu sehen. Das Krippenmuseum wird auf Anfrage geöffnet, Führungen sind nach vorheriger Anmeldung möglich, Telefon 0172 7257880 oder Mail an fp-stiftung-renningen@web.de.