Einbrecher verschaffen sich am ehesten Zugang zu abgelegenen Häusern. Oft kann sie schon der Schnitt der Hecke abschrecken. Foto: dpa

Ganoven, die in fremde Häuser eindringen, bevorzugen die Stadtbezirke in Randlagen wie Stuttgart-Degerloch. Das spiegelt sich in der Statistik wider. Was gegen ungebetenen Besuch hilft, erklärt die Polizei.

Degerloch - Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Stadtbezirk Degerloch ist gestiegen. Während die Polizei 2016 zwölf Fälle dokumentiert hatte, waren es im vergangenen Jahr 28. „Das ist für mich nicht überraschend, weil wir als Randgebiet für so etwas prädestiniert sind“, erklärte Martin Rathgeb, der Leiter des Polizeireviers für die Stuttgarter Filderbezirke. Er war zu Gast bei der jüngsten Sitzung des Degerlocher Bezirksbeirats, um über die Kriminal- und Unfallstatistik zu berichten.

In ganz Stuttgart ist die Zahl der Wohnungseinbrüche mit Diebstahl indes gesunken: von 685 im Jahr 2016 auf 662 im vergangenen Jahr. Über die Zunahme in Degerloch zeigten sich die Bezirksbeiräte beunruhigt. „Waren die Einbrüche über das Jahr verteilt oder schwerpunktmäßig an einem Wochenende?“, fragte Götz Bräuer von der CDU. Ulrich-Michael Weiss (SPD) wollte wissen, ob Ziele von Einbrechern eher Mehr- oder Einfamilienhäuser seien. Ingeborg Laaber (AfD) erkundigte sich nach einer Strategie der Polizei dagegen.

Martin Rathgeb erklärte, dass vor allem Nachbarn hilfreich seien gegen Einbrüche. Man solle auf Ungereimtheiten achten, seien es Kreidemarkierungen auf dem Boden, eine Schleife in der Hecke oder ein unbekanntes Auto. Wer Seltsames beobachte, solle die Polizei rufen. „Heutzutage schotten sich die Leute gerne ab und wollen nicht, dass man in ihr Haus sieht“, sagte Rathgeb, „aber dann sieht auch keiner rein, wenn ein Einbrecher drin ist“. Die meisten Einbrüche gebe es während der dunklen Jahreszeit; und Einbrecher bevorzugten in aller Regel abgelegene Häuser.

Es gab vier Vergewaltigungen in Stuttgart-Degerloch

Rathgeb relativierte die Zahlen bei seinem Vortrag in Degerloch allerdings auch. „Die Statistik spiegelt nicht die Lebenswirklichkeit wider.“ Nicht jeder Rückgang bedeute eine Verbesserung der Lage, und nicht jeder Anstieg sei ein Grund zur Sorge. Das beste Beispiel dafür sei die Zahl der Vergewaltigungen im Stadtbezirk. Während es im Jahr 2016 keinen Fall gab, wurden 2017 vier Fälle dokumentiert. „Bei den reinen Zahlen könnte man sich denken: ,Was ist denn in Degerloch los?‘“, sagte Rathgeb. Doch für den vermeintlichen Anstieg sei eine rechtliche Änderung verantwortlich. „Der Begriff Vergewaltigung hat heute einen anderen Rechtscharakter“, sagte er, „früher wusste jeder, was das ist“. Heute werden Übergriffe viel schneller als Vergewaltigung eingestuft und tauchen somit in der Statistik an dieser Stelle auf. „Erst, wenn wir in den nächsten Jahren bei sieben oder acht Fällen sind, sollten wir uns jeden einzelnen Fall einmal genau anschauen und uns ein Konzept überlegen“, sagte er.

Die Zahl der Verkehrsunfälle in Degerloch ist von 762 im Jahr 2016 auf 793 in 2017 gestiegen. Den größten Teil davon machten laut Rathgeb Unfälle mit geringfügigem Sachschaden aus. Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, sei um neun Fälle zurückgegangen. Im Gegensatz zum Jahr 2016 gab es im Jahr 2017 jedoch einen Verkehrstoten.

Senioren seien nicht gefährlich

Dem Bezirksbeirat Ulrich Demeter (Freie Wähler) waren die Unfallfluchten ein Dorn im Auge. Die Zahl ist unverändert bei 170 geblieben. Ulrich-Michael Weiss meinte, dass zumindest Unfälle, die von Senioren verursacht würden, vermieden werden könnten. „Man könnte doch Schulungen anbieten“, sagte er. „Das wäre natürlich toll“, entgegnete Rathgeb, „aber es ist ganz sicher nicht so, dass wir den Senioren eine besondere Gefährlichkeit zusprechen können“. Die Zahlen bestätigen das: Während im Jahr 2016 insgesamt 69 Senioren in Verkehrsunfälle verwickelt waren, waren es im vergangenen Jahr 52.

Insgesamt ist Rathgeb mit der Polizeiarbeit in seinem Revier zufrieden. „Die Interventionszeiten sind hervorragend.“ Mit der Aufklärungsquote von 2017 ist er jedoch unzufrieden. „Jetzt sind wir in Degerloch bei 49,8 Prozent, aber das kann nächstes Jahr wieder nach oben gehen.“