Einer lenkt ab, der andere greift in die Kasse: In Degerloch hat dieses Manöver zumindest ein Mal geklappt. Foto: dpa-Zentralbild

Die Werbegemeinschaft Degerloch warnt vor einem mutmaßlichen Trickbetrüger-Duo, das tief in die Kasse greift. Die Polizei tappt im Dunkeln.

Degerloch - Fünfmal mindestens sollen sie es versucht haben, einmal waren sie wohl erfolgreich: Vergangene Woche gingen mehrere Warnhinweise bei der Werbegemeinschaft Degerloch ein, dass es ein dreites Trickbetrüger-Pärchen auf die Kassen von Einzelhändlern im Ortszentrum abgesehen hat – und das am helllichten Tag. Teilweise soll der männliche Part auch ohne Unterstützung seiner Komplizin in verschiedenen Läden umher geschlichen sein, wobei sich Augenzeugenberichte bei der Täterbeschreibung decken. „Wir raten allen Einzelhändlern, die Augen offen zu halten“, sagt Philip Reuter von der Werbegemeinschaft.

Beide mutmaßlichen Täter sollen etwa 40 Jahre alt sein, der männliche mutmaßliche Täter etwa 1,80 Meter groß, seine Komplizin etwas kleiner. Beide wurden als Menschen mit Migrationshintergrund beschrieben.

350 Euro aus der Kasse geklaut

In einem Modegeschäft an der Epplestraße, das aus Vorsicht vor Nachahmungstätern nicht näher genannt werden möchte, soll ein Ablenkungsmanöver des Mannes, der zu dem Zeitpunkt ohne Begleitung der Frau unterwegs war, bereits geklappt haben. Vor drei Wochen soll er gegen 17 Uhr 350 Euro aus der Kasse geklaut haben, als die Kassiererin abgelenkt war. Dass Geld fehlte, bemerkte diese allerdings erst beim Kassensturz am Abend – lediglich das auffällige Verhalten des Mannes hatte sie zu der Vermutung gebracht, dass er der Dieb gewesen sein könnte.

Sollte es sich um denselben Täter handeln, vor dem die Werbegemeinschaft jetzt warnt, hat ihn der Erfolg offenbar dazu ermutigt, weiter zu machen und die Masche zu perfektionieren. Vergangene Woche wurde ein Mann, auf den die Personenbeschreibung zutrifft, in fünf Fällen in inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften gesichtet, die er in Frauenbegleitung aufgesucht haben soll.

Mutmaßliche Täter versuchten es wieder

„Er verlässt sich nicht mehr darauf, dass der Zufall das Personal ablenkt – dafür ist jetzt die mutmaßliche Mittäterin zuständig“, gibt Reuter die Augenzeugenberichte wieder. „Die Frau versucht, die Mitarbeiter in Verkaufsgespräche zu verwickeln.“ Dabei gebe sie zumindest vor, offenbar keiner Sprache dieser Welt mächtig zu sein, um Verwirrung zu stiften. „Betroffene erzählten uns, dass sie es mit Deutsch, Englisch oder Französisch versucht hätten, aber mit nichts davon weiterkamen“, sagt Reuter.

Auch in dem Bekleidungsgeschäft an der Epplestraße wurde das mutmaßliche Diebespaar vergangene Woche erneut gesichtet. Allerdings reagierte die Verkäuferin, die den Mann wiedererkannt haben will, wenig souverän und verständigte nicht die Polizei. Womöglich ein Fehler.

Polizei tappt noch im Dunkeln

„Das hätte sie auf jeden Fall tun sollen“, sagt Tobias Tomaszewski, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart. Selbst wenn den Verdächtigen keine kriminelle Absicht nachgewiesen werden könne, sei das doch ein Signal, dass man hier aufmerksam ist und es Dieben nicht leicht macht. „Lieber einmal zu oft die Polizei gerufen als einmal zu wenig“, rät Tomaszewski.

Da auch die anderen Einzelhändler, die verdächtige Beobachtungen machten, die Polizei nicht eingeschaltet haben, tappt diese mit ihren Ermittlungen noch im Dunkeln. Im Allgemeinen kommt Bargelddiebstahl im Einzelhandel nicht sehr oft vor. „Kassendiebstahl ist viel seltener als Ladendiebstahl, bei dem Sachwerte entwendet werden“, sagt Tomaszewski.

Keine Verbindung zu Diebstahl im Juwelier

Darum sieht der Polizeisprecher auch keine Verbindung zu einem auf den ersten Blick ähnlichen Fall, der sich ebenfalls vergangene Woche in Degerloch ereignete. Unbekannte sollen am Mittwoch ein Juweliergeschäft an der Löffelstraße bestohlen haben – wobei eine Frau die Verkäuferin laut Polizei abgelenkt hat, während es ihrem Gefährten gelang, eine verschlossene Vitrine in einem toten Winkel zu öffnen. Dort soll er Uhren im Wert von mehr als 1000 Euro entwendet haben. Von Zeugen wurden die mutmaßlichen Täter allerdings als älter beschrieben als die Verdächtigen, vor denen die Werbegemeinschaft Degerloch warnt. So soll es sich beim Vorfall im Juweliergeschäft um zwei etwa 50-jährige Personen handeln.

Das rät die Polizei Einzelhändlern zum Schutz vor Dieben

Abschließen: Die Polizei rät, die Kasse immer abgeschlossen zu lassen, sofern sie nicht direkt bedient wird. Vor allem, wenn man allein im Laden ist. Wie bei kleineren Geschäften häufig üblich, kann das eine Einladung für Diebe sein, zuzuschlagen – wie etwa mit fingierten Verkaufsgesprächen, die der Ablenkung dienen.

Aufmerksamkeit: Sofern es wirtschaftlich möglich ist, sollten Einzelhändler dafür sorgen, dass immer mindestens zwei Mitarbeiter gleichzeitig anwesend sind. Vier Augen sehen schließlich mehr als zwei – und außerdem sind mehrere Verkäufer deutlich schwieriger abzulenken als ein einzelner.

Anrufen: Wer etwas Verdächtiges bemerkt, das auf einen Diebstahlversuch hinweist, sollte keine Hemmungen haben, den Notruf zu wählen und die Polizei zu verständigen. Die abschreckende Wirkung von Polizeipräsenz sei nicht zu unterschätzen. Häufig suchen Diebe sich dann ganz schnell andere Reviere.