Am Ostermontag war in einem Waldstück bei Esslingen-Sirnau die Leiche eines 59-jährigen Mannes gefunden worden. Foto: /SDMG/Kohls/Woelfl

Leichenfund in Sirnau, zwei Tote bei einem Brand in Zollberg, Schießerei in Mettingen – 2022 sorgte für viele Schlagzeilen. Ein abgestürzter Alpinist wurde nach 32 Jahren identifiziert, und in einer Straße in Nürtingen brannte es zum dritten Mal in zwei Jahren.

2021 hatte die Kriminalitätsstatistik für den Landkreis Esslingen positiv ausgesehen: 19 065 Straftaten wurden von der Polizei registriert. Das waren 3215 Fälle weniger als ein Jahr zuvor – eine Abnahme um satte 14,4 Prozent. Für 2022 liegen die Daten laut Polizei noch nicht vor. Die Kriminalitätsstatistik werde wohl im Frühjahr veröffentlicht. Doch einige spektakuläre Verbrechen hielten Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte im auslaufenden Jahr in Atem.

Der Leichfund von Sirnau

Zuletzt hat er sein Schweigen gebrochen. Der Angeklagte, der sich seit Anfang November vor dem Landgericht Stuttgart verantworten muss, weil er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft einen 59-Jährigen ermordet haben soll, machte am letzten Prozesstag im zu Ende gehenden Jahr Angaben zur Sache. Der 47-jährige Besitzer eines Stuttgarter Hotels gab an, sich selbst verteidigt zu haben. Mit dem Opfer, das sich in seinem Hotel eingemietet hatte, habe es immer wieder Streitigkeiten gegeben. Der 59-Jährige habe ohne Erlaubnis vor Ort kartonweise alte Kleider und Schuhe verkauft, die er im Lager des Hotels aufbewahrt habe. Bei einer dieser Auseinandersetzungen habe der Mann ihn angegriffen. Er habe sich gewehrt, mit einer Hantel mehrfach zugeschlagen und erst dann bemerkt, dass der Mann nicht mehr lebe. Laut Anklageschrift aber soll der Angeklagte mehrere Hunderttausend Euro Bargeld an sich genommen haben, die ihm der Hotelgast zur Verwahrung im Hotelsafe übergeben haben soll. Am Ostermontag war die Leiche des 59-Jährigen in einem Waldstück bei Sirnau gefunden worden.

Schießerei in Mettingen

Die Schüsse fielen mitten in der Nacht. Gegen 22.45 Uhr waren Anfang September junge Männer in der Obertürkheimer Straße in Esslingen-Mettingen miteinander in Streit geraten, nachdem sie sich zuvor auf einem Platz vor einer Gaststätte getroffen hatten. Die Polizei konnte am Tatort mehrere Projektile sicherstellen. Verletzt wurde niemand. Die Beteiligten waren in alle Richtungen geflüchtet. Doch im September und Oktober wurden zwei Tatverdächtige verhaftet. Im November konnte die Polizei nochmals einen Ermittlungserfolg verkünden: Zwei weitere mutmaßliche Beteiligte der Schießerei im Alter von 20 und 21 Jahren wurden festgenommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart befinden sich die Beschuldigten in Untersuchungs- oder Auslieferungshaft: „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.“ Eine Prognose, ob und wann es zu einer Hauptverhandlung komme, sei daher noch nicht möglich.

Messerattacke im Wohnheim

Eine Gewalttat sorgte Anfang November in Nürtingen für Entsetzen. Drei Bewohner des Studentenwohnheims im Schelmenwasen wurden wohl von einer auswärtigen Person angegriffen und zum Teil lebensgefährlich verletzt. Zwischen beiden Gruppen soll es zuvor zu einem handfesten Streit gekommen sein. Die Auseinandersetzung eskalierte, es kam zu Handgreiflichkeiten, und ein 19-Jähriger soll mit einem Messer auf die drei Bewohner eingestochen haben. Er flüchtete in Begleitung einer Bekannten. Zeugen verfolgten ihn und hielten ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest. Die Opfer mussten schwer verletzt in eine Klinik gebracht und stationär versorgt werden. Der 19-jährige Tatverdächtige befindet sich in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen dauern laut Staatsanwaltschaft noch an.

Brände in Nürtingen

In der Nürtinger Schafstraße hat es drei Mal innerhalb von zwei Jahren gebrannt. Anfang November war ein Feuer in dem Gebäude mit der Hausnummer zwei ausgebrochen. Die Brandursache steht laut Polizei noch nicht fest. Ernsthaft verletzt wurde durch das Feuer niemand. Die Rettungskräfte konnten alle Bewohner aus dem Haus schaffen. Anders sah es bei den Bränden vor zwei Jahren aus. Bei einem verheerenden Feuer am 1. November 2020 in der Schafstraße 6 waren zwei Menschen ums Leben gekommen. Für die beiden Männer im Alter von 37 und 53 Jahren kam jede Hilfe zu spät. Sie konnten nur tot geborgen werden. Einen Tag später, am 2. November 2020, brannte es in der Schafstraße 4. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft sind die Ursachen beider Brände noch unklar. Die Ermittlungen gegen einen Immobilieneigentümer wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung dauerten an. Bereits vor zwei Jahren waren Vorwürfe wegen des wohl desolaten Zustands der Häuser, der möglichen prekären Wohnverhältnisse und der angeblichen Überbelegung laut geworden.

Toter Bergsteiger identifiziert

Gewissheit gab es erst nach 32 Jahren. Ende August wurde die Leiche eines Bergsteigers auf einem Gletscher in Zermatt gefunden. Durch einen DNA-Test konnte seine Identität geklärt werden: Bei dem Toten handelte es sich um einen damals 27-jährigen Mann aus Nürtingen, der 1990 vermisst gemeldet worden war.

Tödlicher Brand in Zollberg

Das Feuer brach am Morgen aus. Am 17. November gegen 6.15 Uhr brannte es im Schlafzimmer der Erdgeschosswohnung eines Mehrfamilienhauses in der Stuifenstraße im Esslinger Stadtteil Zollberg. Für eine 89-jährige Frau konnten die Rettungskräfte nichts mehr tun, auch ihr 84-jähriger Mann starb im Rettungswagen. Die Obduktion ergab als Todesursache eine Rauchgasvergiftung. Die anderen Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses konnten in ihre Wohnungen zurückkehren. Sie blieben alle unverletzt. Ein Brandsachverständiger war Ende November zu der Erkenntnis gekommen, dass ein technischer Defekt ausgeschlossen werde könne. Es gebe auch keine Hinweise auf eine mögliche Brandstiftung. Wahrscheinlich handele es sich um einen Unglücksfall. Die Untersuchungen dauern laut Polizei aber noch an.