Die 49 Jahre alte Krankenschwester wird von der Polizei in der kanadischen Provinz Ontario abgeführt. Sie soll acht Menschen ermordet haben. Foto: The Globe and Mail

Im kanadischen Ontario soll eine Pflegekraft acht alte Menschen durch eine Überdosis an Medikamenten getötet haben. Angehörige und Regierung sind entsetzt.

Ontario - Möglicherweise verbirgt sich hier einer der schlimmsten Serienmorde in der Geschichte Kanadas: Die Polizei in der kanadischen Provinz Ontario wirft einer 49 Jahre alten früheren Krankenschwester vor, zwischen 2007 und 2014 acht ältere Patienten in Pflegeheimen mit überdosierten Medikamenten getötet zu haben. Die Angehörigen der Verstorbenen sind entsetzt.

„Wir erleben nun wieder den Tod meines Vaters. Es ist schrecklich“, sagt Daniel Silcox, Sohn des 84-jährigen James Silcox, der eines der mutmaßlichen Opfer der Krankenschwester Elizabeth W. ist. Silcox starb am 12. August 2007 im Caressant Care-Pflegeheim in Woodstock, einer 35 000 Einwohner zählenden Stadt westlich von Toronto. In diesem Pflegeheim lebten sieben der acht Opfer, die im Alter zwischen 79 und 96 Jahren waren. Ein weiterer Fall, der untersucht wird, ist der Tod eines 75-jährigen Mannes im Meadow Park-Pflegeheim in der Stadt London. Schockiert äußerte sich die Regierungschefin von Ontario, Kathleen Wynne. „Dies ist eine tragische Sache für alle beteiligten Familien.“

Die Frau gab ihre Zulassung als Krankenschwester zurück

Die Polizei der Provinz Ontario hatte Mitte der Woche in Woodstock die Festnahme der Krankenschwester bekannt gegeben. Zugleich wurde gegen sie Anklage wegen des Verdachts des achtfachen Mordes erhoben. Ende September hatte die Polizei in Toronto Hinweise von Mitarbeitern eines Zentrums für die Behandlung von Menschen mit Drogen- und mentalen Problemen in Toronto erhalten hatte.

Offenbar hatte Elizabeth W., die sich Medienberichten zufolge in dem Zentrum wegen ihrer eigenen Medikamentenabhängigkeit hatte behandeln lassen, gegenüber dem Personal Bemerkungen gemacht, die den Verdacht aufkommen ließen, dass sie für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich sein könnte. Am 30. September gab sie ihre Zulassung als Krankenschwester zurück.

Todesfälle in Pflegeheimen müssen dem Gerichtsmediziner gemeldet werden

Als erster Schritt in den Ermittlungen der Provinzpolizei von Ontario wurde ihr unter anderem untersagt, Pflegeheime zu betreten und Alkohol und Medikamente zu sich zu nehmen, es sei denn zur Behandlung eigener Krankheiten. Wie kanadische Medien berichten, hatte die Krankenschwester im Frühsommer 2007 ihre Arbeit im Caressant Care-Heim aufgenommen und häufig Nachtschichten übernommen. Der erste Todesfall, dessen sie nun beschuldigt wird, soll am 17. August der Tod von Silcox gewesen sein.

Todesfälle in Ontarios Pflegeheimen müssen dem obersten Gerichtsmediziner der Provinz gemeldet werden. Ermittlungen werden aufgenommen, wenn der Tod „plötzlich und unerwartet“ zu sein scheint. Nun wird gefragt wie es passieren konnte, dass mögliche Mordfälle über eine so lange Zeit unentdeckt blieben.