David Ignatius kennt sich aus in der Welt der Geheimdienste. Foto: Stephen Voss

Selbst Geheimdienstler loben die Thriller von David Ignatius. Wir Otto-Normal-Leser können dem nur zustimmen. So ist dem US-Amerikaner auch mit „Quantum Spy“ wieder ein herausragender Agentenroman gelungen.

Stuttgart - Früher war alles besser. Da gab es ein Gut und ein Böse, ein Ja und ein Nein. Klare Sache, und damit hopp. Doch dann kamen Quantenphysiker wie dieser Erwin Schrödinger, die eine Katze in eine Kiste sperrten und behaupteten, das Tier sei gleichzeitig lebendig und tot. So jedenfalls können wir Laien uns die Quantenphysik wenigstens ein bisschen vorstellen.

Dies als Vorbemerkung, denn in „Quantum Spy“ von David Ignatius geht es, anders als im James-Bond-Film ähnlichen Titels, nicht um ein bisschen Trost, sondern um eine ganze Menge Unsicherheit. Es geht darum, dass die beiden Supermächte USA und China - Russland steckt in dem Buch hoffnungslos in einer technologischen Sackgasse - mit Höchstdruck an der Entwicklung eines Quantencomputers arbeiten, der in der Lage wäre, komplexeste Fragestellungen binnen kürzester Zeit zu lösen - sämtliche bekannten Codes wären damit auf einen Schlag wertlos. Mit anderen Worten: Wer den Rechner hat, hat die Macht.

Wer den Rechner hat, hat die Macht

Im Mittelpunkt des Thrillers steht der Sino-Amerikaner Harris Chang, der einen chinesischen Maulwurf enttarnen soll. Changs Familie lebt schon seit Generationen in den USA, er ist Irak-Veteran und fühlt sich durch und durch als Amerikaner. Doch ist es es wirklich? Ein chinesischer Agent, der seinerseits lange auf dem amerikanischen Kontinent lebte und wirkte, streut Zweifel - Zweifel, die nicht nur Chang, sondern auch seine Vorgesetzte befallen.

So ist - parallel zum Thema Quantencomputer, dessen Technik Ignatius ausführlich vorstellt - auch in der realen Welt plötzlich alles nicht mehr so klar. Gut verschmilzt mit Böse, Vertrauen mit Misstrauen - Chang ist als Agent, bildlich gesprochen, gleichzeitig lebendig und tot.

Als Agent gleichzeitig lebendig und tot

Genau dieses Vexierspiel macht den Reiz von „Quantum Spy“ aus – wobei der Thriller, nebenbei bemerkt, auch mit einer zügigen Handlung und schillernden Charakteren aufwartet. So steht am Ende, nach einem genretypisch flotten Showdown, doch eine echte Gewissheit: das Buch ist gut!

David Ignatius: Quantum Spy - Der Feind im System. Aus dem Englischen von Stefan Lux, Rowohlt, 450 Seiten, 20 Euro, auch als E-Book