Der UN-Sondergesandte Staffan De Mistura hat es nicht geschafft, die syrische Regierung zu einem Waffenstillstand in Aleppo zu schließen. Foto: AFP

Mit einem dringenden Appell nach einer Waffenruhe in Aleppo ist der UN-Sondergesandtem De Mistura nach Damaskus gereist. Sein Gesprächspartner will davon nichts wissen. Das Töten in der nordsyrischen Metropole geht weiter.

Beirut - Der UN-Sondergesandte Staffan De Mistura ist am Sonntag bei der syrischen Regierung mit einem Vorstoß gescheitert, einen Waffenstillstand im erbittert umkämpften Aleppo zu schließen. Außenminister Walid al-Muallim erklärte nach einem Treffen mit De Mistura in Damaskus, alle staatlichen Institutionen in der nordsyrischen Metropole müssten wieder hergestellt werden. Dies sei eine Frage der nationalen Souveränität. Den von den UN vorgeschlagenen Autonomiestatus für den von Rebellen gehaltenen Ostteil der Stadt lehnte er ab.

De Mistura räumte größere Meinungsverschiedenheiten mit Al-Muallim ein. Eine kreative Übergangslösung sei nötig, um der Gewalt ein Ende zu setzen, sagte er.

Der Außenminister wiederum ließ keinerlei Bereitschaft erkennen, die massive Regierungsoffensive in Aleppo zurückzufahren, bei der inzwischen alle Krankenhäuser im von den Rebellen gehaltenen Osten der Stadt funktionsunfähig gebombt worden sein sollen. Damaskus werde es nicht zulassen, dass 275 000 Menschen in Aleppo als „Geiseln von rund 6000 Bewaffneten“ blieben.

Die syrische Regierung bestreitet, Krankenhäuser angegriffen zu haben. De Mistura sagte, über die Angriffe gebe es unterschiedliche Ansichten. Er habe vorgeschlagen, ein Beobachterteam zur Inspektion aller Krankenhäuser in der Stadt zu entsenden. Die Idee sei aber nicht weiter erörtert worden.

Am Sonntag wurden in Aleppo mindestens achts Kinder getötet

„Wir stimmten überein, dass Terroristen den Osten Aleppos verlassen müssen, um das Leiden der Zivilisten in der Stadt zu beenden“, sagte Al-Muallim. Die syrische Regierung bezeichnet alle, die gegen sie kämpfen, als Terroristen. Die UN und der Westen unterscheiden dagegen zwischen moderaten Rebellen und extremistischen Organisationen wie der Terrormiliz Islamischer Staat.

In einem Interview mit der britischen Zeitung „Guardian“ hatte De Mistura den Unmut der Regierung von Präsident Baschar al-Assad auf sich gezogen, indem er sagte, die Vertreibung der Rebellen aus Aleppo wäre ohne eine politische Lösung des Konflikts ein Pyrrhussieg. Eine Fortsetzung des Kriegs mit allen Mitteln treibe noch mehr moderate Rebellen in die Reihen der Terrormiliz Islamischer Staat, warnte er.

Bei Kämpfen in Aleppo wurden am Sonntag nach Angaben der in Großbritannien beheimateten Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens acht Kinder getötet, als Raketen eine Schule in einem von der Regierung kontrollierten Viertel trafen. Bei einem Luftangriff auf das Viertel Sachur im Osten der Stadt wurden am Sonntag laut einem Bericht der von Aktivisten betriebenen Nachrichtenagentur Thika sechs Mitglieder einer Familie getötet. Zeugen berichteten von Chlorgasgeruch. Rettungskräfte erklärten, die Familie scheine an giftigen Gasen erstickt zu sein. Die Berichte konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.