Die 104 Unterzeichner appellieren an Foto: imago images/localpic/ via www.imago-images.de

104 Menschen mit Nobelpreisen in den unterschiedlichsten Disziplinen haben ein gemeinsames Schreiben unterzeichnet, in dem sie Wladimir Putin zum Abzug seiner Truppen aus der Ukraine auffordern.

Lindau - Mehr als 100 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger verschiedenster Disziplinen haben angesichts des von russischem Boden ausgehenden Krieges in der Ukraine zum Frieden aufgerufen. Die von ihnen unterzeichnete Deklaration, von der Max-Planck-Gesellschaft initiiert, wurde am Donnerstag in Lindau veröffentlicht. Darin heißt es: „Die Entdeckung der Atomkernspaltung schuf die Grundlage für den Bau atomarer Vernichtungswaffen. Deren derzeitiges Volumen hat das Potenzial die Erde für Menschen unbewohnbar zu machen und die menschliche Zivilisation auszulöschen. Deshalb dürfen solche Waffen nie zum Einsatz kommen!“

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Die 104 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner appellieren an Regierungen und Wirtschaftsverantwortliche, wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien verantwortungsvoll und im Bewusstsein für ihre langfristigen Folgen einzusetzen. Nur so könne sich die menschliche Zivilisation in respektvollem Umgang mit der Natur und dem Erdsystem in Zukunft weiterentwickeln. Die Grundprinzipien der Charta der Vereinten Nationen zum friedlichen Zusammenleben der Völker seien die Voraussetzung für grenzüberschreitende Arbeit zum Wohl der Erde und der Menschen.

Unterzeichner hoffen auf friedlichen Dialog

Zugleich fordern die Nobelpreisträger den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, die völkerrechtlichen Vereinbarungen zu achten, seine Streitkräfte zurückzurufen, Verhandlungen aufzunehmen und den Frieden wieder herzustellen. - Die Lindauer Nobelpreisträgertagungen und die Max-Planck-Gesellschaft sind laut Mitteilung überzeugt, dass die Wissenschaft den Dialog fortsetzen müsse, „auch wenn die Politik schweigt - oder kämpft“. Damit verbunden sei die Hoffnung, dass diese Initiative, neben unzähligen anderen, baldmöglichst zum wieder friedlichen Austausch zwischen den Nationen führe.

Die Deklaration knüpft an die Mainau Deklaration von 1955 gegen den Einsatz von Atomwaffen an. Der Chemiker Otto Hahn (1879-1968), erster Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und 16-facher Teilnehmer der Lindauer Nobelpreisträgertagungen, hatte diese beim fünften Treffen mit initiiert. Die Lindauer Nobelpreisträgertagungen haben sich eigenen Angaben zufolge seit ihrer Gründung 1951 zu einem „einzigartigen internationalen wissenschaftlichen Forum“ entwickelt. Die jährlichen Veranstaltungen dienten dem Austausch zwischen unterschiedlichen Generationen, Kulturen und Disziplinen. So seien diese abwechselnd der Physik, der Chemie oder Physiologie und Medizin gewidmet.