Roberta Metsola hat sich auf den Weg nach Kiew gemacht. Die Präsidentin des Europaparlaments stellt sich damit demonstrativ an die Seite der Ukraine. Foto: dpa/Michele Tantussi

Viele haben es gefordert, Roberta Metsola tut es nun. Die Präsidentin des Europaparlaments reist nach Kiew und stellt sich an die Seite der Ukraine.

Roberta Metsola eilt der Ruf voraus, einen eigenen Kopf zu haben. Dass die neue Präsidentin des Europaparlaments auch über sehr viel Mut verfügt, stellt sie nun unter Beweis. Die 43-Jährige twitterte Freitag am frühen Morgen einen kurzen Satz: „Ich bin auf dem Weg nach Kiew“. Zusehen war wie sie offenbar auf einem Bahnhof vor einem Zugwaggon stehend. Kurz danach war zumindest das Foto gelöscht, wahrscheinlich, weil man damit die Reiseroute der Politikerin rekonstruieren könnte. Nach über vier Wochen Krieg in der Ukraine, macht die Frau aus Malta endlich das, was von der Europäischen Union lange erwartet wurde: die Spitze der EU stellt sich demonstrativ und deutlich sichtbar an die Seite der Ukraine.

Im Brüsseler Machtapparat aufgestiegen

Dass Roberta Metsola zur richtigen Zeit klug zupacken kann, stellte sie bisher eher im komplizierten Brüsseler Machtapparat unter Beweis. Über viele Jahre arbeitete sie sich beharrlich nach oben, bis sie schließlich im Januar unter fast tragischen Umständen zur Präsidentin des Europarlamentes gewählt wurde. Ihr Vorgänger David Sassoli war kurz zuvor völlig überraschend gestorben.

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Metsolas gesamtes politisches Leben ist auf die Europäische Union ausgerichtet. Bereits als Studentin trat sie den Europäischen Demokratischen Studenten bei, einem Zusammenschluss konservativer Studentenverbände in Europa. Das Referendum im Jahr 2003 zum EU-Beitritt Maltas ein Jahr später beschrieb sie als „Auslöser“ für ihre politische Aktivität. Zu dem Zeitpunkt hatte Metsola gerade in Jura promoviert und ein Studium am Europakolleg im belgischen Brügge begonnen, einer prestigeträchtigen Kaderschmiede der Spitzenverwaltung der EU.

Ablehnende Haltung zu Abtreibungen

Vorgehalten wird der 43-Jährigen oft ihre ablehnende Haltung zu Abtreibungen. In den vergangenen Jahren stimmte die konservative Politikerin mehrmals gegen einen erleichterten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen für Frauen. Ihre Heimat Malta ist der letzte EU-Mitgliedstaat, in dem Abtreibung vollständig verboten ist. Auch Metsolas Partei vertritt diese Position vehement. Zugleich unterstützte die Politikerin aber eine Entschließung des EU-Parlaments, die die Position von Schwulen, Lesben, bi- und transsexuellen Menschen angesichts zunehmender Anfeindungen in Polen stärkte. Roberta Metsola ist also schwer in eine Schablone zu pressen. Und dass sie auch unkonventionelle und mutige Wege gehen kann, beweist sie mit ihrer Reise nach Kiew.