Ukrainische Soldaten in der Region Donezk. Foto: dpa/Uncredited

In der Ukraine ist das Außergewöhnliche nicht mehr außergewöhnlich. Das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung – und birgt Gefahren, kommentiert Christian Gottschalk.

Der Mensch hat die Fähigkeit, sich an so ziemlich alles zu gewöhnen. Das ist auch gut so, um nicht im täglichen Sumpf des Elends zu ertrinken. Egal ob körperliche Schmerzen oder seelische Pein, was zu Beginn eine unüberwindbare Katastrophe schien, verliert mit fortschreitender Zeit doch recht häufig an Wucht und Dramatik. Und in der Regel rücken dann schnell andere Dinge in den Mittelpunkt des Interesses. Das gilt für persönliche Schicksalsschläge dem Grunde nach ebenso wie für das Weltgeschehen. Dass in Syrien nun schon im elften Jahr gebombt wird, dass im Jemen seit vielen Jahren Menschen zu tausenden sterben – das ist in der öffentlichen Wahrnehmung sehr oft nur noch eine Randnotiz.