Rolf Remppis (SPD), Hans Weil (Freie Wähler) und Martin Fritz (CDU) werden nicht mehr an dieses Mikrofon treten. Weil das Trio nicht mehr für den Kreistag kandidiert, werden dem Gremium in der nächsten Legislaturperiode knapp 100 Jahre kommunalpolitische Erfahrung fehlen. Foto: Pressefoto Horst Rudel

Wer im künftigen Esslinger Kreistag sitzt, steht noch nicht fest. Wohl aber, wer nicht mehr dabei ist. Einige Polit-Urgesteine stellen sich nicht mehr zur Wahl am 26. Mai.

Esslingen - Die Zeit drängt. Am Donnerstag, 28. März, müssen die Wahlvorschläge für die Kreistagswahl im Landkreis Esslingen im Briefkasten des Esslinger Landratsamts liegen. Erst wenn am Dienstag, 2. April, der Kreiswahlausschuss zusammentritt und die Rechtmäßigkeit der Listen feststellt, steht endgültig fest, wen die Parteien zur Kommunalwahl am Sonntag, 26. Mai, ins Rennen um die Wählergunst schicken.

Während mancherorts noch bis zur letzten Minute an der Mannschaftsaufstellung getüftelt wird, ist immerhin schon durchgesickert, wer beim Anpfiff der nächsten Legislaturperiode definitiv nicht mehr auf der Abgeordnetenbank sitzen wird. So muss die mit bisher 30 Sitzen stärksten Fraktion der Freien Wähler auf den populären ehemalige Bürgermeister von Köngen, Hans Weil, verzichten. Seit dem Jahr 1984 ununterbrochen im Kreistag, hat der 2014 als Schultes in den Ruhestand gewechselte Weil im Wahlkreis Wendlingen zuletzt mehr Stimmen als seine noch amtierenden Kollegen Torsten Hooge (Oberboihingen/Freie Wähler), Sieghart Friz (Unterensingen/CDU) und Steffen Weigel (Wendlingen/SPD) gesammelt. Nicht mehr antreten wird auch Erich Hartmann, der ehemalige Bürgermeister von Beuren. Immerhin ist es den Freien Wählern gelungen, beide Nachfolger, Otto Ruppaner in Köngen und Daniel Gluiber in Beuren, für eine Kandidatur zu gewinnen. In Esslingen steht mit Dieter Lentz, dem ehemaligen Bürgermeister von Filderstadt, ein weiterer prominenter Namen auf der FW-Liste.

Die CDU verliert den Fraktionschef

Noch stärker ist der Einschnitt bei der 23 Mitglieder starken CDU-Fraktion. Mit dem bisherigen Fraktionschef Martin Fritz wechselt ein erfahrener Kommunalpolitiker nach 20 Jahren im Esslinger Kreistag in den Ruhestand. Der Großbettlinger Bürgermeister hat die Fraktion zuletzt acht Jahre lang geführt. Ebenso wie er tritt die stellvertretende Fraktionschefin, Ursula Merkle aus Esslingen, nicht mehr zur Wahl an. Auch die Stimmen, die der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann bisher bei den konservativen CDU-Wählern im Raum Kirchheim abgeschöpft hat, werden der Partei fehlen.

Die SPD, mit 19 Mitglieder bisher die drittstärkste Fraktion im Kreistag, verliert mit Gerhard Remppis den nach Wolfgang Drexler dienstältesten Kreisrat. Seit dem 1979 ununterbrochen dabei, kehrt der ehemalige Rektor des Plochinger Gymnasiums, der zwischenzeitlich auch zwölf Jahre im Stuttgarter Landtag Politik gemacht hat, dem Gremium den Rücken. „Alle anderen Kreisrätinnen und Kreisräte treten wieder an“, meldet der SPD-Fraktionssprecher, Michael Medla. Auch Wolfgang Drexler in Esslingen, der, seine Wiederwahl vorausgesetzt, in zwei Jahren das halbe Jahrhundert Kreistag voll gemacht haben wird. Mit dem erstmals kandidierenden Esslinger Finanzbürgermeister Ingo Rust und der Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker als Wiedereinsteigerin hofft die SPD, die Zahl ihrer Sitze zumindest zu halten.

Kampfansage der Grünen

Eine deutliche Kampfansage in Richtung SPD kommt aus den Reihen von Bündnis 90/Die Grünen. „Wir wollen die SPD überholen“, sagt deren Kreistagssprecher, Matthias Weigert. Dabei können die Grünen seinen Worten zufolge auf die bewährte Mannschaft vertrauen. Der einzige Abgang, Georg Zwingmann im Wahlkreis Lenningen, ist durch den erstmals antretenden Gastronomen Michael Holz, ehemals Bären-Wirt aus Kirchheim und Initiator der dortigen Musiknacht, wohl gleichwertig ersetzt worden.

Das Rätselraten um die politische Zukunft von Ulrich Deuschle ist gelüftet. Seit dem Jahr 1989 für die Repulikaner am Start, wollte der Rechtsaußen eigentlich über die Plochinger Wahlvorschlag der Alternativen für Deutschland (AfD) wieder in den Kreistag einziehen. Nachdem AfD ihm jedoch die kalte Schulter gezeigt hat, hat Deuschle die alten Kampfgefährten wieder um sich versammelt und tritt erneut auf der Liste der Republikaner an. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kontroverse-im-esslinger-kreistag-kreistag-zeigt-fachleuten-rote-karte.2718d105-3222-4fe4-aee4-32a7cdbf9884.html