Angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen und steigender Zinsen erlebt die Kreissparkasse einen enormen Beratungsbedarf – und sieht sich bestens dafür gerüstet.
Coronapandemie, Krieg in der Ukraine, destabilisierte Lieferketten, Inflation und Zinswende – das vergangene Jahr habe Menschen und Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt, sagt der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Waiblingen (SWN), Uwe Burkert. Doch er glaubt auch, dass es zumindest im Rems-Murr-Kreis wirtschaftlich weit weniger schlimm gekommen ist als zunächst befürchtet, weil gut und schnell auf die Herausforderungen reagiert worden sei.
Bilanzsumme über zehn Milliarden Euro
Das gilt laut eigenem Bekunden natürlich auch insbesondere für das eigene Bankunternehmen. Die Kreissparkasse habe sich im Privat- wie im Firmenkundengeschäft weiterentwickelt, sagt Burkert. Auch zahlenmäßig sieht der neue Vorstandschef, der den in den Ruhestand getretenen Ralph Walter abgelöst hat, zum Abschluss des Geschäftsjahres eine „positive Bilanz in einem angespannten Umfeld“.
So hat die Bilanzsumme der SWN erstmals in der Geschichte die Zehn-Milliarden-Euro-Marke überschritten. Das Waiblinger Kreditinstitut zählt damit zu den fünf größten Sparkassen in Baden-Württemberg. Dazu beigetragen hat insbesondere ein erneut starkes Wachstum bei den Kundenausleihungen, wenngleich die Zinsentwicklung im zweiten Halbjahr im zuletzt stetig boomenden Geschäft der privaten Baufinanzierung Spuren hinterlassen habe.
Das Ende der fast zehn Jahre andauernden Niedrig- bis Null-Zinsen-Phase beschert der Sparkasse allerdings auch eine Renaissance ihrer Kernkompetenz. Der Bedarf an individueller Beratung sei sehr groß, und darauf sei man auch gut eingestellt, sagt das für das Privatkundengeschäft verantwortliche Vorstandsmitglied Vincenzo Giuliano. So habe man beispielsweise eigens ein mit zehn Beratern besetztes Kompetenzzentrum Energieeffizienz ins Leben gerufen, um der enormen Nachfrage nach Beratung rund um die Themen Modernisierung und Renovierung umfassend gerecht werden zu können.
Im Firmenkundenbereich seien Experten der Sparkasse zu zertifizierten Nachhaltigkeitsberatern fortgebildet worden, um die Unternehmen bei ihrer Transformation entsprechend unterstützen und begleiten zu können. Und der bisher in Kooperationen ausgelagerte Bereich der Versicherungen werde seit ein paar Wochen von einem eigenen Spezialistenteam betreut, das sich von der Beratung bis zur Schadensregulierung mit diesen Fragen beschäftige und etwa zur Altersvorsorge integrierte Lösungen aus einer Hand anbiete.
Burkert: Sparen und Vorsorge wichtiger denn je
Denn Sparen und Vorsorgen werde heute wieder wichtiger denn je, sagt Uwe Burkert. Nicht nur aus Sicht des Bankers halte er es für gut und wichtig, dass sich die Menschen über den Umgang mit ihren Finanzen wieder Gedanken machten, sagt der frühere Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Um in diesem Zusammenhang die richtigen Anreize zu setzen, wolle man auch lieber attraktive Festgeldzinsen statt leicht verbesserter Konditionen auf dem Girokonto anbieten, so Burkert.
Und die Geschäftskunden? Die hätten Flexibilität und Durchhaltevermögen bewiesen, sagt Olaf Kordian, im Vorstand der Sparkasse für diese zuständig. Hier habe indes das Thema Nachhaltigkeit durch die Energieproblematik noch eine ganz andere Bedeutung erfahren. Auch für die Sparkasse selbst. Sie hat sich einen klimaneutralen Geschäftsbetrieb bis zum Jahr 2030 auf die eigene Agenda geschrieben. Dazu würden sämtliche Immobilien unter die Lupe genommen und daraus notwendige Um- oder Neubauten abgeleitet. Mit der in den vergangenen Jahren neu aufgestellten „Filialkonzeption“ sei man vorerst durch. Weitere Schließungen seien nicht vorgesehen.