Das größte Geldhaus im Kreis wächst bilanziell, der Gewinn bleibt auf Vorjahresniveau. Foto: Archiv/Stefanie Schlecht

Das größte Geldhaus im Kreis Böblingen schließt das zurückliegende Jahr mit einem soliden Ergebnis ab. In der Bilanz zeigen sich einige Lichtblicke, insbesondere im Immobilienbereich. Doch die Konjunkturflaute geht nicht spurlos an dem Institut vorbei.

Die Kreissparkasse Böblingen zieht eine positive Bilanz über das zurückliegende Geschäftsjahr. Zwar spüre man das zweite Rezessionsjahr in Folge durchaus in den Büchern, doch die Konjunkturflaute im Rest der Republik kommt nur teilweise im erfolgsverwöhnten Kreis Böblingen an, sagen die drei Vorstände Michael Fritz, Markus Linha und Oliver Braun. „Wir gewinnen weiter Marktanteile“, setzte der Vorsitzende Fritz die Überschrift über das abgelaufene Jahr. Das größte Geldinstitut im Kreis liege nun bei rund 34 Prozent. Doch neben erfreulichen Botschaften gebe es auch manche Warnsignale.

 

Stottern im gewerblichen Bereich Am deutlichsten spürt die Sparkasse die schwächelnde Wirtschaft bei den Firmenkunden. Das Neugeschäft bei gewerblichen Darlehen ging deutlich zurück von 560,6 Millionen in 2023 auf nunmehr 373,3 Millionen Euro. Außerdem wurden die kurzfristigen Kreditrahmen erhöht auf 503 Millionen Euro nach 470 im Vorjahr. „Die Unternehmen stellen Investitionen auf den Prüfstand“, teilt das Institut mit. Überbordende Bürokratie und zu wenig Fachkräfte seien schlecht fürs Geschäft. Deutlich zurück gingen außerdem die Beratungen zur Existenzgründung: minus 43 Prozent. Noch klarer war der Rückgang bei den erfolgten Finanzierungen von neuen Geschäftsmodellen oder Übernahmen: Nur noch acht Millionen Euro Gründerkredite vergab die Sparkasse, nach über zwölf Millionen in 2023. Wenn die Wirtschaft krankt, zeigt sich das sehr schnell auch auf dem Markt für Gewerbeimmobilien: Hier vermittelte das Haus nur 25 Objekte (Vorjahr: 31) und verzeichnete 20,6 Millionen Euro Umsatz, was 43 Prozent weniger als in 2023 entspricht.

Gute Geschäfte mit Privatkunden Bei den Privatkunden scheint die Wirtschaftskrise zwar auf die Stimmung zu drücken, im Geldbeutel spüren sie viele hingegen kaum: Das Geldvermögen der Sparkassenkunden ist sogar gewachsen. So stieg das Volumen der Spareinlagen um zehn Prozent auf rund acht Milliarden Euro. Fritz: „Durch die gestiegenen Sparzinsen sehen wir eine Rückkehr in Festzins- oder Tagesgeld-Produkte.“ Doch auch der weltweite Aktienmarkt zeigte sich für viele erfreulich: 2,9 Milliarden Euro halten KSK-Kunden in ihren Aktiendepots, ein Plus von fünf Prozent bei steigender Tendenz. Eine wachsende Nachfrage spüre man außerdem im Private Banking für eine überdurchschnittlich wohlhabende Klientel. Im Bereich Vermögensverwaltung durchbrach die Sparkasse die 500-Millionen-Euro-Marke nach 455 Millionen im Vorjahr. Die Zahl der Girokonten wuchs ebenfalls: 2000 mehr davon zählt das Geldhaus saldiert zum Jahresende.

Sparkassen-Vorstände Markus Linha, Michael Fritz und Oliver Braun (v.l.) Foto: Archiv

Solide Kernzahlen und Invest Der Schatten im gewerblichen Bereich und das Licht bei den Privatkunden führen zwar zu einem um 15 Millionen Euro geringeren Zinsüberschuss von 173 Millionen – dem Kerngeschäft der Kreissparkasse, in dem sie Geld freilich teurer verleiht als sie es Sparern verzinst. Belastend kommt außerdem ein um vier auf 82 Millionen Euro gestiegener Personalaufwand hinzu durch Tarifabschlüsse und eine auf 1213 Personen angewachsene Belegschaft. Das führt dennoch zu einem gleichbleibenden Nach-Steuer-Gewinn in Höhe von 15 Millionen Euro. Dabei fließt auch einiges Geld in Investitionen, betont der Vorstand: In Menschen (Auszubildende), Standorte (neue Direktion in Leonberg und Sanierung in Herrenberg) sowie Service. Vor allem Letzteres ist Vorstand Michael Fritz wichtig: Im neu gegründeten Business Center betreue man Gewerbekunden nun noch intensiver. Bei Privatkunden liege ein Schwerpunkt in digitalen Services wie dem Überweisungstool Wero oder der künftigen Teilnahme am Payback-Programm.

Wachstum im Immobilienbereich Deutlich angesprungen sei das Geschäft mit Baufinanzierungen: Die Sparkasse vergab in 2024 knapp 740 Millionen Euro an neuen Immobilienkrediten – rund 50 Prozent mehr als 2023, als die sprunghaft angestiegenen Zinsen eine regelrechte „Schockstarre“ ausgelöst hatten, wie es Vorstand Oliver Braun sagte. „Dieses Wachstum war gar nicht zu erwarten. Doch der Bedarf an Wohnraum steigt an, viele Bauträger sind wieder aktiver.“ Und das Kreditgeschäft dürfte weiter florieren: Michael Fritz erwartet noch zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr.

Verbraucher dürften sich im Schnitt auf Zinsen knapp über drei Prozent einstellen. Braun: „Bei den Kunden spüren wir außerdem ein starkes Bedürfnis nach langfristig gesicherten Zinsen und daher eine Renaissance des Bausparens.“ Rund zehn Prozent mehr Volumen habe man abgeschlossen, entsprechend positiv sei das Provisionsergebnis ausgefallen mit 56 Millionen Euro nach 53 Millionen im zurückliegenden Jahr.