Michael Fritz, Vorstandsmitglied der Sparkasse, testet vor der Eröffnungsfeier des Sparkassen-Forums im März des vergangenen Jahres den Flügel. Der KSK-Vorstandsvorsitzende Carsten Claus (links) und das Vorstandsmitglied Michael Tillman lauschten den Klängen. Foto: factum/Archiv

Die Konjunkturlage ist zwar gut, doch im Zinsgeschäft kommt die Bank über das Plus des vergangenen Jahres nicht hinaus. Auch der Bilanzgewinn stagniert.

Böblingen - Trotz der schwierigen Bedingungen sind wir wirtschaftlich gesund aufgestellt und konnten im Jahr 2015 ein ordentliches Ergebnis erzielen“, sagt Carsten Claus, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse (KSK) Böblingen. Er wirkt etwas mitgenommen auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwochmittag: Das zurückliegende Geschäftsjahr ist für die Banker nicht leicht gewesen angesichts der niedrigen Zinsen. Einige Anstrengungen hat es gekostet, um den Bilanzgewinn einigermaßen stabil zu halten. „Wir werden die 5,1 Millionen Euro nicht ganz erreichen“, sagt Claus, „wir peilen fünf Millionen an.“

Mehr als 300 000 Adressen von Menschen im Kreis führe sein Geldinstitut, viele hätten noch ein Sparbuch mit fünf oder zehn Euro. Sie alle anzuschreiben, um sie bei der Stange zu halten und dazu zu bewegen, etwas mehr einzuzahlen, koste viel Zeit und Briefporto. „Die Post freut sich darüber“, meint der Sparkassenchef. Immerhin gewinne seine Bank im Jahr im Schnitt 2000 Bürger zusätzlich, die ein Girokonto eröffneten. Zurzeit zählt die Kreissparkasse Böblingen 150 000 private und 10 000 gewerbliche Kunden. Dass die Bank im Zinsgeschäft bei Krediten und Kundeneinlagen mit rund 130 Millionen Euro Ende 2015 auf den denselben Gewinn kommt wie im Vorjahr, liegt daran, dass sie noch Verträge laufen hat mit Zinsvereinbarungen, die vor Jahren abgeschlossen worden sind. „Damals hatten wir meist noch die Vier vor dem Komma, nun bewegen wir uns deutlich unter zwei Prozent“, sagt Claus.

Mehr Kredite aufgenommen

Der „insgesamt gute Geschäftsverlauf ist auf die gute Konjunkturlage im Premium-Landkreis“ zurückzuführen, erklärt das KSK-Vorstandsmitglied Michael Tillmann. Ausschlaggebend seien die vergleichsweise geringe Arbeitslosenquote mit zuletzt 3,2 Prozent im Kreis und die Lohnsteigerungen. Dies und auch die gute Auftragslage der Unternehmen habe dazu geführt, dass mehr Kredite aufgenommen worden seien, bilanziert die Sparkasse. Das Volumen der vergebenen Darlehen stieg bis zum Ende des vergangenen Jahres um 250  Millionen Euro auf rund 5,4 Milliarden Euro. Und trotz des niedrigen Zinsniveaus sind dann doch auch 250 Millionen mehr Spareinlagen gebildet worden, die sich zum Jahresende auf insgesamt 4,8 Milliarden Euro summierten. „Wobei das ganz normale Sparbüchlein lediglich 0,3 Prozent Zinsen bringt“, räumt Michael Fritz vom KSK-Vorstand ein. „Anstatt mehr zu sparen und Altersvorsorge zu betreiben, konsumieren die Leute lieber“, stellt Carsten Claus fest.

Die Kunden mit mittleren und höheren Einkommen investieren, wie die Sparkasse registriert, in eine Immobilie und schließen dafür auch zunehmend Bausparverträge ab. Die Bank vermittelte bis Ende des vergangenen Jahres 430 Objekte, im Vorjahr waren es noch 417. Die Immobilienabteilung erzielte einen Umsatz von 115,9 Millionen Euro. Beim Bausparen ergab sich ein Plus von rund 14 Millionen Euro (Gesamtsumme: 159 Millionen Euro).

Modernere Filialen

Die Kreissparkasse investiert auch selbst. In der KSK-Hauptstelle am Herrenberger Bronntor etwa haben Ende des vergangenen Jahres die Renovierungsarbeiten begonnen, am 6. Juli wird die Wiedereröffnung gefeiert. „Wir passen auch dort die Räumlichkeiten den Kundenbedürfnissen an“, verspricht Claus. 2,6 Millionen Euro lässt sich die Bank das Bauvorhaben kosten. Neue Kassensysteme werden zudem in den Filialen Leonberg-Höfingen, Sindelfingen-Goldberg und in Steinenbronn installiert – für jeweils 100 000 Euro. Auch die Filiale in Ehningen wird modernisiert, 300 000 Euro gibt die KSK dafür aus. „Wir schauen natürlich, dass wir die Arbeitsabläufe verbessern und den Service ausbauen“, sagt Claus. So wurde das Beratungsspektrum um einen sogenannten Generationenmanager erweitert. Er hilft den Kunden bei allen Fragen zu Testamenten und Vollmachten beispielsweise.

Insgesamt 60 Millionen Euro hat die Bank in den vergangenen Jahren in den Um- und Neubau seiner Böblinger Zentrale gesteckt, davon 38 Millionen Euro in das neue „Haus des Kunden“, das vor zwei Jahren eröffnet wurde. In ihm sind zusätzliche Beratungsplätze geschaffen worden. Seit einem Jahr steht zudem ein schmuckes Veranstaltungsforum zur Verfügung, in dem Konzerte, Lesungen, Feiern und vieles mehr stattfinden.