Florian Sorg ist seit Oktober 2022 Koordinator für Kreislaufwirtschaft bei der Stadt Stuttgart. Foto: Stadt Stuttgart

Florian Sorg hat eine komplett neue Stelle bei der Stadt Stuttgart angetreten, um das Thema Kreislaufwirtschaft nach vorne zu bringen. Was das bedeutet, und was jeder Einzelne beitragen kann, erklärt er hier.

Florian Sorg (37) beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie die Wirtschaft nachhaltiger werden kann. Der Geoökologe ist seit Oktober 2022 Koordinator für Kreislaufwirtschaft bei der Stabstelle Klimaschutz der Stadt Stuttgart. Hier erklärt er, was es damit auf sich hat.

Herr Sorg, was ist Kreislaufwirtschaft und was interessiert Sie daran?

Die Kreislaufwirtschaft nimmt sich die natürlichen Kreisläufe zum Vorbild und überträgt diese auf die Wirtschaft. Es geht darum, Produkte so lange wie möglich zu nutzen und im Wirtschaftskreislauf zu halten, statt sie wegzuwerfen und dann gegebenenfalls zu recyceln. Außerdem hat die Kreislaufwirtschaft zum Ziel, dass wir etwa durch das Teilen von Produkten weniger Waren produzieren und konsumieren. Es ist der Versuch, die natürlichen Grenzen unseres Planeten zu respektieren und die rein lineare Wirtschaftsweise zu überwinden, die zu massiven Umweltzerstörungen führt.

An welche Produkte denken Sie da vor allem?

Mir fällt als erstes die Bauwirtschaft ein. Dieser Sektor ist für die Hälfte unseres Rohstoffverbrauchs verantwortlich und produziert auch ungefähr die Hälfte unseres Abfalls. Wir müssen mehr auf nachhaltige Baustoffe wie Holz, Stahl oder Recycling-Beton setzen. Stahl lässt sich ohne Verlust seiner Eigenschaften immer wieder verwerten. Auch mit Beton lässt sich nachhaltig bauen, indem man die Betonbestandteile aus dem Bauschutt-Recycling gewinnt. Aber auch bei Alltagsgegenständen wie Handys müssen wir umdenken. Solche Produkte müssen in Zukunft so konzipiert werden, dass sie sich reparieren lassen und von den Konsumenten länger genutzt werden können.

Was kann jeder Einzelne dazu beitragen, dass Produkte länger im Kreislauf bleiben?

Es gibt bereits vielerorts Reparaturwerkstätten, die von Ehrenamtlichen betrieben werden. Es wäre wünschenswert, wenn wir lernen würden, Alltagsprodukte selbst zu reparieren. Außerdem müssen wir wieder mehr teilen. Gegenstände, die man selten braucht, können in der Nachbarschaft, in der Familie oder im Freundeskreis gemeinschaftlich genutzt werden. Ich denke da an Autos, Bohrmaschinen, Werkzeugkästen oder Rasenmäher. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es zukünftig eine Bibliothek der Dinge gibt, wo man solche Dinge ausleihen kann.

Was ist Ihre Aufgabe in Stuttgart?

Mir geht es darum, eine Strategie zu entwickeln, wie sich in Stuttgart die Idee der Kreislaufwirtschaft umsetzen lässt. Dafür bin ich im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft und der öffentlichen Verwaltung. Wir wollen vorhandene Initiativen wie Reparaturwerkstätten stärken und für das Thema Kreislaufwirtschaft sensibilisieren. So organisieren wir derzeit eine Fortbildung für Unternehmen zum Thema Ökodesign, die sehr gut angenommen wird.

Neuer Experte in Stuttgart

Werdegang
Florian Sorg (37) hat an der Universität Tübingen Geoökologie studiert. Anschließend war er als Projektleiter bei der Landesagentur für Umwelttechnik Baden-Württemberg tätig. Seit Oktober 2022 bekleidet er die neu geschaffene Stelle des Koordinators für Kreislaufwirtschaft bei der Stabstelle Klimaschutz der Stadt Stuttgart. jut