Beim Kreisjägertag in der Schornbacher Brühlhalle ist an Trophäentafeln der Abschuss dokumentiert worden. Foto: Frank Eppler

Bei der Zusammenkunft der Waidmänner aus dem Altkreis Waiblingen sind die Probleme mit Wildschweinen ein bestimmendes Thema gewesen.

Schorndorf - Mit einer Rekord-Abschusszahl in Sachen Wildschweine werden die rund 670 Waidmänner und -frauen der Kreisjägervereinigung Waiblingen das im April zu Ende gehende Jagdjahr abschließen. Die Jäger rechnen damit, bis dahin rund 1250 Schwarzkittel zur Strecke gebracht zu haben. Im Jahr zuvor waren es weniger als die Hälfte gewesen. Ähnlich sieht es für Waschbären aus: 294 Tiere sind den Jägern vor die Flinte gelaufen oder in Lebendfallen getappt.

Viel Verantwortung als Jagdpächter

Die Bejagung der sich zurzeit extrem vermehrenden Tiergattungen ist denn auch ein bestimmendes Thema bei dem traditionellen Kreisjägertag samt Mitgliederversammlung, Hegeschau und Jagdhundevorführung gewesen, der an diesem Wochenende in der Schornbacher Brühlhalle veranstaltet wurde. Vor allem die stark ansteigende Wildschweinpopulation stelle die Jäger vor große Herausforderungen, sagen die stellvertretenden Kreisjägermeister Denis Wiedmann (Alfdorf) und Walter Rupff (Leutenbach). „Vor allem als Pächter hat man da eine enorme Verantwortung, weil man in seinem Bereich voll für anfallende Wildschäden haftet und diese notfalls aus der eigenen Tasche begleichen muss“, betont Denis Wiedmann.

Der zeitliche Aufwand für das, was man eigentlich als Hobby betreibe, habe in den vergangenen Jahren enorm zugenommen, ergänzt Walter Rupff. Und, dass man sich mit der Schadensregulierung manchmal ein bisschen allein gelassen fühle. „Wir können der Sache nur Herr werden, wenn alle – Jäger, Bauern und Grundbesitzer – an einem Strang ziehen“, sagt Wiedmann.

Nachtsichtgerät an der Waffe ist nicht erlaubt

Auch von der Bürokratie erwarten die Jäger Zugeständnisse. Zwar habe die Landesregierung zur Abwehr der Afrikanischen Schweinepest, die auch hierzulande um sich greift, Erleichterungen angekündigt, doch die Jäger halten die Rahmenbedingungen noch immer für unzureichend. In stadtnahen Revieren, etwa im Winnender Schelmenholz, das Walter Rupff betreut, sei die Jagd wegen der hohen Frequentierung durch Naherholungssuchende fast nur noch des nachts möglich. Zwar habe die Landesregierung den Einsatz von Leuchten und Nachtsichtgeräten erlaubt. Das Waffenrecht – ein Bundesgesetz – schließe aber aus, diese Hilfsmittel an den Flinten zu montieren. „Die Taschenlampe in der linken Hand, das Gewehr in der rechten – versuchen Sie so mal zu treffen“, sagt Walter Rupff.

Dabei gehe es keinesfalls darum, am Ende der Jagdsaison als Schützenkönig dazustehen. „Es geht in erster Linie um den Tierschutz“, betont Denis Wiedmann. Ein Nachtsichtgerät ermögliche einen gezielten tödlichen Schuss ohne Leiden – und auch, das jeweilige Tier zuvor genau zu identifizieren.

Straßensperrungen wegen der Sicherheit

Mehr Unterstützung insbesondere bei Drückjagden wünschen sich die Jäger vom Landkreis und den Kommunen. Wichtig seien aus Sicherheitsgründen vorübergehende Sperrungen von Straßen. Man erwarte eine unbürokratische Bearbeitung der Anträge sowie die Kostenfreistellung und Unterstützung durch die Bauhöfe, insbesondere bei der Beschilderung.

Bei aller Kritik wollen die beiden lokalen Funktionäre aber nicht verhehlen, dass sie nach wie vor guten Gewissens für ihr Hobby, das beim Kreisjägertag regelmäßig der Öffentlichkeit präsentiert wird, Werbung machen können. Bei Denis Wiedmann, der in einer „Jägerfamilie groß geworden“ ist, hat das durchaus auch etwas mit Kulinarik zu tun. „Ich bin ein leidenschaftlicher Wildesser“, räumt er ein. „In meinem Revier weiß ich genau, dass ich ein absolut hochwertiges und schadstofffreies Fleisch auf den Tisch bekomme – mehr Bio geht nicht.“