Die Polizei hat es in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen verstärkt mit Jugendlichen zu tun. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Alarmierende Zahlen legt das Polizeipräsidium Ludwigsburg in seinem Bericht für 2024 vor. Die Kriminalität hat stark zugenommen – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Einen starken Anstieg der Kriminalität im Jahr 2024 hat das Polizeipräsidium Ludwigsburg am Montag gemeldet. Besonders besorgniserregend: Immer mehr Kinder im Alter von unter 14 Jahren begehen Straftaten – rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik hervor.

 

Zwar bilden die Erwachsenen mit 78,5 Prozent aller Tatverdächtigen nach wie vor die größte Gruppe. Die Kinder verzeichnen laut Polizei aber anteilig den höchsten Zuwachs: 1226 von ihnen begingen wohl Straftaten – eine Zunahme um 23,2 Prozent. „Damit ist diese Gruppe fast so stark wie die der Heranwachsenden im Alter von 18 bis 20 Jahren“, heißt es im Bericht. Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren bildeten unter den noch nicht Erwachsenen die größte Gruppe mit mehr als 2000 Tatverdächtigen. Der Anstieg liege hier bei 13 Prozent.

Die Polizei registriert einen Zehn-Jahre-Höchststand von Straftaten an Schulen. Foto: dpa/Matthias Merz

Diese Entwicklung beobachtet das Präsidium in Ludwigsburg mit Sorge: „Die zunehmende Jugendkriminalität sowie die immer größer werdende Zahl delinquenter Kinder und Jugendlicher ist ein Problem, das uns weiterhin beschäftigt“, erklärt Thomas Wild, der Leiter des Polizeipräsidiums. In Ditzingen und Herrenberg habe man rasch reagiert und Jugendgruppierungen nachhaltig Einhalt geboten.

Zahl der Opfer von Straftaten nahm um ein Drittel zu

Insgesamt nahmen die Straftaten aller Altersgruppen im Kreis Ludwigsburg um 19,3 Prozent und im Kreis Böblingen um 14,1 Prozent zu. Noch im Vorjahr waren die Zahlen rückläufig gewesen, aber die neue Gesamtzahl von 42 518 Fällen zeige einen deutlichen Anstieg um mehr als 6000 Strafanzeigen. Diese negative Entwicklung belegt auch die Zahl der Opfer. Sie liegt bei rund 13 000 Personen – damit wurden 3334 mehr Menschen geschädigt als noch 2023: ein bedenkliches Plus von etwa einem Drittel.

Ein Gegengewicht bilde die hohe Aufklärungsquote von 65,2 Prozent – das zweitbeste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre, teilt das Präsidium mit. „Unsere Einsatzkräfte haben trotz aller Belastungen hervorragende Arbeit geleistet“, sagt Thomas Wild. Insgesamt bewegten sich die Fallzahlen mit 4452 Straftaten je 100 000 Einwohner noch deutlich unter dem Landesschnitt von 5180 Straftaten je 100 000 Einwohner.

Allerdings vermeldet das Präsidium auch Zehn-Jahres-Höchststände: etwa bei den 524 Angriffen auf Polizeibeamte und einer Zunahme von rund 38 Prozent. Rohheitsdelikte wie Körperverletzung, Bedrohung und Nötigung stiegen um mehr als 25 Prozent. Die Gewalt an Schulen erreichte mit 281 Fällen den höchsten Stand. Dort wirkte die Polizei mit 767 Veranstaltungen zur Prävention entgegen. Die Aufklärungsquote liege an Schulen bei rund 98 Prozent.

Auch bei Ausländern gib es mehr Kinder unter den Tatverdächtigen

Zum Anstieg beigetragen haben laut Polizeistatistik auch nichtdeutsche Tatverdächtige: Ihr Anteil stieg um 2430 auf 13 333 Fälle, also um etwa 22 Prozent. Ebenfalls deutlich erhöht haben sich die durch Asylbewerber oder Geflüchtete begangenen Straftaten: um 981 Fälle oder 31 Prozent. Der Anteil der Tatverdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit beträgt 53,8 Prozent. Ausländische Tatverdächtige stellen einen Anteil von 46,2 Prozent aller Tatverdächtigen – davon sind 28,9 Prozent asylsuchende Personen oder Flüchtlinge.

Wie bei den gesamten Tatverdächtigen fallen laut Polizei auch bei Nichtdeutschen und Asylbewerbern/Flüchtlingen die Zunahmen in den Altersgruppen der Tatverdächtigen Kinder (plus 38,5/plus 68,6 Prozent) und Jugendlichen (plus 23 /plus 68,3 Prozent) besonders stark aus.