Bei der 14. Obstsaftprämierung im Landkreis Böblingen schicken Erzeuger 21 reine Apfelsäfte und 18 Mischsäfte ins Rennen. Die Sieger brauchen noch etwas Geduld.
Wer macht den besten Apfelsaft im Landkreis? Um diese Frage dreht sich alles am Mittwoch in der Alten Turnhalle der Gäustadt. Denn dort findet die Kreissaftprämierung statt, die die Fachberatungsstelle für Obst und Gartenbau des Landkreises Böblingen in Kooperation mit dem Kreisverband Böblingen der Obst- Garten- und Weinbauvereine bereits zum 14. Mal veranstaltet.
Bag-in-Box-Kartons, typische Ein-Liter-Saftflaschen, aber auch die ein oder andere Milchflasche, alle befüllt mit der fruchtigen Ausbeute der heimischen Streuobstwiesen, warten in der kleinen Vorbereitungsküche des Veranstaltungsortes auf ihre Verkostung: 21 reine Apfelsäfte und 18 Mischsäfte haben die Privatpersonen und Direktvermarkter ins Rennen geschickt.
Viele der Produzenten sitzen selbst an den Tischen, um die flüssigen Erzeugnisse zu bewerten. Eine Herausforderung für Nasen und Gaumen der mehr als 30 Gäste, die rund drei Stunden mit der Verkostung beschäftigt sind. An sechs Publikumstischen sowie zwei gezielt zusammengesetzten Jurytischen gilt es dabei, jeweils ein einheitliches Votum pro Saft zu finden.
Mineralwasser, Käsewürfel sowie Brotstückchen, die auf den Tischen bereitstehen, helfen dabei, die Geschmacksnerven wieder zu neutralisieren. In kleine Eimerchen wandern zudem die Reste der Proben, die schlicht viel zum Trinken sind – wobei von besonders gut mundenden Exemplaren oft nicht viel übrig bleibt.
Aktiver Nachwuchs auf der Streuobstwiese
Die eifrigen Mundschenke des Abends sind Mitglieder des gastgebenden Obst- und Gartenbauvereins Herrenberg rund um dessen Vorsitzenden Farin Kariko, der seit dem Jahr 2022 in diesem Amt ist. Kredenzt werden die mit Nummern anonymisierten Säfte in zwei Gruppen: Drei Publikumstische plus eine Viererjury testeten sich durch die geraden Nummern, die andere Hälfte durch die ungeraden. Die jeweils fünf Top-platzierten werden dann der jeweils anderen Gruppe zum Gegentesten gereicht.
Sobald die Apfelsäfte, die den Auftakt bilden, nacheinander in all ihren goldgelben Farbnuancen eingeschenkt sind, recken sich die Gläser gegen das Licht: Farbe und Aussehen spiegeln den ersten bewertbaren Eindruck wider. Dann ist die Nase gefragt, nachdem die Gläser – wie bei einer Weinprobe – geschwenkt werden. Und dann der erste Schluck. Passt beide Eindrücke zusammen? Gerade bei „Harmonie“, die neben Geschmack und Geruch mit jeweils bis zu fünf Punkten bewertet werden – entsteht Diskussionsbedarf. Bei den Mischsäften kommt dann auch noch die sprichwörtliche Farbe ins Spiel. Vom Saft der Schweizer Wasserbirne, der optisch auf den ersten Blick auch als Weißwein durchgehen könnte, bis hin zur Mischung aus Apfelsaft und Schwarzer Johannisbeere, reicht die Vielfalt. „Wie unterschiedlich die Geschmäcker sind“, ist eine der Erkenntnisse, die die Kuppingerin Yvonne Haarer mitnimmt, die zum ersten Mal mit einem Mischsaft am Wettbewerb teilnimmt. Premiere feiert auch Familie Siegismund aus Gültstein, die seit diesem Sommer ein Streuobstwiesengrundstück besitzen. Die neunjährige Tochter Philine hat den ersten Saft des neuen Familienprojekts eingereicht und ist auch engagiert an einem der Publikumstische mit dabei. Till Siegismund, der dreizehnjährige Sohn, sitzt sogar an einem der Jurytische, unter anderem gemeinsam mit Eugen Schuker, der vor Farin Kariko viele Jahre die Geschicke des OGV Herrenberg gelenkt hat. Dieser Platz kommt nicht von ungefähr, wie Schuker betont. Denn Till Siegismund habe bereits ein preisgekröntes Interesse an den heimischen Streuobstwiesen mit einer Projektarbeit zum Thema Birnenverfall, einer von Phytoplasmen ausgelösten Krankheit, gezeigt. „Wir liegen überhaupt nicht weit auseinander“, lautet Schukers Halbzeitbilanz in der Generationenjury.
Hohe Niveau an Säften
Manfred Nuber, der Fachberater für Obst- und Gartenbau im Landkreis, freut sich über die Resonanz der Teilnehmer. „Es hebt das gesamte Niveau“, ist Nuber, der auch einen eigen Obsthof in Schafhausen betreibt, überzeugt. Vor allem durch die Publikumsverkostung bekämen die Produzenten neue Einblicke in die Geschmacksvielfalt, so Nuber.
Welche Säfte gewonnen haben, wird im Rahmen des Kreisobst-, -garten- und -weinbautag am Samstag ab 13.30 Uhr wieder in der Alten Turnhalle in Herrenberg verkündet.