In anderen Städten, hier Göttingen, sind Radschnellwege schon länger realisiert. Foto: dpa

Zwischen Schorndorf und Fellbach könnte der erste Radschnellweg im Kreis entstehen. Das Landratsamt rechnet sich gute Chancen auf eine Verwirklichung aus.

Rems-Murr-Kreis - Bis zum Jahr 2025 sollen im Südwesten mindestens zehn Radschnellwege gebaut werden. Das ist das erklärte Ziel von Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Laut Einschätzung des Waiblinger Landratsamt könnte einer davon eine 22 Kilometer lange Route im Remstal sein.

Gutachten für zwei Strecken in Auftrag gegeben

Der Landkreis hat für zwei Strecken sogenannte Potenzialanalysen in Auftrag gegeben. Für die Verbindung zwischen Schorndorf und Fellbach liegt das Ergebnis bereits vor, das Gutachten für die Route zwischen Waiblingen und Ludwigsburg steht laut dem Verkehrsdezernenten Stefan Hein kurz vor dem Abschluss.

Insbesondere die sieben Städte und Gemeinden anbindende Route im Remstal hat nach Einschätzung von Hein beste Aussichten auf eine Realisierung. Entscheidend ist nun, ob das Land dem Radschnellweg, der nach einer Novellierung des Straßengesetzes klassifizierten Landes- und Kreisstraßen gleichgesetzt wird, eine regionale oder überregionale Verbindungsfunktion beimisst. Dann nämlich könnte das nach ersten Schätzungen auf 33 Millionen Euro taxierte Projekt großzügig unterstützt werden: Vom Bund könnte eine Förderung in einer Höhe von bis zu 75 Prozent der Baukosten beantragt werden, das Land würde vom Rest der Summe noch die Hälfte übernehmen, sodass an der kommunalen Ebene letztlich lediglich 12,5 Prozent hängen blieben.

Alle Kriterien erfüllt

Die Machbarkeitsstudie zu der Express-Trasse im Remstal, die als eine klimafreundliche Alternative insbesondere für Berufspendler gedacht sein soll, ist für den Kreis laut Stefan Hein „hervorragend“ ausgefallen. Alle Kriterien seien erfüllt, um als Schnellverbindung eingestuft werden zu können:

• Ein Radschnellweg muss mindestens fünf Kilometer lang sein: Die Strecke im Remstal misst mehr als 20.

• Mindestens 80 Prozent der Strecke muss vier Meter breit sein: Auf der Strecke zwischen Schorndorf und Fellbach wäre dieser Standard zu 88 Prozent erfüllt.

• Im Schnitt müssen pro Tag mindestens 2000 Radfahrer die Strecke frequentieren: Die Gutachter gehen von 2000 bis 2500 aus.

Weitere Kriterien sind, dass die Verbindung vollständig kreuzungsfrei ist, Fußgängerwege baulich getrennt sind und die Fahrbahn die Qualität einer Straße aufweist. Zudem wird ein Winterdienst gefordert.

Auch wenn man sich in Sachen Vorarbeit frühzeitig bemüht habe, seine Hausaufgaben zu machen, wolle man jetzt nichts überstürzen, betont bei aller Euphorie der Waiblinger Landrat Richard Sigel. Zum einen liege der Ball zurzeit im Verkehrsministerium, zum anderen sollen auch die Kommunen möglichst behutsam mit ins Boot geholt werden. Sigels Verkehrsdezernent hat dazu jetzt eine Tour durch die Gemeinderäte der potenziell beteiligten Kommunen begonnen, um dort für das Projekt zu werben.

Eine Million Euro pro Jahr?

Letztlich müsste natürlich auch der Kreistag noch grundsätzlich über das Vorhaben beraten und befinden – und nicht zuletzt die dafür nötigen finanziellen Mittel freimachen. Im Landratsamt kalkuliert man, dass bei einem sukzessiven Ausbau jährlich rund eine Million Euro an Eigenmitteln bereitgestellt werden müssten.

Auch die Öffentlichkeit soll beteiligt werden. Eine Online-Mitwirkungsmöglichkeit hat das Landratsamt unabhängig von der Schnellverbindung unlängst schon für seine allgemeine Radwegeplanung eingeführt. Seit wenigen Wochen ist ein Meldeportal im Internet freigeschaltet worden, auf dem man Vorschläge und Anregungen in Sachen Radwegenetz geben kann. Die Resonanz sei gut, sagt Stefan Hein – so gut, dass man mit der Beantwortung kaum hinterher komme. Hein dazu: „Wir merken, dass wir mit dem Angebot auf ein Bedürfnis gestoßen sind.“