Am Montag füllen sich die zuletzt leeren Klassenzimmer wieder. Foto: Simon Granville

Die Stundenpläne haben den Rektoren in diesen Tagen viel Kopfzerbrechen bereitet. An fast allen Schularten in der Region rund um Ludwigsburg fehlen Lehrkräfte.

Hinter den Schulleiterinnen und Schulleitern liegen anstrengende Tage, und das schon, bevor das neue Schuljahr richtig angefangen hat. Die Stundenpläne haben ihnen in diesem Jahr einige Denksportaufgaben beschert. Kurzfristige Ausfälle und ein leer gefegter Markt an Lehrkräften machen es schwierig, alle Unterrichtsstunden abzudecken.

„Es ist katastrophal“, sagt Matthias Hilbert, der Rektor des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) in Ludwigsburg. Die Krankheitsreserve des Kollegiums sei zu 100 Prozent aufgebracht. „Ich weiß nicht, wo das noch hinführen soll“, klagt er. Am OHG gibt es für das neue Schuljahr ein Minus von 60 Deputatsstunden. „Das ist gewaltig“, ordnet er ein. Schon vor den Ferien gab es ein Defizit. Mehrere Lehrer und Lehrerinnen fallen zusätzlich aus, weil sie zwischenzeitlich erkrankt oder schwanger geworden sind. Neue Kollegen seien am Jobmarkt derzeit nicht zu bekommen. Das Defizit bei den Pflichtstunden könne nur notdürftig geflickt werden, indem andere Kräfte aus dem Kollegium sich bereit erklärt haben, ihr Stundendeputat aufzustocken. Als Geschäftsführender Schulleiter der Ludwigsburger Gymnasien weiß Hilbert, dass die Situation an den anderen Schulen in der Barockstadt ähnlich ist. Er hat das Kultusministerium angeschrieben und auf die Misere hingewiesen. Der Rektor sieht die Politik gefordert zu reagieren.

Kurzfristige Ausfälle stellen Schulleitungen vor Probleme

Turbulenter als in den Vorjahren war die Gestaltung des Stundenplans auch an der Oscar-Paret-Schule in Freiberg. „Innerhalb von zwei Tagen sind mir sechs Leute abhanden gekommen“, sagt Schulleiter René Coels. Die kurzfristigen Ausfälle hätten gravierende Veränderungen des Stundenplans ausgelöst. Im Pflichtbereich seien noch keine Einschnitte nötig, weil mehrere Kollegen ihre Stundenzahl aufstocken konnten. „Einige Arbeitsgemeinschaften müssen wir für Wochen aber auf Eis legen“, erklärt Coels.

Von einer Unterversorgung spricht auch Jasmin Meister, die Rektorin der Blankenstein-Gemeinschaftsschule in Steinheim. Das gelte vor allem auch für die Blankensteinschule-Grundschule, die sie ebenfalls leitet. Dort führen unvorhergesehene Ausfälle wie langwierige Krankheiten und Schwangerschaften dazu, dass Gruppen im Bereich des Ganztagsangebots zusammengelegt werden müssen. „Auch Mehrarbeit ist eine kurzfristige Lösung“, sagt Meister. Ein Problem ist außerdem, dass einige Arbeitsverträge nicht rechtzeitig zum Schulbeginn fertig geworden sind. Etwa zwei bis drei Wochen müssen daher ohne die neuen Lehrkräfte überbrückt werden. Für Jasmin Meister hat das alles bedeutet, dass sie die Stundenpläne noch einmal komplett überarbeiten musste. Sie hofft nun, dass sonst niemand mehr ausfällt. „Es ist keine Reserve mehr da“, betont sie.

Es darf nicht mehr viel passieren

An der Theodor-Heuss-Realschule (THRS) in Kornwestheim müssen Unterrichtsstunden in einzelnen Fächern auch ein wenig reduziert werden, sagt der Schulleiter Boris Rupnow, der den Stundenplan auch umschreiben musste. Vor allem in Deutsch, Physik und Chemie gebe es Engpässe. „Komplett streichen mussten wir aber nichts“, sagt Rupnow.

Im Ganztagsbereich können viele externe Kräfte mithelfen. Im Vergleich zu anderen Schulen komme die THRS noch ganz gut weg. „Insgesamt sind wir jedoch eng genäht. Es darf nicht mehr viel passieren.“

Auch die Glemstalschule in Schwieberdingen ist nicht zu 100 Prozent versorgt. „Der Regelunterricht ist aber gewährleistet“, betont die kommissarische Rektorin Silke Benner. Von kurzfristigen Ausfällen wurde die Schule bis jetzt verschont. „Wenn alles so bleibt, dann kommen wir gut hin“, meint sie.

Schulamt räumt Defizite ein

Unterrichtsversorgung
Das Staatliche Schulamt Ludwigsburg, das für die Grund-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen zuständig ist, hält die Unterrichtsversorgung in seinem Bereich für „nicht zufriedenstellend. An allen Schularten konnten leider nicht alle erforderlichen Stellen besetzt werden“, teilt es mit.

Befristungen
Die Lehrereinstellung für das neue Schuljahr ist nicht abgeschlossen. Sie läuft bis Ende September. Um die Defizite zu minimieren, wurden über alle Schularten hinweg aktuell bereits 94 Personen befristet für längerfristige Ausfälle eingestellt.