Drastischer Protest mit Kunstblut in Stuttgart: Tierschutzaktivisten von Peta demonstrieren vor dem Landwirtschaftsministerium am Donnerstag. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Weil eine Schäferei im Kreis Ludwigsburg unter Verdacht steht, Schafe illegal geschächtet zu haben, darf sie nun gar nicht mehr schlachten. Die Tierrechtsorganisation Peta hatte auf die Vorfälle aufmerksam gemacht.

Wer im Internet nach der Schäferei Karl Kurz in Eberdingen-Hochdorf (Kreis Ludwigsburg)  sucht, findet einen roten Schriftzug: „Dauerhaft geschlossen“. Unter der dort angegebenen Telefonnummer ist niemand zu erreichen. Seit Anfang Januar darf in der Schäferei nicht mehr geschlachtet werden. Das Ludwigsburger Amt für Veterinärwesen hatte den Schlachtbetrieb bis auf weiteres untersagt, weil dort Schafe ohne Betäubung getötet worden sein sollen.

„Beweisvideo“ stammt von Peta

Zunächst hatte das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ berichtet, dass in einer Schäferei im Kreis Ludwigsburg illegale Schächtung betrieben wird. Der Sender beruft sich dabei auf Videomaterial, das ihm von der Tierrechtsorganisation Peta zugespielt worden sein soll. Das Video ist in der Folge von „Report Mainz“ öffentlich gezeigt worden. Zu sehen ist ein Schlachter, der ein Schaf festhält, während ein anderer Mann dem Tier die Kehle durchschneidet. Wo genau das Video aufgenommen wurde, ist am Bild nicht zu erkennen. Die Mitarbeiter des Landratsamts Ludwigsburg aber haben weitere Schlachtungen in der Eberdinger Schäferei sofort verboten, als sie das Video am 9. Januar bekommen haben. Das Material, das ihnen vorliegt, zeigt offenbar, dass mindestens vier Schafe ohne die erforderliche Betäubung getötet worden sind, so das Landratsamt. Dem betroffenen Mitarbeiter wurde die Sachkundebescheinigung entzogen. Gegen ihn ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Heilbronn. Ob und wann in der Schäferei wieder geschlachtet werden darf, sagt das Veterinäramt nicht. Auf Anfrage heißt es lediglich, dass die Ermittlungen laufen.

Die Tierrechtsorganisation Peta hat am Donnerstag vor dem Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart demonstriert – unter anderem mit einem als Schaf verkleideten Menschen. Er war mit Kunstblut überströmt und jemand hielt ihm ein symbolisches Messer an den Hals. Mit der Aktion möchte Peta erreichen, dass Tierschutzverstöße in deutschen Schlachtbetrieben angemessen bestraft werden. Die Rede ist dabei von „weitgehenden Strafen bis hin zur Betriebsschließung“. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) soll mit der Demo dazu aufgefordert werden, Verantwortung zu übernehmen und für unangekündigte, konsequente und unabhängige Kontrollen zu sorgen.

Zuvor wurden schon Mängel festgestellt

Das Veterinäramt kontrolliert Betriebe wie den von Karl Kurz einmal im Jahr unangekündigt. Dabei gab es in der Vergangenheit bereits Auffälligkeiten. „So wurde durch das Personal nicht immer eine Kontrolle durchgeführt, ob das Tier lang anhaltend und ausreichend tief betäubt war“, aus dem Landratsamt, „auch wurde festgestellt, dass mit weiteren Schlachtarbeiten am zwar betäubten und bereits entbluteten Tier begonnen wurde, aber noch Lebenszeichen am Tier feststellbar waren“. Eine illegale Schächtung habe man zuvor nie festgestellt.

Eine Schächtung, also das Schlachten von Tieren ohne Betäubung, kann aus religiösen Gründen legal betrieben werden. Dafür ist eine Ausnahmegenehmigung vom Veterinäramt erforderlich. Zudem muss derjenige, der die Schächtung macht, die Sachkunde dafür besitzen. In den vergangenen Jahren ist im Landkreis Ludwigsburg eine solche Ausnahmegenehmigung nicht ausgestellt und wohl auch nicht beantragt worden.