Startklar: Die meisten Bäder – wie hier in Ludwigsburg-Hoheneck – könnten innerhalb weniger Tage öffnen. Foto: factum/Simon Granville

Asperg hat als bislang einzige Stadt im Kreis beschlossen, dass das Bad geschlossen bleibt.

Kreis Ludwigsburg - Normalerweise startet der Freibadbetrieb spätestens am 1. Mai. Dann fluten Wasserratten und Sonnenanbeter wieder die Liegewiesen – zumindest bei gutem Wetter. Sonnenschein und die passenden Temperaturen sind für die kommenden Tagen zwar nicht in Sicht, hart gesottene Badegänger dürfte das aber nicht darüber hinwegtrösten, dass die Frei- und Hallenbäder im Kreis Ludwigsburg laut der aktuellen Corona-Verordnung des Landes bis mindestens 3. Mai geschlossen bleiben. Und dann?

Einen Sommer ohne Hobbysportler, die durchs Wasser pflügen, rutschende Kinder und tropfendes Eis vom Kiosk schließen viele Verantwortliche inzwischen nicht mehr aus.

„Ich weiß nicht, ob das noch was wird“, sagt beispielsweise Christian Schneider, Geschäftsführer der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB). Die Mitarbeiter haben das Freibad in Ludwigsburg-Hoheneck zumindest „ausgewintert“, also hergerichtet für die neue Saison. Momentan läuft das Bad im Energiesparmodus, um die Kosten zu senken. Langweilig wird es den Mitarbeitern aber nicht. Sie entwickeln Bestellprozesse und Schichtpläne weiter, auch die Arbeit in den Bädern wird digitalisiert. „Das soll, wenn es wieder losgeht, auch dem Kunden zugute kommen“, sagt Schneider. Außerdem arbeiteten die SWLB an einem Hygienekonzept für die Bäder.

„Pandemieplan Bäder“ zeigt Maßnahmen auf

Welche zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden könnten, hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in einem 16-seitigen Pandemieplan Bäder zusammengefasst. Die Experten schlagen beispielsweise vor, Beckenleitern, und Flächen an Wasserrutschen und Sprunganlagen, die die Besucher anfassen, regelmäßig zu desinfizieren. Das wäre aber mit einem riesigen Aufwand für die Mitarbeiter verbunden. Außerdem schlägt der Pandemieplan vor, die Anzahl der Schwimmbadbesucher zu begrenzen.

Für Thilo Dittmann, Leiter der Bäder und Eishallen in Bietigheim-Bissingen ist das kaum umsetzbar: „Wenn zu uns 6000 bis 7000 Leute am Tag kommen, wen lasse ich dann rein – und wen nicht“, fragt er. Die Abstandsregeln im Bad, besonders in den Kabinen, aber auch vor der Kasse dauernd zu überwachen, sei schwierig. Dittman befürchtet Besucherschlangen „bis in den nächsten Ort“. – „Wir sind gefühlt noch ganz weit davon entfernt, zu öffnen.“

Die Platten um die Becken im Bietigheimer Freibad sind zwar gereinigt, auch Unkraut wurde gejätet, die restlichen Arbeiten, die bis zur Eröffnung noch nötig sind, haben die Mitarbeiter aber Mitte April ausgesetzt. „Wir bräuchten noch eineinhalb Wochen, bis wir aufmachen könnten“, sagt Dittmann.

Lohnt sich eine verkürzte Saison überhaupt?

Ähnlich lang würde es in Vaihingen/Enz dauern, bis das Enztalbad bereit wäre, schätzt Pressesprecher Mario Steigleder. Die Becken sind bereits gefüllt, das Wasser aber noch nicht aufgeheizt. Und das dauert einige Wochen. Im vergangenen Jahr kamen rund 70 000 Besucher in das Bad. Bei strengen Auflagen wären es in diesem Jahr wohl deutlich weniger. Und die öffentlichen Bäder sind sowieso alle Zuschussbetriebe.

In Steinheim kann die Saison frühestens Mitte Mai losgehen. Im Wellarium wird derzeit der Sanitär- und Umkleidetrakt umgebaut. Ein Konzept für einen eingeschränkten Betrieb hat die Stadt noch nicht parat. Die Bäder in Oberstenfeld und Mundelsheim wären hingegen startklar.

Ob sich eine verkürzte Saison für die Betreiber überhaupt lohnt, können sie selbst nicht sagen. „Ich gehe aber davon aus, dass bei einer Öffnung für nur ein paar Wochen der wirtschaftliche Schaden sogar größer ist, als wenn wir ganz zulassen“, so Thilo Dittmann. Bleibe das Bad geschlossen, spare man Energie- und Personalkosten. „Nur einen Monat aufzumachen, macht monetär keinen Sinn“, sagt auch Aspergs Bürgermeister Christian Eiberger. Während die anderen noch abwarten, hat die Stadt am Dienstag entschieden, dass das Freibad, das in den vergangenen Jahren immer die 100 000-Besuchermarke knackte, in diesem Sommer definitiv geschlossen bleibt.

Zu viele offene Fragen

Die Verantwortlichen in Asperg gehen davon aus, dass sie das Bad in diesem Jahr nicht mehr so betreiben können, „dass es dem Besucher Spaß macht“. Zu viele Fragen sind ungeklärt: Wie sieht es zum Beispiel mit den Hygienestandards im Wasser aus, darf der Spielplatz im Bad geöffnet werden – und wie werden die Abstandsregeln im Kinderbecken sichergestellt? „Ich kann es auch nicht vertreten, nachher 100 Leute reinzulassen und den Rest wieder nach Hause zu schicken“, sagt Christian Eiberger zu möglichen Beschränkungen. Vorschläge wie Handläufe regelmäßig zu desinfizieren hält er für unpraktikabel.