Wer eine Wohnung im Landkreis Ludwigsburg sucht, braucht Geduld und sollte die Tipps eines Vermieters befolgen. Foto: dpa/Christin Klose

Viel Leerstand, kaum Neubau, das zeigt eine neue Analyse für den Kreis Ludwigsburg. Wer eine Wohnung sucht, sollte darum einige Tipps beherzigen. Ein Vermieter und Makler aus dem Kreis verraten, worauf es ankommt.

Rund 2540 Wohnungen fehlen nach Expertenmeinung im Landkreis Ludwigsburg derzeit, und eine Besserung ist kaum in Sicht. Wie das Pestel-Institut in einer aktuellen Analyse zum Wohnungsmarkt im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel ermittelt hat, müssten bis 2028 im Landkreis Ludwigsburg jährlich 2770 Wohnungen errichtet werden, um das Defizit abzubauen.

Aber der Wohnungsbau lahmt. So gab es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im ganzen Landkreis lediglich für 140 neue Wohnungen eine Baugenehmigung. 2023 waren es im gleichen Zeitraum noch 225. Dem stehen mehr als 10 000 leerstehende Wohnungen gegenüber, mehr als die Hälfte davon ist seit über einem Jahr unbewohnt.

Experte Julian Obergfell hat Tipps für Wohnungssuchende. Foto: Bietigheimer Wohnbau

Das alles macht es für Wohnungssuchende nicht leicht eine neue Bleibe zu finden. Oft gibt es pro Wohnung Dutzende oder sogar mehr als 100 Bewerbungen. Wie kann man da seine Chancen erhöhen, eine Wohnung zu bekommen? Julian Obergfell muss es wissen. Er ist bei der Bietigheimer Wohnbau für Vermietungen zuständig. Das kommunale Wohnbauunternehmen ist derzeit für 2100 Mietwohnungen zuständig. Auch die Geschäftsführer Luciano Bellebuono und Alexander Wieland von Weitblick-Immobilien aus Ludwigsburg sehen viele Bewerbungen um Wohnungen. Alle drei haben Tipps, die helfen können bei der Bewerbung um eine neue Wohnung.

Vorbereitet zur Wohnungsbesichtigung

Wer ein paar Dinge bei der Suche nach einer neuen Bleibe beachtet, erhöht seine Chancen auf einen baldigen Umzug.

Tipp 1: Bei der Wohnungsbesichtigung höflich und ehrlich sein

„Was im sonstigen Leben gilt, sollte auch bei der Wohnungssuche beachtet werden“, sagt Obergfell. Ein freundliches Auftreten beim Besichtigungstermin gehört dazu. Für die Weitblick-Makler ist auch Ehrlichkeit des Interessenten wichtig. Dass zeige, dass man ein vertrauenswürdiger Mieter ist.

Die Geschäftsführer von Weitblick-Immobilien Luciano Bellebuono (links) und Alexander Wieland Foto: Weitblick-Immobilien

Tipp 2: Pünktlich und flexibel zur Freude des Vermieters

Wer einen Termin mit einem potenziellen neuen Vermieter ausmacht, sollte zunächst flexibel bei der Vereinbarung und dann pünktlich sein. Das erspart allen Zeit.

Tipp 3: Vorbereitet und schnell sein

„Bei privaten Vermietern empfiehlt es sich, eine Schufa-Eigenauskunft mitzubringen. Wichtig sind auch die letzten Gehaltsabrechnungen schon parat zu haben“, sagt Obergfell. „Wer schnell und gut vorbereitet auf Anfragen reagiert, hat einen klaren Vorteil“, teilt Weitblick mit.

Tipp 4: Individuell für jede Wohnung bewerben

Oft merke man, dass sich Leute für viele Wohnungen bewerben, ohne genau Bescheid zu wissen über die konkrete Wohnung. Es erspare allen viel Zeit, wenn man vorab weiß, wie man von der Wohnung aus die Arbeit erreiche oder was die Wohnung genau bietet.

Tipp 5: Realistisch bleiben bei der Wohnungssuche

Nur mit Südbalkon und Einzelgarage? Es empfiehlt sich, Anforderungen und Kompromissbereitschaft in ein realistisches Verhältnis zu setzen, raten die Makler. Je weniger starre Anforderungen an die Wohnung und den Vermieter gestellt werden, desto größer sind die Chancen auf eine Vermittlung.

Tipp 6: Alle Chancen auf eine Wohnung nutzen

Wohnberechtigungsscheine würden noch zu selten genutzt, meint Carsten Schüler, Geschäftsführer der Bietigheimer Wohnbau. „Viele wissen gar nicht, dass sie von der Kommune diesen Schein erhalten können und dann Chance auf eine Wohnung haben“, sagt der Geschäftsführer. Zielgruppe sind Menschen bis zu einem bestimmten Gehalt, die in Sozialmietwohnungen einziehen können. „In Baden-Württemberg ist die Grenze bei einer vierköpfigen Familie ein Jahreseinkommen von 75 800 Euro.“

Tipp 7: Nachfragen nervt Vermieter meist nur

Ein Irrglaube sei es, so Obergfell, wenn man meint, hartnäckiges Nachfragen im Nachgang der Besichtigung erhöhe die Chancen auf die Wohnung: „Wenn sich bei uns jeder Interessent immer über den Stand des Entscheidungsprozesses erkundigen würde, könnten wir wenig anderes tun.“