Belebt, aber ohne vorweihnachtliches Gedränge: Das Marstall. Foto: Simon Granville

Normalerweise klingeln zu dieser Zeit die Ladenkassen. Doch in diesem Jahr ist im Kreis Ludwigsburg nicht jeder Einzelhändler zufrieden.

Die Einzelhändler in der Stadt und im Landkreis haben wegen Corona harte Zeiten hinter sich. Nun kommt die hohe Inflation hinzu. Welche Folgen hat das für das Weihnachtsgeschäft, die umsatzträchtigste Zeit im Einzelhandel? Kurz gesagt: Manche sind trotzdem sehr zufrieden, andere gar nicht.

Hört man Markus Fischer vom Ludwigsburger Stadtmarketingverein Luis, dann müssten alle strahlen wie die Honigkuchenpferde. „Ich bekomme sehr positive Rückmeldungen, in den Centern gibt es ganz hervorragende Besucherfrequenzen.“ Man könne auch von keiner Kaufzurückhaltung berichten. Den Grund dafür hat er auch schon ausgemacht: „Das liegt eindeutig am Weihnachtsmarkt, der hat die letzten Jahre gefehlt.“ Denn der locke viele Touristen, besonders die kaufkräftigen Schweizer, die dann oft auch noch die Geschäfte in der Innenstadt aufsuchten, und sorge für eine insgesamt „sehr positive Stimmung“.

Bauarbeiten verhindern das Bummeln

Dass ein Weihnachtsmarkt ein Zugpferd sein kann, berichtet auch Andrea Hahn vom Citymanagement der Stadt Marbach: „Als der Weihnachtsmarkt stattgefunden hat, waren auch die Läden ganz gut besucht.“ Sonst haben es die Einzelhändler in der Schillerstadt derzeit besonders schwer, weil die Bauarbeiten in der Fußgängerzone nicht gerade zum Bummeln einladen. Und: „Auch der Samstagsmarkt fehlt uns“, sagt Birger Laing, der einen Laden mit antiquarischen Büchern und Geschenken betreibt und auch beim Stadtmarketing aktiv ist. Der Markt ist wegen der Bauarbeiten vorübergehend aus der Altstadt weggezogen.

Für das Marstall in Ludwigsburg berichtet die Centermanagerin Meltem Boyraz, man sei mit den Besucherfrequenzen zufrieden. Im Schnitt liege man seit Oktober bei 97 Prozent der Zahlen von 2019, also vor Corona. Die Mietpartner seien mit ihren Umsätzen zufrieden, teilweise würden die Umsatzerwartungen übertroffen.

Das richtige Gewimmel fehlt

Schaut man sich in den Einkaufszentren um, so fällt zunächst eines auf: Es sind zwar Besucher unterwegs, ein richtiges Gewimmel wie sonst zur Vorweihnachtszeit herrscht aber nicht. In der Wilhelmgalerie und im Marstall kommt man selbst am Abend, wenn Feierabendkäufer unterwegs sein könnten, noch gut durch. Und: Auffallend viele Geschäfte locken mit Rabatten. In der Ludwigsburger Fußgängerzone dasselbe Bild: Betrieb ja, aber überschaubar. Und auch die Zahl der Einkaufstaschen hält sich erkennbar in Grenzen.

Beim Breuningerland, das zu weit weg vom Weihnachtsmarkt ist, um von ihm profitieren zu können, fällt zunächst auf, dass noch etliche Parkplätze leer sind – und das, obwohl manche Autos gleich anderthalb davon für sich in Anspruch nehmen. Einzelne Händler sind zufrieden mit dem Umsatz. So etwa Meles Karakaya, die Store Managerin des Wäschefachgeschäfts Intimissimi. „Bis jetzt läuft es ganz gut, sogar besser als 2019“, hat sie festgestellt. Neben Dessous in Rot seien auch Kuschelpyjamas sehr gefragt. Auch Natalie Fichtner, die Shop Managerin von Rituals mit Körperpflegeprodukten, sagt: „Bei uns läuft es sehr gut, besser als im letzten Jahr und besser als im Jahr 2019.“ Allerdings, sagt sie, habe man auch einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern: „Wir sind mit unserem Angebot sehr geschenkelastig.“ Dennoch laufe es nicht in allen Filialen so gut wie im Breuningerland mit seinen kostenlosen Parkplätzen und wetterunabhängigem Shoppen. Und auch sie hat festgestellt, dass die Parfümerien zum Teil „leer gefegt“ seien.

Luxusartikel Kosmetik

Überhaupt nicht zufrieden ist dagegen Sabine Link, Franchise-Partnerin von Yves Rocher. „Corona war schlimm, aber jetzt ist es schlimmer.“ Kosmetik sei ein Luxusartikel, da werde gespart. Und die Kunden, die jetzt kämen, kauften eher Kleinigkeiten, nur ganz wenige auch größere Geschenke. Auch in anderen Geschäften ist unter der Hand zu hören, dass die Besucherfrequenz im Breuningerland deutlich geringer sei als sonst. Selbst das letzte Jahr sei besser gewesen als jetzt. Von bis zu dreißig Prozent Umsatzeinbrüchen wird da berichtet.

Doch auch wenn die Händler leiden, haben sie ein gewisses Verständnis: „Auf viele kommt jetzt teilweise eine Steuernachzahlung zu, und die Leute wissen nicht, was im nächsten Jahr sein wird“, sagt eine Frau, die nicht möchte, dass ihr Name in der Zeitung erscheint. Die Leiterin des Kundenservices beim Mediamarkt, die ebenfalls anonym bleiben möchte, erklärt, der Umsatz sei geringer als vor den Einschränkungen wegen Corona, aber immer noch gut. Manche Kunden seien immer noch bereit, Geld auszugeben. Familien allerdings achten ihrer Beobachtung nach mehr aufs Geld.