Der Waldkauz zeichnet sich durch seinen runden Kopf und seine Knopfaugen aus. Er kann nahezu geräuschlos fliegen. Foto: privat

Der Waldkauz ist der Vogel des Jahres 2017. Im Kreis Göppingen gibt es eine stabile Population dieses beeindruckenden Tieres. Der Naturschützer Wolfgang Rapp hat schon viele verunglückte Jäger der Nacht wieder aufgepäppelt.

Kreis Göppingen - Waldkäuze sind keine Mimosen. Schon am ersten Morgen im Hause Rapp in Hohenstaufen machte der rotgefiederte Pflegling mit gezückten Krallen klar, dass er keine weitere Untersuchung wünsche. Wolfgang Rapp, der Vorsitzende des Naturschutzbundes Göppingen und Umgebung, war darüber nicht böse, ganz im Gegenteil. Er freute sich, zeigte diese vitale Reaktion doch, dass der Kauz bei seinem Autounfall zwischen Göppingen und Hohenstaufen keine größeren Verletzungen davon getragen hatte. Schon am nächsten Tag ließ er das Tier im Naturschutzgebiet Spielburg wieder frei. Ohne Zögern sei der Kauz lautlos in die Abenddämmerung geflogen, erzählt er. „Das ist wie ein Sechser im Lotto.“ Dieses Erlebnis freut den Tierschützer umso mehr als der Naturschutzbund den Waldkauz zum Vogel des Jahres gekürt hat.

Vom Aussterben ist der Jäger der Nacht, der 40 bis 42 Zentimeter groß wird, nicht bedroht. „Wir haben im Kreis Göppingen eine stabile Population“, sagt Wolfgang Rapp. Allerdings ist der Höhlenbrüter auf große, alte Bäume mit vielen Höhlen angewiesen. In den Wirtschaftswäldern findet er diese kaum noch. Dafür aber in naturbelassenen Laubwäldern und zunehmend auch in Parks und auf Friedhöfen. Um den Lebensraum des Tieres zu sichern, kämpft der Naturschutzbund deshalb auch um jeden alten Baum, etwa eine alte Buche auf Schloss Filseck bei Uhingen, die fast der Neugestaltung des Parks zum Opfer fiel und die seit jeher Käuze beherbergt.

Der Vogel liebt Sonnenbäder

Obwohl der Waldkauz dem Menschen oft sehr nahe kommt, ist er selten zu sehen, da er das Nachtleben bevorzugt. Wird aber einer dieser Eulenvögel einmal tagsüber entdeckt, dann ist die Aufregung für gewöhnlich groß, wie der Vogelschützer erzählt. So glaubten Spaziergänger, die im vergangenen Herbst immer wieder am helllichten Tag einen Kauz völlig regungslos an einer Hütte bei Hohenstaufen sichteten, dass dieser ausgestopft sei. Wolfgang Rapp schmunzelt und sagt: „Es handelte sich um einen echten Vogel, der ein Sonnenbad genommen hat.“

Da der Kauz bevorzugt in der Dunkelheit unterwegs ist, hat man ihm und seiner Eulenverwandtschaft im finsteren Mittelalter eine besondere Nähe zu Satan und den dunklen Mächten angedichtet. Sein scharfer „kuwitt“-Ruf wurde als „Komm mit ins Totenreich“ gedeutet. Entsprechend versetzte der Vogel die Menschen in Angst und Schrecken. Um den „bösen Zauber“ zu bannen, jagte man ihn und nagelte ihn an Scheunentore.

Käuze können auch fischen

Heute käme niemand mehr auf solche Ideen. Bei Exkursionen erlebt Wolfgang Rapp oft, dass die Teilnehmer angesichts eines echten Kauzes völlig aus dem Häuschen geraten. Er selbst hat seine Liebe zum Jäger der Nacht schon früh entdeckt. Als Zehnjähriger fand er im Wald einen jungen Waldkauz. Er zog ihn auf und fütterte ihn mit Mäusen und Spatzen. Außerdem schippte er im benachbarten Sägewerk Sägemehl, um ein paar Pfennige zu verdienen, für die er beim Metzger Abfallfleisch kaufte – für den Vogel. Ein paar Jahre blieb Arco bei ihm. Den Tag verbrachte er in einer Voliere, nachts ging er auf Beutezug. „Am nächsten Morgen kam er wieder“, erzählt Wolfgang Rapp, der auch der „Vogeldoktor“ genannt wird.

Seither hat der Tierschützer viel über diesen Vogel dazu gelernt. „Als Bub dachte ich, der Waldkauz sieht nur nachts gut, das stimmt aber gar nicht“, erzählt er. Außerdem hat er bei der Kontrolle von Nistkästen festgestellt, dass auf dem Speisezettel des Waldkauzes nicht nur Mäuse, kleinere Vögel, Regenwürmer und Insekten stehen, sondern auch Forellen. „Offenbar fischen die Waldkäuze auch.“

Ausstellung über den Waldkauz