Die Blumhardt-Förderschule macht als erste im Kreis zu. Foto: Ines Rudel

Nur noch sieben Schüler besuchen die Förderschule in Bad Boll, weil immer mehr Eltern die Inklusion wählen. Deshalb muss sie nun schließen.

Bad Boll - Zu ihren besten Zeiten hatte die Blumhardt-Förderschule in Bad Boll 75 Schüler. Diese Tage sind vorbei. Aktuell besuchen gerade mal sieben Schüler die Bildungseinrichtung, von Herbst an wären es sogar nur noch vier. Die Gemeinde hat deshalb die Auflösung der Schule beantragt. Der Weiterbetrieb auf Kosten des Steuerzahlers sei nicht zu rechtfertigen, sagt der Bad Boller Bürgermeister Hans-Rudi Bührle. Die Blumhardt-Schule ist die erste Förderschule im Kreis, die ihre Pforte schließt. Völlig außergewöhnlich sei dies nicht, sagt Elke Weccard vom Staatlichen Schulamt in Göppingen. Im Land habe es bereits mehrere solcher Schließungen gegeben.

Nicht nur wirtschaftliche Gründe legen es nahe, die Schule zuzumachen. Auch aus pädagogischer Sicht sei es nicht ratsam, weiter zu machen, sagt die Schulrätin. Ein sinnvolles pädagogisches Konzept für vier Schüler in den Klassenstufen drei bis acht anzubieten, sei äußerst diffizil, wenn nicht so gut wie unmöglich. Außerdem sei es für die Kinder nicht schön, die ganze Zeit alleine einem Lehrer gegenüberzusitzen. „Soziales Lernen kann auf diese Weise nicht stattfinden“, stellt Weccard klar.

Die verbleibenden Schüler wechseln an andere Förderschulen

Von den vier Kindern, die von Herbst an die Blumhardt-Schule besucht hätten und die alle aus den umliegenden Gemeinden kommen, wechselt eines in die benachbarte Heinrich-Schickhardt-Gemeinschaftsschule. Die übrigen drei fahren nach Göppingen in die Pestalozzischule, eine Förderschule mit knapp 100 Schülern. Die Verbindung zu dieser Göppinger Einrichtung ist ohnehin gegeben, ist doch deren Rektor Max Böhringer seit anderthalb Jahren auch der kommissarische Schulleiter der Blumhardt-Schule. In Bad Boll verankert bleiben soll die Sonderpädagogische Beratungsstelle Voralb, um den Eltern weite Wege zu ersparen. Die Kommune stellt dafür auch ein Büro zur Verfügung.

Dass die Förderschule in den vergangenen zehn Jahren stark geschrumpft ist, hat außer dem generellen Rückgang der Schülerzahlen mehrere Gründe. Weccard nennt an erster Stelle das starke Bekenntnis der Gemeinde zur inklusiven Schule. Deshalb entschieden sich auch viele Eltern für dieses Angebot. 28 Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen werden mittlerweile in der Schickhardt-Schule unterrichtet, die als eine der ersten in Baden-Württemberg als Gemeinschaftsschule, die ja speziell Inklusion betreiben sollen, an den Start ging.

Eine 56-jährige Ära geht zu Ende

In der näheren Umgebung sind weitere Schulen dem Bad Boller Beispiel gefolgt. So bietet seit dem vergangenen Schuljahr auch die Schule in Dürnau/Gammelshausen Inklusion an. Heiningen soll schon bald folgen. „Wir schauen, wo sind Kinder, die Bedarf haben und überlegen dann, wie man ein inklusives Angebot gestalten kann“, erläutert Weccard.

Wenn die Blumhardt-Schule, wie beantragt, aufgelöst wird, dann gibt es noch sieben Förderschulen im Kreis: in Göppingen, Eislingen, Süßen, Uhingen, Ebersbach, Geislingen und Deggingen. Letztere zählt mit 15 Schülern ebenfalls zu den Kleinstschulen. Geleitet wird sie von Geislingen aus. Auch sie stehe möglicherweise früher oder später zur Disposition, sagt Weccard.

Mit der Schließung der Blumhardt-Schule in Bad Boll endet eine 56-jährige Ära. Noch in den 90er Jahren wurde die Einrichtung erweitert, und noch vor zehn Jahren hatte sie etwa 70 Schüler. Die Räume, die im Lauf der Zeit frei wurden, nutzt die Schickhardt-Schule. Die restlichen Räume sollen ebenfalls „in den Campus“ integriert werden, wie der Bürgermeister Bührle es formuliert.