Geflüchtete Menschen haben oft schwer traumatisierende Erlebnisse hinter sich, unter denen sie Zeit ihres Lebens leiden. (Symbolbild) Foto: dpa

Der Kreisdiakonieverband Esslingen hilft mit dem Projekt „Stein und Rose“ Geflüchteten, ihre belastenden Erlebnisse zu verarbeiten. Psychologen bieten dafür Gruppentherapien, Einzelberatungen und offene Sprechstunden an.

Esslingen - Geflüchtete Menschen leiden oft unter dem, was sie in ihrem Heimatland und auf der Flucht durchlitten haben. Die Symptome aufgrund der oft schrecklichen Erlebnisse sind Schlaf- und Angststörungen, Traurigkeit, Konzentrationsstörungen, aber auch körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Magenschmerzen. Der Kreisdiakonieverband Esslingen bietet diesen Menschen seit eineinhalb Jahren mit dem Projekt „Stein und Rose“ psychologische Unterstützung an.

Bisher haben rund 60 Geflüchtete das Angebot angenommen

Die Psychologin Alexandra Hauser berichtet von einer Frau, die bei ihr Hilfe gesucht hat. Schreckliches habe die Asylbewerberin in ihrem Heimatland und auf der Flucht erlebt – Dinge, „die ich mir nicht vorstellen kann“, sagt Hauser. Die Gepeinigte habe ihr Kind zurücklassen müssen, der Kontakt zum Sohn sei abgebrochen. Das sei nur ein Beispiel für die schlimmen Schicksale jener geflüchteten Menschen, die seit Januar 2017 beim Beraterteam von „Stein und Rose“ in Esslingen und auf den Fildern in Filderstadt-Bernhausen und Leinfelden-Echterdingen Hilfe suchen.

Das von der Deutschen Fernsehlotterie für drei Jahre finanziell geförderte Angebot sei „niederschwellig“, sagt Elisabeth Rümenapf, die Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle Filder des Kreisdiakonieverbands. Insgesamt hätten bisher rund 60 Geflüchtete die Angebote angenommen. In Gruppen, in Einzelberatungen oder in offenen Sprechstunden seien sie mit den Psychologen ins Gespräch gekommen. Oft beruhige diese Menschen schon, wenn man ihnen erkläre, „dass ihre Symptome eine völlig normal Reaktion auf unnormale, traumatische Erlebnisse sind“, sagt Rümenapf. Im Anschluss versuchten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen, die Menschen zu stabilisieren und ihnen Strategien an die Hand zu geben, „um sich selbst beruhigen und die Bilder des Erlebten stoppen oder ausblenden zu können“. Eine Traumatherapie könne im Rahmen des Projekts freilich nicht angeboten werden, „dazu müsste es einen sicheren Aufenthaltsstatus geben“.

Spezielle Maltherapie für Frauen

Auf den Fildern wurden speziell für geflüchtete Frauen zwei kunsttherapeutische Malgruppen angeboten. Trotz Sprachbarrieren sei es gelungen, sich über die Malerei zu verständigen, berichtet die Psychologin Monika Fercho, die die Gruppen betreut hat. Über die von ihnen gemalten Bilder hätten die Teilnehmerinnen ihre Erinnerungen an die Heimat, aber auch ihre Sehnsüchte und Ängste kommuniziert. Auch für sie sei die Leitung dieser Gruppen eine „Bereicherung“ gewesen, habe ihr dies doch eine „ganz andere Sichtweise auf die Schicksale der Frauen“ vermittelt, berichtet Fercho.

Eigentlich will das Projekt „Stein und Rose“ auch in der Flüchtlingshilfe engagierte Ehrenamtliche psychologisch unterstützen. Doch bisher habe sich nur „eine Hand voll“ Helfer darauf eingelassen. Rümenapf vermutet, den Engagierten fehle neben ihrem Ehrenamt schlicht die Zeit „noch selbst etwas für sich zu tun“. Ansonsten aber habe das Projekt nicht zuletzt durch die Vernetzung mit anderen Einrichtungen im Kreis und in den Kommunen „Fahrt aufgenommen“. Sie hoffe, dass es über die geplante Laufzeit bis Ende 2019 hinaus fortgesetzt werden könne. „Der Bedarf besteht auf jeden Fall.“