Marius Clauss, Betriebsleiter des Eglisenhofs Esslingen, bietet derzeit vor allem Lagergemüse aus eigenem Anbau an – frisch vom Feld kommen nur Ackersalat und Lauch. Foto: Roberto Bulgrin

Neben Ackersalat und Lauch ist derzeit vor allem Lagergemüse aus dem Kreis Esslingen zu bekommen. Doch wer regional und saisonal einkaufen will, kann schon bald auf mehr hoffen: Von April an wächst das Angebot aus lokalem Anbau wieder.

Wer Gemüse und Obst aus der Region einkaufen will, hat es im Kreis Esslingen eigentlich nicht schwer. Denn die örtlichen Landwirte bauen verschiedenste Sorten an. Hier ist eine breite Palette regionaler und saisonaler Produkte frisch vom Feld zu bekommen. Allerdings nicht unbedingt im Winter. Dann ist das Angebot stark reduziert. Vor allem der März gilt als Durststrecke, denn die Winterkulturen sind größtenteils abgeerntet, das Frühlingsgemüse braucht aber noch. Bleibt nur der Griff ins Lager – der allerdings kann sich lohnen.

 

Kartoffel, Karotte, Kohl aus dem Lager

Ariane Amstutz, die Sprecherin des Landesbauernverbands Baden-Württemberg, ist begeistert vom lokalen Angebot: „Im Kreis wird fast alles an Gemüse und viel verschiedenes Obst angebaut“, sagt sie. Die Filder seien eines der Gemüseanbaugebiete schlechthin im Land – aber auch im Neckartal und Richtung Alb sei die Auswahl verschiedener Kulturen enorm. Allerdings: „Aktuell wird hier vor allem noch Lauch und Ackersalat frisch vom Feld geerntet“, berichtet Tobias Briem, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Esslingen. Im März sowie Anfang April gebe es hier am wenigsten frische Ware und dementsprechend die geringste Angebotsbreite im Jahr. Das bedeute aber nicht, dass keine regionalen Produkte erhältlich seien. Neben lagerfähigen Äpfeln gebe es genügend Gemüse, das den Winter über eingelagert werden könne, so Briem. Aus dem Lager seien im Kreis Esslingen aktuell etwa Weißkohl, Rotkohl und Chinakohl zu bekommen, Kartoffeln, Karotten und Sellerie, aber auch Pastinake, Petersilienwurzeln und Rote Bete. Das bestätigt der Esslinger Gemüsebauer Eberhard Rühle. Neben Ackersalat und Lauch gebe es aktuell noch Rosenkohl und Wirsing aus dem Freiland, ansonsten sei diese Zeit eine „Riesendurststrecke“. Er habe aber bereits die ersten Salate im Freiland gepflanzt, erzählt Rühle. Die könnten voraussichtlich Mitte bis Ende April geerntet werden, dann folgten Radieschen und Kohlrabi. Auch Marius Clauss, Betriebsleiter des Esslinger Eglisenhofs, steht schon in den Startlöchern für die Freilandsaison: „Wir fangen jetzt mit Spinat im Freiland an“, berichtet er. Auch Frühlingszwiebeln werde er setzen, ein Highlight früh im Jahr sei für ihn zudem Rhabarber. Er freue sich jetzt wieder auf ein breiteres Angebot – zumal der Kohl, die Kartoffeln und das Wurzelgemüse im Lager langsam zur Neige gingen.

Kartoffel, Karotte und Kohl kommen aus dem Lager

Andernorts gebe es um diese Zeit schon bald das erste Sommergemüse wie Tomaten, Gurken oder Paprika, berichtet Tobias Briem. Denn das wachse zu dieser Jahreszeit nur in beheizten Gewächshäusern – und die gebe es im Kreis Esslingen kaum. Allerdings hätten diejenigen, die sonst den ganzen Winter über ihre Gewächshäuser beheizt hätten, dieses Jahr oft bis Februar oder März mit dem Pflanzen gewartet, um Energiekosten zu sparen. Daher werde sich die Ernte der ersten Sommergemüse deutschlandweit vermutlich etwas nach hinten verschieben.

Ab Anfang April ist laut Briem bereits mit den ersten Salaten aus unbeheizten Gewächshäusern im Kreis Esslingen zu rechnen, dann seien nach und nach immer mehr frische Obst- und Gemüsesorten aus lokalem Anbau zu bekommen. Im Mai gehe es dann richtig los, unter anderem mit Spargel und den ersten Erdbeeren. Allerdings sei angesichts von Inflation und hohen Energiekosten durchaus davon auszugehen, dass die Preise steigen – auch wenn die Landwirte die höheren Produktionskosten in der Regel nur zu einem Teil weitergeben könnten.

Inflation schwächt Nachfrage bei Direktvermarktern

Nachfrage zuletzt rückläufig

Wirklich absehbar sei die Preisentwicklung aber noch nicht – sie hänge auch von der Nachfrage ab. Und die sei zuletzt zurückgegangen. Während es in Coronazeiten einen großen Hype um regionale Lebensmittel gegeben habe, sei das angesichts der Inflation nun wieder anders. „In Deutschland wird als erstes bei den Lebensmitteln gespart“, sagt Briem. Viele kauften dann doch lieber den etwas günstigeren Salat im Discounter, der im Zweifelsfall aus Italien oder Spanien importiert werde. Für die Landwirte im Kreis Esslingen habe dieser Trend unterschiedliche Auswirkungen: Er schwäche zwar die Nachfrage bei Direktvermarktern, verschaffe aber denjenigen, die an Supermärkte lieferten, wieder mehr Aufträge.

Spargel in den Startlöchern

Saison
Der Spargel gehört zu den ersten Gemüsesorten, die nach den kargen Wintermonaten in Süddeutschland reifen. Üblicherweise beginnt die Spargelsaison Mitte April und endet traditionell am 24. Juni. In diesem Jahr erwarte man laut Ariane Amstutz, Sprecherin des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg, aber noch vor Ostern größere Mengen des Edelgemüses.

Qualität
Nach Angaben des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) erwarten die Spargelbauer eine gute Qualität. Der trockene Herbst und die Kälte im Winter habe den Pflanzen gut getan