Die Generalsanierung des 1996 eingeweihten Kompostwerks in Kirchheim (Kreis Esslingen) ist unabdingbar. Im Juli geht eine der größten Anlagen Deutschlands außer Betrieb. Vor der einjährigen Umbauphase kann man sie am 11. Mai besichtigen.
Seit 1996 ist eine der größten Kompostierungsanlagen Deutschlands nun schon in Betrieb. Doch die Zeit und der Brand im November 2023 haben Spuren hinterlassen. Deshalb wird das Kompostwerk an der A 8 bei Kirchheim nun außer Betrieb genommen – aber nur für ein Jahr. In dieser Zeit wird die Anlage grundlegend saniert. Der Kreis Esslingen investiert rund 20 Millionen Euro.
Die seit langem geplante Erneuerung sei unabdingbar, betont Michael Potthast, der Chef des kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) und Geschäftsführer der Kirchheimer Kompostwerk GmbH. Die Verfahrenstechnik wurde zwar schon mehrfach umgebaut, doch die beiden riesigen Schaufelräder – das Herzstück der Anlage – sind seit nunmehr 30 Jahren im Dauerbetrieb ziemlich störanfällig geworden.
Für die Modernisierung werden die Werkstore ab Anfang Juli geschlossen. Bis Mitte 2026 soll die alte Maschinentechnik entfernt und durch neue ersetzt werden: Haben bislang die Spezialbagger, im Fachjargon „Wendelin“ genannt, den offen unter dem Hallendach gelagerten Bioabfall gewendet, um daraus in einem sechswöchigen Prozess jährlich fast 60 000 Tonnen hochwertigen Kompost für die Landwirtschaft zu erzeugen, setzt man künftig auf die Tunnelvariante.
Dieser Systemwechsel ist mit einem erheblichen Umbauaufwand verbunden. Zuerst wird die Fassade der rund 125 Meter langen und 60 Meter breiten Rottehalle geöffnet, um die beiden Schaufelräder samt den langen Förderbändern auszubauen. Dann werden sogenannte Rottetunnel aus Beton im Gebäudeinneren eingebaut. Jeder einzelne Tunnel ist sechs Meter breit, fünf Meter hoch und 35 Meter lang. Das gesamte Konstrukt wird später einmal aussehen wie aneinandergereihte Garagen.
In den insgesamt 18 abgeschlossenen Tunneln wird der Bioabfall während des gesamten Rotteprozesses durch Bodenöffnungen belüftet und mit einer Berieselungsanlage automatisch bewässert. Er wird zweimal umgesetzt und aufgelockert, damit Bakterien und kleine Organismen in der Biomasse ausreichend Sauerstoffzufuhr erhalten. Sie sind für den Zersetzungsvorgang und die Verarbeitung zum Kompost wesentlich. Das alles geschieht bei bis zu 70 Grad Celsius – ganz ohne Einsatz von Chemie.
Mit der Rottetechnik erneuert das Kirchheimer Kompostwerk auch die Aufbereitungstechnik wie Magnetscheider und Mischtrommel, um Kunststoffe, Metall und Steine aus dem eingesammelten pflanzlichen Abfall auszusortieren. „Folien und Plastik bleiben trotz modernster Technik die am schwierigsten zu entfernenden Störstoffe“, erläutert Potthast. Deshalb sollten sie auf keinen Fall in die braune Tonne geworfen werden, appelliert er.
Die Esslinger Kreisbewohner haben durch den Umbau des Kompostwerks keine Einschränkung, betont Potthast. Die Abfuhr des Biomülls erfolge wie bislang, der Inhalt der braunen Tonnen werde vorübergehend in einer Anlage im Landkreis Böblingen verarbeitet. Hecken- und Baumschnitt könnten trotz der Bauarbeiten weiterhin am Kirchheimer Kompostwerk abgegeben werden, auch der kleine Recyclinghof direkt an der Anlage stehe zur Verfügung.
Abschied und Neubeginn werden übrigens groß gefeiert: Am Sonntag, 11. Mai, von 10 bis 16 Uhr, ist die Bevölkerung zur Besichtigung des Kompostwerks eingeladen. Der erste „Kirchheimer Komposttag“ bietet ein informatives und buntes Programm für die ganze Familie.