Der Kreis Esslingen errichtet eine weitere Notunterkunft für bis zu 200 Menschen und verlängert erneut Mietverträge für große Objekte. Warum das nötig ist.
Auf einer Brachfläche in der Maria-Marian-Straße in Kirchheim errichtet der Kreis Esslingen ein Containerdorf für 160 bis 200 Geflüchtete. Nachdem der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistags dem Vorhaben dieser Tage zugestimmt hatte, soll mit der Erschließung des in einem Gewerbegebiet liegenden Grundstückes begonnen werden: Es müssen Kabel und Leitungen verlegt, der Boden geebnet, die Fundamente für die Container errichtet werden. Alles in allem belaufen sich die Kosten auf rund 1,9 Millionen Euro. Mit einer Inbetriebnahme rechnet die Verwaltung im ersten Quartal 2025. Das Containerdorf soll zunächst zwei Jahre zur Verfügung stehen, bei Bedarf kann die Nutzung um bis zu weitere drei Jahre verlängert werden. Die monatlichen Mietkosten belaufen sich auf voraussichtlich 56 300 Euro.
Der Landrat Heinz Eininger begründete die Maßnahme mit einer „nach wie vor dynamischen Entwicklung bei den Zuweisungszahlen“. Die Unterbringung von Flüchtlingen sei ein großes Problem. Weniger bei den Ukrainern: Pro Monat kämen zwar noch 80 bis 100, schilderte der Kreischef. Diese würden jedoch meist in den Städten und Gemeinden unterkommen. Der Kreis selbst versorge derzeit rund 250 Ukraine-Flüchtlinge im Nürtinger Hauber-Areal. Sorgen hingegen bereitet der Verwaltung die Zuwanderung aus allen anderen Krisenherden dieser Welt. Ende Februar 2024 befanden sich laut Eininger rund 2750 nicht-ukrainische Flüchtlinge in den 32 Gemeinschaftsunterkünften des Kreises, die sich auf 22 Kommunen verteilen. Die meisten stammen aus Syrien, der Türkei und Afghanistan.
Unterbringung bleibt Daueraufgabe
Zwar sind laut Eininger dem Landkreis zuletzt nicht mehr ganz so viele Flüchtlinge zugewiesen worden wie noch im Herbst 2023, als drei Monate in Folge jeweils 300 Asylbewerber untergebracht werden mussten. Ob das aber „nur eine Atempause oder eine tatsächliche längerfristige Entspannung bedeutet, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös bewertet werden“, betonte der Landrat. Er kritisierte zugleich: „Weder Land noch Bund geben den Kreisen verlässliche Prognosen an die Hand, die der Verwaltung als Planungsgrundlage dienen könnten.“ Angesichts der Kriege im Nahen und Mittleren Osten sowie in zahlreichen afrikanischen Ländern liegt es laut Eininger jedoch nahe, dass auch in Zukunft mit beträchtlichen Fluchtbewegungen zu rechnen ist. Er wird daher nicht müde zu betonen: „Die Unterbringung von Geflüchteten bleibt eine Daueraufgabe.“
Es braucht also weitere Unterkünfte, will man die Belegung von Kreissporthallen vermeiden. So kommen in den nächsten Wochen zwei neue Containerstandorte hinzu, informierte die Kreisverwaltung: In Köngen werden in der Robert-Bosch-Straße insgesamt 128 Wohn-, Sanitär-, Küchen- und Gemeinschaftscontainer aufgestellt. Diese Notunterkunft bietet 148 Plätze. Vereinbart ist eine Laufzeit von 36 Monaten, danach ist eine Verlängerung auf unbestimmte Zeit möglich. Die 130 Container in der Kanalstraße in Nürtingen, wo bis zu 200 Geflüchtete unterkommen, mietet der Kreis zunächst bis Jahresende an, er hat sich jedoch die Option einer Verlängerung bis Ende 2025 gesichert. Auch die zwei großen Gemeinschaftsunterkünfte in Esslingen werden noch länger benötigt. Deshalb wurde der Mietvertrag für das einstige Firmengebäude in der Zeppelinstraße 112 bis Ende dieses Jahres verlängert, der für das ehemalige Bürogebäude im Roser-Areal in der Pliensauvorstadt zunächst bis Ende Oktober. Hier kann der Kreis bei Bedarf eine Verlängerungsoptionen bis 30. April 2026 ziehen.