Am Vormittag des Heiligabends kommen, wie hier in Esslingen, vielerorts Menschen unter freiem Himmel zusammen. Foto: Roberto Bulgrin

Wie viel Party verträgt Weihnachten? Der „Heilige Vormittag“, ein Stelldichein auf zentralen Plätzen im Kreis Esslingen, ist umstritten. Viele freuen sich auf die Begegnungen. Warum es dennoch Kritik gibt.

Ist der „Heilige Vormittag“ eine unheilige Tradition? Sich am Morgen des 24. Dezember zum Frühschoppen zu treffen, gehört für viele zu Weihnachten wie der geschmückte Baum. Doch das fröhliche Zusammentreffen ist manchen anderen zu feucht-fröhlich. Kritisch sehen Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen die Veranstaltung. Der katholische Dekan von Esslingen-Nürtingen, Volker Weber, stört sich vor allem an dem Titel. „Vermutlich müssen wir es als Kirche erdulden, dass in einer immer mehr profan werdenden Welt den Menschen nicht einmal mehr der Begriff ‚Heilig’ bekannt ist“, sagt der Seelsorger. Weber stellt sich die Frage, warum der Titel „Heiliger Vormittag“ nötig sei für ein Partyevent, das „weniger weihnachtlichen Glanz ausstrahlt, eher von Alkoholkonsum geprägt ist und damit weder ein heiliger noch ein stiller Vormittag ist“. Spannend, so meint der Seelsorger, wäre für ihn die Frage, was den Menschen an diesem Vormittag heilig sei, wenn sie ihn alles andere als heilig gestalten, aber doch so benennen würden.