Elisabeth Kenntner-Scheible vom Hofgut Mauren ist sehr zufrieden mit der Nachfrage am Regiomat. Foto: factum/Granville

Die Bürger von Neuweiler sollen frische Lebensmittel bald Tag und Nacht an einem Automaten kaufen können. Die Exemplare von einigen Anbietern im Kreis zeigen: so ein Konzept kann funktionieren.

Böblingen - Das Thema liegt Silvia Bühler sehr am Herzen. Das merkt sofort, wer sich mit der Ortsvorsteherin von Weil im Schönbuch-Neuweiler über ihren Plan unterhält, einen Verkaufsautomaten im Zentrum ihres Ortes aufzustellen. „Seit der Dorfladen vor einigen Jahren geschlossen hat, haben wir hier keinen Lebensmittelmarkt mehr“, sagt Bühler. Der Laden hatte sich für die Betreiberin finanziell nicht mehr gelohnt. Die Neuweiler Bürger seien über die Schließung damals traurig und zornig gewesen, „aber ich konnte es ja auch nicht ändern“, sagt sie heute. Wer sich seitdem mit Lebensmitteln eindecken will, muss Neuweiler verlassen und mindestens bis zum Dorfladen nach Breitenstein oder zu einem Supermarkt in Schönaich oder Weil im Schönbuch fahren.

Der neue Verkaufsautomat soll Abhilfe schaffen. „Die Idee hatte ein Ortschaftsrat“, sagt Silvia Bühler. Der Plan: die Gemeinde kauft und errichtet auf eigene Kosten einen solchen Automaten und sucht dann einen Betreiber, der ihn regelmäßig mit frischen Lebensmitteln befüllt. Im Weiler Gemeinderat stieß der Plan auf offene Ohren, „dafür bin ich auch dem Bürgermeister Lahl sehr dankbar“, so Bühler.

XXL-Variante geplant

Einen Standort für den Automaten hat sie bereits ausgesucht. Er soll auf dem Parkplatz gegenüber dem Lindenplatz – ein gemeindeeigenes Grundstück – stehen. Auch das Modell des Automaten steht schon fest. 16 500 Euro soll das gute Stück kosten. Derzeit wird noch darüber diskutiert, ob man daran auch mit EC-Karte zahlen können soll. Zu den Kosten für den Automaten kommen nach Einschätzung des Weiler Ortsbauamtes vom vergangenen Juli noch rund 23 500 Euro hinzu. Immerhin brauche der Automat auch eine Stromversorgung, ein Fundament, eine Beleuchtung und den passenden Wetterschutz. „Wir planen eine XXL-Variante“, freut sich die Ortsvorsteherin Silvia Bühler.

Was noch fehlt ist der passende Betreiber. Die Vorbereitung der Ausschreibung liegt in den letzten Zügen. Welche Lebensmittel der Betreiber im Automaten anbieten wolle, sei ihm überlassen. „Wir wollen keine Vorschriften machen“ , sagt Bühler. Nur Spirituosen, die seien nicht erwünscht.

Neuer Treffpunkt am Automaten

Sie ist überzeugt, mit dem Automaten Neuweiler Bürger anlocken zu können, die sich beispielsweise sonntags oder spät abends mit frischen Lebensmitteln eindecken wollen. Auch Auswärtige, die durch Neuweiler fahren, könnten potenzielle Kunden sein, glaubt sie – immerhin werde der Automat an einer Durchgangsstraße aufgestellt. Für ihren Ort hofft Silvia Bühler außerdem, mit dem Automaten eine Art neuen Treffpunkt kreieren zu können.

Dass der Lebensmittelverkauf mithilfe eines Automaten funktionieren kann, zeigt beispielsweise der Regiomat von Elisabeth Kenntner-Scheible vom Hofgut Mauren bei Ehningen. Seit dreieinhalb Jahren steht er neben der Eingangstür ihres Hofladens. Kunden können dort rund um die Uhr Eier, Dosenwurst oder Käse kaufen. Und das tun sie: „Gerade am Wochenende muss ich den Automaten zwei bis dreimal befüllen“, sagt die Landwirtin Kenntner-Scheible, die eine Fläche von 170 Hektar bewirtschaftet und in ihrem Automaten ihre eigenen Produkte anbietet. Am beliebtesten bei den Kunden seien die Eier.

Automaten können auch in Städten funktionieren

Auch Kathrin Rothfuß, die Juniorchefin des gleichnamigen Hofes in Gäufelden-Tailfingen, betreibt einen Drive-In-Milchautomaten. 40 bis 50 Liter Rohmilch verkauft sie darüber an ihre Kunden pro Tag, einen Euro zahlt man pro Liter. Wer mag, kann die Milch in ein eigenes Gefäß abfüllen, wer keines dabei hat, kann vor Ort eines erwerben. Rothfuß verkauft die Milch ihrer rund 60 Kühe nur noch auf diesem Weg und beliefert keine Molkereien mehr. „Es war eine gute Entscheidung, den Automaten anzuschaffen“, sagt sie, auch wenn sie vor zwei Jahren erst mal 8000 Euro in die Anlage investieren musste.

Dass ein Lebensmittelautomat auch in Städten funktionieren kann, beweist der Fall des Herrenberger Metzgers Walter Bosch. Seit zwei Jahren verkauft er seine Waren – Wurst und Fleisch aber auch Kässpätzle oder etwa Krautschupfnudeln – auch über einen Automaten vor der Tür seines Geschäfts in der Silcherstraße. Und er ist sehr zufrieden mit der Resonanz. „Es läuft überraschend gut.“ Täglich werde der Automat neu befüllt, gerade am Wochenende oder im Sommer bei Grillwetter sei die Nachfrage sehr hoch. Mit dem Automaten möchte er auch den großen Supermärkten mit ihren langen Öffnungszeiten Konkurrenz machen – immerhin könne man an seinem Automaten auch nachts oder am Sonntag einkaufen, sagt er.