Der viel befahrene Daimler-Knoten zwischen Böblingen und Sindelfingen wird im März zur Baustelle und bis Oktober bearbeitet. Foto: factum/Granville

Kaum ist in Böblingen die Herrenberger Straße wieder geöffnet, müssen sich die Autofahrer auf weitere Bauarbeiten und damit Sperrungen einstellen. Die größten Staus wird vermutlich die Sanierung des Daimler-Knotens verursachen.

Böblingen - Stefan Belz räumt es unumwunden ein: „2018 war es sehr, sehr anstrengend, mit dem Auto durch Böblingen zu fahren.“ Das Problem ist allerdings, dass es in diesem Jahr nicht viel besser wird. Sensibel will der Oberbürgermeister deshalb mit dem Thema umgehen – und die Bürger darauf vorbereiten. Vier Baustellen listet allein seine Verwaltung für 2019 auf, und das Landratsamt hat auch noch eine in Planung. Kreisweit ist Böblingen damit wieder am meisten von Baustellen betroffen. „Sie sind zwingend notwendig“, betont Christine Kraayvanger. Es gebe keine Alternative, fügt die Baubürgermeisterin noch hinzu – und dass die Stadt eigentlich nichts dafür kann.

Sanierung des Gottlieb-Daimler-Knotens

„Unser Highlight in diesem Jahr“ nennt Jörg Aichele die Sanierung des Gottlieb-Daimler-Knotens: „Damit werden wir uns am unbeliebtesten machen“, vermutet der Leiter des Straßenbauamts im Landratsamt. Die Bauarbeiten sind schon verschoben worden, nun muss es sein: Der Straßenbelag ist abgefahren, weil dort viele Lastwagen unterwegs sind.

Die Baustellen im Überblick:

In mehreren Abschnitten wird vom 18. März an auf der Kreuzung zwischen dem Böblinger Gewerbegebiet Hulb, dem Sindelfinger Daimler-Werk und Dagersheim der Asphalt durch Betonplatten ersetzt. Dafür ist eine Vollsperrung nötig, der Beton muss lange aushärten. „Sicher kommen Beschwerden aus der Bevölkerung, weil man keine Bauarbeiter sieht“, sagt Marcel Launer, der Leiter des Böblinger Ordnungsamtes.

Brückenabriss an Wolfgang-Brumme-Allee

Vermutlich ebenfalls massiv, dafür aber kurz werden die Verkehrsbehinderungen rund um die Wolfgang-Brumme-Allee sein. Von Freitag, 8. Februar, bis Montag, 18. Februar, ist die Straße vom Friedrich-List-Platz bis zur Talstraße gesperrt. Die drei Fußgängerbrücken werden abgerissen. Da die Umleitung einfach ist, rechnet Marcel Launer nicht mit einem Verkehrschaos. In erster Linie lästig für die Anwohner wird die Sperrung der Kremser Straße vom 28. Februar an sein. Zwischen dem Schulzentrum und der Pontoiser Straße wird eine neue Fernwärmeleitung verlegt. Die Arbeiten dauern bis Mitte Juni.

Vollsperrung zwischen Teinacher Straße und Wildbergstraße

„Ein kleiner Abschnitt mit großer Wirkung“ ist nach Einschätzung des Ordnungsamtsleiters die Baustelle auf dem Maurener Weg zwischen Teinacher Straße und Wildbergstraße. Dort werden Versorgungsleitungen verlegt und der Straßenbelag erneuert. Die Vollsperrung dauert von 1. April bis Ende des Jahres. Auch dem Asphalt der Herrenberger Straße werden sich die Bauarbeiter widmen, dieses Mal von 10. Juni bis Endes Jahres zwischen der Calwer Straße und der Parkstraße: „Es ist zwar kein großer Abschnitt, aber er hat eine große Wirkung“, vermutet Marcel Launer.

Bau des neuen Autobahnanschlusses

Nach den Sommerferien gibt das Landratsamt noch den Stadtschuss für den Bau des neuen Autobahnanschlusses im Osten Böblingens. Bei der Friedrich-Gerstlacher-Straße und der Leibnizstraße „werden wir in den Verkehr eingreifen“, kündigt Jörg Aichele an. Die Überschneidung mit der Sperrung des Daimler-Knotens solle nicht allzu lang ausfallen, „sonst entstehen an beiden Enden der Stadt Engpässe“, weiß er. Erst im Jahr darauf wird der Knotenpunkt mit den zwei Kreisverkehren angegangen. „Wir wollen mit allem fertig sein, bevor der Ausbau der Autobahn losgeht“, erklärt der Straßenbauamtsleiter.

Sindelfingen hat nichts zu vermelden

Anders als Böblingen hat Sindelfingen keine größeren Baustellen zu vermelden. Der Leonberger Stadtsprecher Tom Kleinfeld führt nur die „lärmoptimierte Sanierung“ der Alten Dorfstraße in Gebersheim an, die Beeinträchtigungen mit sich bringen könnte. Aber das Stuttgarter Regierungspräsidium beschert den Leonbergern in diesem Jahr drei Baustellen: An der B 295 zwischen Leonberg und Ditzingen geht es mit der Belagserneuerung und dem Bau eines Radwegs los. „Das Staupotenzial ist eher hoch“, warnt das Baureferat. Der genaue Zeitraum dafür steht noch nicht fest. An der Landesstraße vom Seehaus bis zur Einmündung der Ramtelstraße in Leonberg soll in den Sommerferien frischer Asphalt aufgebracht werden. Außerdem beginnt Ende des Jahres die große Sanierung des Engelbergtunnels, für die fünf Jahre angesetzt sind. Tagsüber stehen dem Verkehr aber alle Fahrstreifen zur Verfügung.

Zwei Baustellen in Herrenberg

Herrenberg meldet zwei Baustellen, die die Autofahrer ausbremsen werden. Dazu zählt die Ortsdurchfahrt von Oberjesingen auf der Bundesstraße 296, die vom Frühjahr bis Ende 2020 repariert wird. Im zweiten Halbjahr folgt der Umbau der Horber Straße – unter Vollsperrung. Die Stadt rechnet mit „größeren Verkehrsproblemen auf den Umleitungsstrecken“. Die B 296 wird vermutlich auch bei Herrenberg-Kayh zur Baustelle, wo ein Anschluss zur Kreisstraße nach Tübingen hergestellt wird, kündigt das Landratsamt an. Der Förderbescheid fehlt jedoch noch.

Ein halbes Dutzend weitere Projekte

Das Landratsamt arbeitet darüber hinaus ein halbes Dutzend anderer Baustellen in diesem Jahr ab. Die Durchfahrt des Weissacher Ortsteils Flacht gehört dazu, die seit zwei Jahren läuft. „Da sind alle froh, wenn alles vorbei ist“, sagt Jörg Aichele. Aidlingen leidet ebenfalls seit drei Jahren unter einer Baustelle, momentan ist der dritte und letzte Bauabschnitt an der Kreisstraße durch den Ort erreicht. Die Kreisstraße zwischen Unterjettingen und Öschelbronn wird noch bis Ende Juni unter Vollsperrung in Ordnung gebracht. „Das war eine sehr holprige Piste“, erklärt er.

Zwischen Mitte März und Ende April fällt eine beliebte Abkürzung zur B 464 aus: In der Zeit wird die Kreisstraße zwischen Ehningen und Holzgerlingen auf Vordermann gebracht. Im Gärtringer Ortsteil Rohrau wird von September an die Serpentinenstraße zur Landesstraße nach Hildrizhausen drei Monate lang hergerichtet. Auf dem Plan steht auch ein Stück der Kreisstraße von Holzgerlingen nach Ehningen, doch vor dem Baustart braucht das Wohngebiet Hülben eine zweite Ausfahrt, sonst wäre es abgeschnitten. In der zweiten Jahreshälfte werden die Jettinger in Richtung Sulz am Eck auf eine Baustelle treffen.

Weniger Stau als 2018?

Jörg Aichele hofft, dass dieses Jahr weniger Störungen von der A 8 ausgehen. Eine Baustelle am Echterdinger Ei habe bis in den Kreis Böblingen ausgestrahlt, weil der Verkehr auf die B 464 auswich. Sie ist aber abgeschlossen. So lange die Autobahn nicht verstopft sei, gebe es weniger Probleme im nachgeordneten Netz. Weil fast alle Straßen zu den Spitzenzeiten ausgelastet sind, sind keine Kapazitäten für mehr Autos vorhanden. „Böblingen hat die Hauptlast der Staus zu tragen“, sagt Aichele. Im Rathaus selbst wagt man keine Prognose in Sachen Staus. Eine große Hoffnung ist mit der Wiedereröffnung der Schönbuchbahn im Juni verbunden. „Das Licht am Ende des Tunnels“ sieht der Tiefbauamtsleiter Frank Bader aber erst in den Jahren 2026 oder 2027 – wenn die A 81 sechsspurig ausgebaut ist.