Vor 20 Jahren hat Margit Schranner ein Konzept für die Kinderaktivwerkstatt im Scharnhauser Park entwickelt. Seitdem ist das kreative Angebot bei Jungen und Mädchen aus allen Stadtteilen beliebt.
Mit Farbe und Pinsel arbeiten die Jungen und Mädchen in der Kinderaktivwerkstatt im Scharnhauser Park. „Glücksforscher:innen gesucht“ heißt das Motto des Ferienprogramms, das die Leiterinnen Margit Schranner und Letizia Calà in dem ehemaligen Messepavillon anbieten. Seit 20 Jahren wird in dem Zweckbau gemalt, geklebt oder gegipst. „Basteln ist nicht unsere Sache“, sagt Margit Schranner und lacht. Sie möchte, „dass die Jungen und Mädchen ihrer Kreativität freien Lauf lassen“.
Vor 20 Jahren begann das Erfolgsmodell in den Bürgergärten im jüngsten Ostfilderner Stadtteil. Das wird am Samstag, 4. Mai, von 14 bis 17 Uhr mit einem großen Fest gefeiert. „Es sind viele junge Familien hergezogen“, erinnert sich Margit Schranner. Schon während der Landesgartenschau im Jahr 2002 hatte der Bürgerverein Schapanesen kreative Angebote für die Jungen und Mädchen gemacht, die im neu aufgesiedelten Stadtteil lebten. Das kam so gut an, dass die Stadt Ostfildern weitermachen wollte. 2004 stiegt die Esslinger Kunsttherapeutin und Künstlerin Schranner in das Projekt ein, das zur Kinder- und Jugendförderung gehört.
„Das war eine einmalige Chance, die Gemeinschaft in dem neuen Stadtteil zu stärken“, erinnert sich die Leiterin der Werkstatt. Die Kinderaktivwerkstatt war von Anfang an als offenes Angebot angelegt. In einer Zeit, da die Jungen und Mädchen in so vielen Zwängen steckten, findet Schranner ein solches Angebot unverzichtbar. Anfangs hat die evangelische Bonhoeffer-Kirchengemeinde das Projekt unterstützt und eine 20-Prozent-Stelle finanziert – das war auf drei Jahre befristet. Da immer mehr Kinder in die Kreativwerkstatt kamen, stockte die Stadt Ostfildern das Personal kontinuierlich auf. Inzwischen gibt es zwei feste 50-Prozent-Stellen.
Freiraum für Bewegung und für Ruhe
Aus dem ehemaligen Messepavillon, der nicht einmal über sanitäre Anlagen verfügte, hat die Stadt Ostfildern ein kindgerechtes Gebäude gemacht, das mit einer kleinen Küche und mit Toiletten ausgestattet ist. Auf der Ablage der kleinen Küchenzeile stehen Äpfel, Bananen und Getränke. Wenn die Sechs- bis Zwölfjährigen spontan Hunger bekommen, ist für alles gesorgt. „Pausen sind sehr wichtig“, findet Schranner. Deshalb dürfen die Kinder zwischendurch auf den Flieger-Spielplatz, um sich auf Schaukeln oder an den Klettergerüsten auszutoben. Wer mal seine Ruhe haben möchte, darf auf den Sitzkissen in der Leseecke entspannen.
Dass die Jungen und Mädchen es lieben, mit Pinsel und Farbe die Töpfe so ganz ohne Vorgaben zu bemalen, spürt man schnell. Danach sind Tüftler gefragt. Vorsichtig nehmen die Kinder gelbe, rote und blaue Mosaiksteine aus einer Plastikkiste und kleben sie auf die glatten Tontöpfe. Margit Schranner und Letizia Calà machen die Runde in der Werkstatt und geben Tipps. „Wir reden niemandem drein“, sagen die beiden Kunsttherapeutinnen. Sie sind beim Kreisjugendring Esslingen angestellt, der Träger der Kinder- und Jugendförderung ist. Schranner ist glücklich, dass sie ihr kunsttherapeutisches Konzept im jüngsten Stadtteil Ostfilderns „mit so viel Hilfe“ umsetzen durfte. Wichtig ist ihr, dass die Kinderaktivwerkstatt Jungen und Mädchen aus allen Stadtteilen zusammenbringt. Deshalb knüpft die kreative Künstlerin mit viel Elan Kontakte.
Schranner fördert zudem den Kontakt mit den Eltern. „Anfangs haben die Mütter und Väter das Kreativprogramm auch mit betreut“, erinnert sie sich. „Doch die Organisation war schwierig.“ Um die Kinder gut begleiten zu können, bedürfe es einiger Kenntnisse. Immer wieder neue Kräfte einzuarbeiten, sei kaum machbar. Deshalb ist sie froh, inzwischen mit jungen Menschen arbeiten zu dürfen, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Praktikum absolvieren. Die beiden Kunsttherapeutinnen Schranner und Calà bilden auch Studierende von der Nürtinger Hochschule mit aus. „Sie bringen frische Ideen mit“, sagt Schranner. Das ist aus ihrer Sicht in großer Gewinn für die Kinder.
Demokratie lernen in der Kinderkonferenz
Die Vielfalt der Angebote ist groß. Mal basteln die Kinder kleine Kunstwerke aus Müll. Dann bauen sie Stabpuppen oder fertigen Schalen aus Gips. „Das Programm besprechen wir in der Kinderkonferenz“, berichtet die Leiterin der Werkstatt. Denn dem Team ist es wichtig, dass die Jungen und Mädchen im Miteinander demokratische Strukturen einüben. „Das geht doch auch spielerisch“, findet Margit Schranner.
Nach 20 erfolgreichen Jahren macht es die Initiatorin stolz, dass die Kinder trotz Smartphones und digitaler Medien so viel Lust am Gestalten mitbringen. Mit ihrer motivierenden Art verführt sie den Nachwuchs, künstlerisch aktiv zu werden. Die Leidenschaft, mit der die Kinder malen, Mosaiksteine kleben oder Konturen auf die Töpfe zeichnen, steckt an. Viele hätten daheim nicht die Möglichkeit, ihre Talente zu entfalten, erklärt die Kunsttherapeutin. Ihnen möchte sie Freiräume für die Fantasie öffnen.
Die Kinderaktivwerkstatt feiert
Erfolgsmodell
Seit 20 Jahren arbeitet die Werkstatt mit Sechs- bis Zwölfjährigen im Scharnhauser Park am Ende der Ricarda-Huch-Straße in den Bürgergärten erfolgreich. Das feiert das Team am Samstag, 4. Mai, von 14 bis 17 Uhr mit einem Familienfest. Dabei treffen sich Jung und Alt bei Kaffee und Kuchen.
Figurentheater
Die Wahrnehmung für Kunst und für die eigene Umwelt schärfen – das ist eines der Ziele der Werkstatt. Zum Familienfest am 4. Mai tritt das Figurentheater Berta von 15 Uhr an auf und spielt das Stück „Die Krumpflinge“. Beim Familienfest dürfen Erwachsene hinter die Kulissen der Werkstatt schauen.
Mitbestimmen
Eine Besonderheit ist, dass die Kinder in der Werkstatt ihr Programm mitplanen. Am Donnerstag, 11. April, ist um 16 Uhr die Kinderkonferenz. Da planen die Jungen und Mädchen mit dem Team das Programm für den Monat Mai. Weitere Termine unter https://kiju-ostfildern.de/kinderaktivwerkstatt/