Die Trockenheit und die Weiße Fliege habe den Krautköpfen zu schaffen gemacht. Foto: Caroline Holowiecki

Das beliebte Krautfest: abgesagt. Die Krauternte: durchschnittlich. Die Vereine: enttäuscht. Die Menschen in Leinfelden-Echterdingen wollen den Herbst aber trotzdem feiern. Wir erklären, wie dennoch Stimmung aufkommen soll.

Leinfelden-Echterdingen - Das Jahr 2020 hat sowieso schon wenig Positives hervorgebracht, und auch als Krautjahr wird es nicht in die Geschichte eingehen. Die Menschen in Leinfelden-Echterdingen müssen sich mit einer durchschnittlichen Ernte ihrer Lieblingsgemüsesorte begnügen. Das überregional bekannte Filderspitzkraut, das im Stadtgebiet auf zusammengenommen neun Hektar angebaut wird, hat es in diesem Jahr schwer gehabt.

„Jeder weiß, wie der Sommer war“, sagte der Musberger Gemüsebauer Frank Stäbler am Donnerstag zum offiziellen Start der Krauternte. Zu heiß und zu trocken sei das Wetter gewesen, vor etwa drei Wochen habe er daher die etwa 3000 Pflanzen, die er auf einem Feld am Ortsrand anbaut, bewässert, „ohne Zusatzberegnung hätte es dieses Jahr nicht viel Kraut gegeben“.

Der OB bereitet mit einem Sternekoch ein Krautgericht zu

Nicht nur die Größe der Köpfe hat augenscheinlich unter dem Wetter gelitten. Auch Schädlinge haben das Gemüse befallen. „Mit der Weißen Fliege ist es brutal“, sagte Frank Stäbler beim Blick über seinen Acker, aus dem die kleinen Insekten in großer Zahl aufstiegen. Die etwas getrübte Stimmung zieht sich heuer durch ganz Leinfelden-Echterdingen. Das Krautfest, der Höhepunkt im Kulturkalender der Stadt, ist coronabedingt abgesagt. „Wir können nicht 40 000 Menschen zusammenkommen lassen“, betonte Angelika Goldak, die Wirtschaftsförderin.

Auf das Aus der Traditionsveranstaltung hatten sich alle Beteiligten – die Stadtverwaltung, der Vereinsring Echterdingen samt der seit 2017 ausgegliederten Gesellschaft KE Krautfest Echterdingen UG, der Vereinsring Leinfelden, die Dorfgemeinschaft Musberg und die Bürgergemeinschaft Oberaichen – bereits im Mai geeinigt. Schon damals aber war der Wunsch geäußert worden, zumindest eine virtuelle Version des Krautfestes abzuhalten – keine Hocketse, dafür aber eine Guggetse. Nun, vier Monate später, steht das Alternativprogramm. Und auch der Termin ist gefunden. Am Sonntag, 18. Oktober, steigt das 42. Krautfest im Internet. Um 11 Uhr beginnen Live-Streams über www.myle.de/filderkrautfest, also über die Homepage des Bundes der Selbstständigen. Gleich zum Start wird Oberbürgermeister Roland Klenk mit dem Sternekoch Marco Akuzun ein Krautgericht zubereiten, und die Leute sollen es den beiden daheim gleichtun. Die Zutatenliste wird vorab online und im Amtsblatt veröffentlicht, außerdem kündigt Angelika Goldak Flyer an, die in diversen Geschäften im Ort ausgelegt werden sollen.

Für die Vereine bedeutet die Absage einen Totalausfall

Bis 17 Uhr sind etliche virtuelle Programmpunkte vorgesehen. Ein digitaler Fermentier-Workshop ist ebenso geplant wie die Liveübertragung eines Konzertes und einer Modenschau. Und auch das traditionelle Krautkopfschmücken soll steigen – per Bilder-Upload und Online-Voting. Der Kehraus soll dem Theater unter den Kuppeln vorbehalten sein.

Trotz aller Bemühungen, im Chaos-Jahr 2020 wenigstens noch ein bisschen Stimmung aufkommen zu lassen: Für die Vereine in der Stadt bedeutet die Absage des Krautfestes „mehr oder weniger einen Totalausfall“, sagte Thomas Stierle, der Vorsitzende des Vereinsrings Echterdingen, in dem 38 Clubs organisiert sind. „Wir hatten dieses Jahr schon kein Bürgerfest, kein Maibaumaufstellen, nada“, sagte Stierle. Durch die Absage der herbstlichen Großveranstaltung fehlten wichtige Einnahmen, aber vor allem menschliche Begegnungen. Thomas Stierle ist auch Ehrenvorstand im Musikverein Stetten, „ich habe die meisten seit März nicht mehr gesehen. Das kann man nicht kompensieren“.