Bisher stehen noch keine Medikamente zur Verfügung, um die Ursachen von Long-Covid zu bekämpfen. Foto: dpa/Sina Schuldt

Die Kraftreserven sind aufgebraucht und füllen sich nicht mehr auf – nicht nach Tagen, nicht nach Wochen. Extreme dauerhafte Erschöpfung als Krankheitsbild wurde auch vor der Coronakrise immer häufiger diagnostiziert.

Stuttgart - Als Long-Covid bezeichnet ist die krankhafte dauerhafte Erschöpfung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten. Eine Erschöpfung die durch ausruhen und Schlaf nicht zu beheben ist.

„Das Fatigue-Syndrom äußert sich in einem unüberwindlichen, anhaltenden Gefühl der körperlichen und/oder geistigen Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich physisch und mental weniger leistungsfähig als früher. Selbst an sich normale körperliche Aktivitäten wie Zähne putzen, Kochen, Telefonieren, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen werden überwiegend als kaum durchführbar empfunden und von unverhältnismäßiger Erschöpfung begleitet“, so Dr. Hans-Peter Zipp, Arzt bei der AOK Baden-Württemberg.

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Die AOK veröffentlichte nun die Erkrankungszahlen für den Bereich Stuttgart und Böblingen. Der erschreckende Trend: Im Zeitraum von 2015 bis 2020, also schon vor der Coronakrise, erhöhten sich die Zahl der Diagnosen jährlich um 9,3 Prozent.

Aktuellen Studien zufolge hat jeder Zehnte, der nur leicht an Covid-19 erkrankt war, ein halbes Jahr später noch Symptome und leidet damit an Long-Covid. Anders als die auch als Fatigue bezeichnete bleierne Müdigkeit nach einer Krebserkrankung, lässt sich das Chronische Fatigue-Syndrom, wie es nach Covid-19 auftritt, nicht wegtrainieren. Schon geringe Anstrengungen führen zum Rückfall. Forscher gehen davon aus, dass infolge der Infektion die Feinsteuerung des Nervensystems gestört ist. Dies hat beispielsweise Auswirken darauf, wie das Blut auf die Organe verteilt wird, die es gerade besonders dringend benötigen – sei es die Muskulatur oder das Gehirn.

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Bisher stehen keine Medikamente zur Verfügung um die Ursachen dieser Krankheit zu bekämpfen. Die Behandlung des chronischen Fatique-Syndroms zielt daher insbesondere darauf ab, Symptome der Erkrankung zu lindern und Überanstrengung zu vermeiden, die zu einer Verschlechterung der Beschwerden führt. Dazu gehört es auch, dass Patienten ihren Lebensstil der Krankheit anpassen. Stress sollte reduzieren und Überbelastungen vermieden werden.