Die RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim stehen vor einer Herausforderung: Mit einem Defizit von rund 40 Millionen Euro und der Unsicherheit über die Auswirkungen der Krankenhausreform müssen sie ihre Strategie überdenken.
Ob die im Dezember beschlossene Krankenhausreform die geplante Entlastung bringt und damit auch Druck von den RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim nimmt, steht noch in den Sternen. Doch die bereiten sich so weit wie möglich vor.
Denn fest steht: Mit einem Defizit von rund 40 Millionen Euro können weder die Kliniken noch der Landkreis, der die roten Zahlen ausgleicht, lange durchhalten. Der Aufsichtsrat hatte deshalb ein Konsolidierungsprogramm in Auftrag gegeben, bei dem erst einmal sämtliche Kosten analysiert wurden. Ziel sei es,„Wirtschaftlichkeitspotenziale zu realisieren und das Unternehmen zu stabilisieren“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Modernisierung der Medizintechnik
Interessant: Im Unternehmensplan 2025 stehen vor allem notwendige Maßnahmen zur Ertüchtigung der Medizintechnik und der Immobilien im Mittelpunkt. Am Klinikum Ludwigsburg sollen nach und nach die bettenführenden Bereiche modernisiert werden, auch am Standort Bietigheim stehen laut Axel Hechenberger, dem kaufmännischen Geschäftsführer, die Modernisierung der Patientenbereiche im Mittelpunkt. In Ludwigsburg sind zudem für die medizinische Ausstattung mehrere Beschaffungen in Höhe von rund 13 Millionen Euro geplant, für die laut Hechenberger überwiegend Fördermittel eingesetzt werden. Dazu gehört der Ersatz von zwei Linearbeschleunigern für die Krebsbehandlung ebenso wie Investitionen in einen Computertomographen und eine Patientenüberwachungseinheit.
Neubaupläne in der Schwebe: Modernisierung statt Neubau?
Interessant ist das Ganze deshalb, weil immer wieder über den Neubau eines Zentralklinikums an anderer Stelle diskutiert worden ist. Hintergrund ist der Zustand der in die Jahre gekommenen Hochhausbauten des Ludwigsburger Krankenhauses ebenso wie die Entwicklung hin zu einer zunehmend ambulanten Versorgung, durch die die derzeit zumindest theoretisch verfügbaren 1006 Betten überdimensioniert erscheinen, auch wenn mangels Pflegekräften gar nicht alle belegt werden können. Auch sollte der Bereich in der Ludwigsburger Harteneckstraße – von der ehemaligen Pflegeschule bis zur Sozialpädiatrie – abgerissen und neu bebaut werden. Sind die Überlegungen nun, auch angesichts leerer Kassen, damit hinfällig?
Strategieprozess bis Ende 2025
„Derzeit kann noch keine Festlegung auf bestimmte Szenarien, wie ein Zentralklinikum, erfolgen“, berichtet eine Sprecherin der RKH Kliniken. „Die vom Aufsichtsrat beauftragte Unternehmensstrategie ‚Gemeinsam Gesundheit gestalten’ wird diese Gegebenheiten berücksichtigen.“ Im Strategieprozess sollen die Abteilungen vor dem Hintergrund der Leistungsgruppen analysiert und neu positioniert werden, um Schwerpunkte zu setzen. Die zentrale Fragestellung laute: Welche Leistungen könne in welchem Umfang wo sinnvoll und wirtschaftlich für die Versorgung der Menschen angeboten werden? „Die Leistungsgruppen sollen bis Ende 2025 festgelegt werden, bis dahin werden wir gemeinsam mit den Führungskräften, den Gremien und dem Sozialministerium die Strategie abstimmen“, so die Information der RKH Kliniken.
Leistungsgruppen als Schlüssel zur Zukunft der RKH Kliniken
Eine wichtige Rolle bei der Krankenhausreform spielen die sogenannten Leistungsgruppen, durch die die Krankenhäuser durch das Sozialministerium Baden-Württemberg neu organisiert werden. Konkret bedeutet das, dass nicht jedes Krankenhaus alle medizinischen Leistungen erbringen darf. Zudem wird es wohl zu einem Bettenabbau kommen. Dazu soll die sektorenübergreifende Versorgung gestärkt und die ambulante und stationäre Versorgung sowie die Rehabilitation und die außerstationäre Pflege sollen vernetzt werden. Details aus dem Sozialministerium stehen wohl erst Ende das Jahres fest. Im zweiten Quartal wird von der Klinikleitung die Unternehmensstrategie „Gemeinsam Gesundheit gestalten“ entwickelt, um sich auf die durch die Krankenhausreform veränderten Rahmenbedingungen einzustellen und die Wirtschaftlichkeit kontinuierlich zu verbessern. Der Klinikenverbund solle zukunftssicher werden, so Marc Nickel, medizinischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung. Er sehe „die Verteilung der Leistungsgruppen als wichtige Chance, gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden die Zukunft unserer Kliniken aktiv zu gestalten und eine optimale Gesundheitsversorgung für die Menschen in der Region zu gewährleisten. “
Zweifel an der Krankenhausreform
So recht scheint man bei den RKH Kliniken aber nicht an die Sinnhaftigkeit der Reform zu glauben, auch wenn man sich natürlich dennoch auf sie einstellen muss. Insgesamt, heißt es in der Pressemitteilung, stelle die immer noch prekäre wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland und die am 12. Dezember 2024 beschlossene Krankenhausreform die stationäre Versorgung im gesamten Bundesgebiet weiterhin vor enorme Herausforderungen. Zitiert wird der Vorstandsvorsitzenden der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold. Aus dessen Sicht werde die Reform den Krankenhäusern und der Versorgung in Baden-Württemberg erheblichen Schaden zufügen. Sie werde keine Entökonomisierung, keine Sicherung der Krankenhäuser im ländlichen Raum und keine Qualitätsverbesserung bringen. Stattdessen werde sie zu mehr Bürokratie und einer noch schlechteren Finanzierung führen.