Den Krankenhäusern im Land geht es schlecht: 77 Prozent von ihnen erwarten im laufenden Jahr weitere Defizite. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die Krankenhaus-Gesellschaft Baden-Württemberg schreibt einen Brandbrief an alle Bundestagsabgeordneten aus dem Land. Es geht um ein drohendes Defizit von 800 Millionen Euro.

Die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die gesamte Kliniklandschaft Deutschlands in Bewegung gebracht. Wie angespannt die Situation ist, zeigt ein Brandbrief der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) an die Bundestagsabgeordneten aus dem Südwesten, der unserer Zeitung vorliegt. Darin spricht der Vorstandsvorsitzende Heiner Scheffold, Landrat des Alb-Donau-Kreises, von einer „höchst besorgniserregenden“ Situation der Krankenhäuser im Südwesten und warnt vor „unkontrollierten Insolvenzen auch größerer Häuser“.

77 Prozent der Kliniken erwarten negativen Jahresabschluss

Aufgeschreckt hat Scheffold eine Umfrage der BWKG. Darin äußern 77 Prozent der Kliniken im Land die Erwartung eines negativen Jahresergebnisses. Das würde nochmals eine Steigerung zum vergangenen Jahr bedeuten, in dem 62 Prozent der Häuser defizitär arbeiteten. Das kumulierte Defizit des Jahres 2022 belaufe sich auf „rund 500 Millionen Euro“. Die BWKG fragte auch nach der Entwicklung für 2023. Das Ergebnis: „Daraus ergibt sich für 2023 eine Defizit-Erwartung in Höhe von rund 800 Millionen Euro für Baden-Württemberg, also ein Anstieg um 60 Prozent in nur einem Jahr.“

Belastungen durch Entscheidungen der Bundesregierung

Die Krankenhausgesellschaft rechnet vor, dass annähernd die Hälfte des erwarteten Defizits, nämlich 375 Millionen Euro, „auf drei politische Maßnahmen der Bundesregierung aus den letzten sechs Monaten“ zurückgeht. Hinzu kommt, dass die Kliniken hohe Tarifabschlüsse erwarten. Scheffold mahnt, dass die „Krankenhäuser diese Belastungen nicht mehr verkraften“. Es sei „dringendes politisches Handeln erforderlich“. Die BWKG ruft die Abgeordneten aus dem Land auf, „noch vor der Sommerpause“ ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die kostentreibenden Effekte dämpft.

Kliniken wollen nicht auf große Krankenhausreform warten