Die Zukunft des Krankenhausgeländes ist nach wie vor nicht fix. Foto: Archiv (KS-Images.de / Karsten Schmalz

In Marbach sorgt man sich, dass die für den Gesundheitscampus ausgehandelte Lösung doch noch aufgeweicht wird. Ganz unbegründet scheint diese Befürchtung nicht zu sein.

Marbach - Es wurde über mehrere Jahre hinweg intensiv, bisweilen auch hitzig über die Zukunft des Marbacher Krankenhausgeländes diskutiert, ehe sich vor gut einem Jahr alle Parteien, von Vertretern der Stadt, über die RKH Kliniken bis hin zum Landkreis, endlich auf eine Lösung verständigen konnten: Der Gesundheitscampus sollte mit einem zweiten Ärztehaus, einem Seniorenzentrum sowie einer Pflegeschule samt Wohnungen bestückt werden. Nun macht sich in der Schillerstadt jedoch die Sorge breit, dass dieser Kompromiss, kurz vor der Unterzeichnung eines städtebaulichen Vertrags, doch noch bröckeln könnte.

Aus Marbacher Sicht steht das Konzept

Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost wollte am Rande der Gemeinderatssitzung am Donnerstag zwar nicht ins Detail gehen, deutete aber an, dass im Hintergrund über den ausgehandelten Lösungsansatz durchaus weiter diskutiert wird. Dabei gibt es aus Sicht der Schillerstadt nichts mehr an den ins Auge gefassten Bausteinen zu rütteln. „Die Stadt Marbach steht voll hinter den Vereinbarungen“, betonte Trost. Es sei nun aber an der Zeit, dass nach sechs Jahren der Verhandlungen „auch der Kliniken-Aufsichtsrat und der Landrat Farbe bekennen“ und es auf dem Gelände vorangehe. In einem flammenden Appell hatte zuvor schon der Freie Wähler Michael Herzog die verantwortlichen Gremien gebeten, nun Nägel mit Köpfen zu machen. „Wir hoffen und wünschen, dass jetzt nicht versucht wird, diesen Vertrag wieder aufzuschnüren und einzelne Abschnitte zu ändern oder gar zu streichen“, sagte Herzog, der selbst Arzt ist. Passiere auf dem Gelände nicht bald etwas, laufe man Gefahr, „dass eine ausgediente Ruine zurückbleibt, die immer mehr verwahrlost“.

Prioritätenliste geplant

Landrat Dietmar Allgaier kann nachvollziehen, dass man in Marbach gerne Tatsachen schaffen würde, will aber keine falschen Versprechungen machen. Schließlich gebe es auch bei den Häusern in Ludwigsburg und Bietigheim, die ebenfalls zum Klinikenverbund gehören, einen Investitionsbedarf. „Und wir können auch nicht alles parallel stemmen. Wir reden hier von einem Investitionsvolumen für alle drei Häuser für die nächsten Jahre von insgesamt rund einer halben Milliarde Euro“, erklärt der Chef des Kreishauses. Insofern werde es als Nächstes darum gehen, eine Prioritätenliste zu erstellen und auf der Grundlage einen Zeitplan zu entwickeln.

Erstes Haus schon nicht voll belegt

Beides Themen, die just auch bei einer Klausurtagung des Klinikenaufsichtsrats an diesem Wochenende im Schwarzwald auf der Tagesordnung stünden, wie Allgaier berichtet, der zudem keinen Hehl daraus macht, dass die ursprünglich für Marbach ausgehandelte Vereinbarung vielleicht tatsächlich nochmals überarbeitet werden muss. Und zwar im Hinblick auf ein zweites Ärztehaus. Zunächst müsse der Fokus darauf liegen, die schon bestehenden Räumlichkeiten für Mediziner voll zu belegen. So habe sich die Handchirurgie mittlerweile von dort verabschiedet. Erst wenn das erste Haus wieder unter Volllast fahre und sich darüber hinaus ein weiterer Bedarf abzeichne, solle über einen zweiten Gebäude-Komplex nachgedacht werden, sagt Allgaier. Insofern kann er sich vorstellen, dass das zweite Ärztehaus am Ende im Vertrag schon auftaucht – aber die Umsetzung an Voraussetzungen geknüpft wird.

Fachkräfte selbst heranziehen

Nicht zur Debatte steht für den Landrat indes die Pflegeschule. Er erinnert daran, dass viele Krankenhäuser und Altenheime händeringend Fachkräfte suchen. Diesem Dilemma könne mit der Ausbildungsstätte vor Ort entgegengewirkt werden. „Wir müssen die Mitarbeiter selbst qualifizieren“, findet Allgaier. So entstehe auch eine engere Bindung der Angestellten. Überzeugt ist der Landrat ferner von der Ansiedlung eines Seniorenzentrums auf dem Gesundheitscampus. „Das ist für uns gesetzt“, betont er. Allerdings müsse die Stadt Marbach überlegen, wie die verkehrliche Erschließung funktionieren soll und wo Parkplätze angesiedelt werden könnten.

Unterm Strich spreche aus seiner Sicht aber nichts dagegen, demnächst mit den Verträgen in die zuständigen Gremien zu gehen und einen Haken daran zu machen.