Das Klinikpersonal kann kaum kontrollieren, ob Fremde berechtigt auf der Station sind. Foto: dpa

Wer im Krankenhaus liegt, denkt eher weniger an mögliche Diebe. Doch dass die durchaus in Kliniken zu Werke gehen, zeigt sich an einem besonders dreisten Stuttgarter Fall.

Stuttgart - Wer ins Krankenhaus muss, hat eigentlich Sorgen genug. Was eine 72-jährige Patientin erleben musste, ist allerdings ein Albtraum. Die Frau wurde von einem unbekannten Dieb gleich zweimal ins Visier genommen – sowohl in der Klinik als auch zu Hause. Die Polizei versucht nun auf die Spur des Täters zu kommen.

Es passierte im Patientenzimmer eines Stuttgarter Krankenhauses, am Montag irgendwann zwischen 12.30 und 17 Uhr. Die 72-Jährige hatte mit ihren Wertsachen „eigentlich alles richtig gemacht“, wie Polizeisprecher Stephan Widmann feststellt. Ihr Rucksack mit Bargeld, Ausweisen und Schlüsseln war im Spind des Schranks eingeschlossen. Den oder die Täter konnte dies allerdings nicht aufhalten: Der Spind wurde aufgebrochen und der Rucksack gestohlen. Die Tat wurde offensichtlich lange Zeit nicht bemerkt. Am Abend dann alarmierten Krankenhausbeschäftigte die Polizei.

Die Tür steht offen, das Licht brennt

Wie sich bald herausstellte, hatte sich der Täter nicht mit den Beutestücken aus dem Rucksack zufrieden gegeben. Mit den Schlüsseln und der Adresse des Opfers machte er dreist noch einen Hausbesuch in der Wohnung in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen). Dort durchwühlte er die Räumlichkeiten nach weiteren Wertgegenständen.

Als die ermittelnde Polizei am Abend an der Wohnadresse der Patientin nach dem Rechten schauen wollte, bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen: Der Dieb hatte auch dort seine Spuren hinterlassen. Die Wohnungstür stand offen, und drinnen brannte das Licht. Ein Unbekannter hatte ganz offensichtlich Schränke und Schubladen durchsucht und eine gewisse Unordnung hinterlassen. „Ob und was bei diesem zweiten Diebstahl erbeutet wurde, ist noch unklar, weil das Opfer dies bisher nicht überprüfen konnte“, sagt Polizeisprecher Widmann. Die Ermittlungen dauern an.

Oft sind die Patienten gar nicht im Zimmer

Die Polizei weist darauf hin, in Krankenhäusern besonders auf Wertsachen aufzupassen – und so wenig Geld wie möglich mitzunehmen. Denn Kliniken sind mit ihrer unüberschaubaren Anzahl von Besuchern ein begehrter Tatort für Langfinger. Für das Pflegepersonal, mit der Versorgung der Patienten reichlich ausgelastet, ist es nahezu unmöglich, jeden Fremden zu kontrollieren, ob er sich auch berechtigterweise auf einer Station aufhält. Diebe nutzen dabei auch die Tatsache aus, dass Patienten oft wegen Untersuchungen oder gar Operationen für längere Zeit abwesend sind. Dabei können die Langfinger zumeist ungestört in den leeren Zimmern ans Werk gehen.

Den letzten größeren Fall in Stuttgart hatte es Anfang November vergangenen Jahres gegeben, als gleich zwei Kliniken ins Visier von Dieben gerieten. Die Täter durchsuchten in den Krankenhäusern in der Innenstadt und im Stuttgarter Westen aber nicht die Patientenzimmer, sondern gezielt die Spinde und Kaffeekassen der Mitarbeiter. Dabei agierten sie in mehreren Stockwerken und konnten auf diese Weise mehrere Hundert Euro erbeuten. Anschließend verschwanden sie spurlos.